Handels- und Textilverbände fordern "branchen-offenen" Hilfsfonds
(Stuttgart) - Der Handelsverband Baden-Württemberg und der Wirtschafts- und Arbeitgeberverband Südwesttextil fordern einen branchenoffenen Entschädigungsfonds für die Wirtschaft im Land. Sie wenden sich damit gegen die Pläne der Landesregierung, einzelnen Branchen millionenschwere Zuschüsse zu gewähren. "Abwrackprämien hier, Geldgeschenke dort, und gleichzeitig fallen etliche Branchen durch den Rost - das ist Wirtschaftspolitik nach Nasenfaktor, das geht nicht", sagt Südwesttextil-Hauptgeschäftsführer Peter Haas. Seine Kollegin vom Handelsverband, Hauptgeschäftsführerin Sabine Hagmann, betont, dass die Händler und mit ihnen die Hersteller der angebotenen Waren unverschuldet in Not geraten sind. "Wir wurden zwangsgeschlossen und haben seit Wochen keine Umsätze mehr." Vereinzelte Branchenförderungen würden Mittelständler vieler anderer Wirtschaftszweige an der gemeinwohlorientierten Politik der Landesregierung zweifeln lassen. Der Ministerpräsident habe in seiner Regierungserklärung vom 28. April selbst gesagt: "Wir lassen niemanden im Stich. Und unterstützen alle."
Eine Besser- oder Schlechterstellung bestimmter Branchen sei auch rechtlich problematisch, so Hagmann. Auch die Teilöffnung des Handels habe bislang nicht dazu geführt, dass sich die Situation im Handel merklich verbessert hätte. Das wirkt sich spiegelgleich auch auf die Situation in der Textil- und Bekleidungsindustrie aus. "Das Umsatzminus im Handel liegt bei bis zu 90 Prozent und das vermutlich noch für Wochen", stellte Hagmann klar. Gerade im Modebereich sei Ware zudem so verderblich wie Obst und Gemüse - Umsätze, die also unwiderruflich verloren seien. Dabei ist die Ware natürlich vollständig von den Unternehmen vorfinanziert worden, so Hagmann.
Schon bei den Soforthilfen, die nur für Betriebe bis 50 Mitarbeiter gelten, seien viele Betriebe vergessen worden, so Südwesttextil-Chef Haas. Der Verweis auf die KfW-Kredite sei verfehlt gewesen, weil die dortigen Kreditprüfungen und Bedingungen nichts mit einer unkomplizierten Liquiditätsbrücke zu tun hätten. "Wir erwarten, dass unsere Firmen in Textilindustrie und Handel, also über 40.000 Betriebe mit 520.000 Arbeitsplätzen und 18.000 Ausbildungsplätzen nicht abermals links liegen gelassen werden, sondern als wichtiger Teil der baden-württembergischen Wirtschaft und Garant für einen starken Mittelstand anerkannt werden", so Hagmann vom Handelsverband.
⁄ Die Textil- und Bekleidungsindustrie ist Deutschlands zweitgrößte Konsumgüterindustrie und bei technischen Textilien Weltmarktführer.
⁄ Südwesttextil vertritt die Interessen der Branche in Baden-Württemberg. Der Wirtschafts- und Arbeitgeberverband ist eine Gemeinschaft von rund 200 Unternehmen mit 7 Mrd. Euro Umsatz und 24.000 Beschäftigten.
⁄ Viele sind wichtige Zulieferer für die Autoindustrie, Luft- und Raumfahrt und Medizin oder machen mit attraktiver Mode und hochwertigen Heimtextilien den Alltag schöner und komfortabler.
⁄ Südwesttextil ist Berater für seine Mitglieder, Netzwerker in Politik und Wirtschaft, Sozialpartner in der Tarifpolitik, Förderer der Textilforschung und des Engagements für soziale und ökologische Standards.
Textil aus Baden-Württemberg ist der Stoff, aus dem die Zukunft ist.
Der Handelsverband Baden-Württemberg vertritt die politischen Interessen von über 40.000 Handelsunternehmen in Baden-Württemberg. Der Handel stellt den drittgrößten Wirtschaftszweig dar mit 500.000 sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmern, ca. 18.000 Auszubildenden und einem Umsatz von ca. 90 Mrd. Euro. Der Verband bietet zudem mit der Dienstleistungsplattform www.handel-scout.de eine Art "Wikipedia" für den Handel an, welche angereichert mit Partnern aus den einzelnen Dienstleistungsbereichen und deren Wissen, für einzelne Bereiche Lösungen darlegen. Das daran angegliederte Weiterbildungsangebot www.handel-scout-akademie.de setzt sich aus zwei Bausteinen zusammen: Präsenzschulungen und E-Learning.
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