Pressemitteilung | DIHK - Deutscher Industrie- und Handelskammertag e.V.

Handel mit Mercosur? Die EU regelt das

(Berlin) - Frischer Wind für die Handelsbeziehungen mit Lateinamerika: Nach 20 Jahren und 38 Verhandlungsrunden ist am 28. Juni 2019 der Verhandlungsdurchbruch bei der Gestaltung von fortschrittlichen Handelsregeln Europas mit den Mercosur-Ländern Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay gelungen. In den nächsten Monaten steht nun die Ratifizierung des aktuell relevantesten EU-Abkommens an. Was heißt das für die deutsche Wirtschaft konkret?

Abkommen birgt großes Potenzial
Weltweit macht zunehmender Protektionismus den international tätigen Unternehmen zu schaffen. Eine ambitionierte europäische Handelspolitik ist Grundvoraussetzung für den internationalen Erfolg deutscher Betriebe. Das ehrgeizige und für beide Seiten ausgewogene EU-Mercosur-Abkommen setzt hierfür die richtigen Akzente: Es kann im Laufe der nächsten Jahre fast alle Zölle zwischen der EU und dem Mercosur-Raum abschaffen, den Dienstleistungshandel erleichtern, öffentliche Beschaffungsmärkte öffnen, regulatorische Kooperation vereinfachen und 350 traditionelle europäische Spezialitäten wie Schwäbische Spätzle oder Bayerisches Bier auch im Mercosur schützen.
Und: Das EU-Abkommen hat ein dezidiertes Mittelstandskapitel, damit auch kleinere und mittelständische Unternehmen (KMU) von dem Abkommen profitieren können. Bisher unterliegen 85 Prozent der europäischen Ausfuhren in den Mercosur - einem Markt mit über 260 Millionen Konsumenten - einem Zoll. Das verursacht Kosten in Höhe von jährlich vier Milliarden Euro für deutsche und europäische Unternehmen. 12.500 deutsche Betriebe exportieren in den Mercosur-Raum, 72 Prozent von ihnen sind KMUs. Die deutschen Ausfuhren allein nach Brasilien lagen 2018 bei knapp 10 Milliarden Euro - 10,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Das jährliche Exportvolumen ist damit immerhin vergleichbar mit den Exporten nach Portugal oder Kanada. São Paulo ist zum Beispiel einer der größten Standorte der deutschen Industrie weltweit. Das zeigt das große wirtschaftliche Potenzial, welches bei einer Ratifizierung des EU-Mercosur-Abkommens erschlossen werden kann. Marktchancen für deutsche Unternehmen liegen etwa in den Bereichen Maschinenbau, Automobilbau und Ernährungsindustrie, wo der Mercosur bisher weltweit mitunter die höchsten Zölle erhebt.

Traditionelle Partnerschaften stärken
Das Abkommen gibt Europa und seinen Unternehmen einen wichtigen Zeitvorteil, da es das erste Mercosur-Abkommen mit einem bedeutenden Handelspartner darstellt. Aber andere große Wettbewerbsnationen sind in der Region zunehmend aktiv. Der Mercosur-Block verhandelt etwa mit Südkorea oder Kanada und hat mit den EFTA-Staaten Schweiz, Norwegen, Island und Liechtenstein kurz nach der EU ebenfalls eine Grundsatzeinigung erzielt. Die EU sollte daher den anstehenden Ratifizierungsprozess zeitnah voranbringen. Gleichzeitig sollte die EU handelspolitisch mit weiteren Partnern in der Region vorangehen, um traditionelle Partnerschaften auch wirtschaftlich zu stärken.

Kernaspekt Nachhaltigkeit
Alle Beteiligten haben sich im Abkommen auf klare Standards zum Umweltschutz verständigt. Sie haben sich außerdem verpflichtet, das Pariser Klimaschutzabkommen umzusetzen. Daran müssen sich am Ende alle Partner halten - auch die brasilianische Regierung. Für die deutsche Wirtschaft steht fest: Je stärker die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Lateinamerika sind, desto besser sind auch die Chancen, in Umweltfragen gemeinsam voranzukommen. Der im Abkommen festgeschriebene Grundsatz der Nachhaltigkeit ist deshalb auch für die Aktivitäten deutscher Unternehmen relevant. Diese sind auch mit Unterstützung der deutschen Auslandshandelskammern (AHKs) bereits seit über 100 Jahren in den Mercosur-Ländern vertreten. Die Unternehmen sichern zehntausende Arbeitsplätze und tragen etwa durch die duale Ausbildung nach deutschem Vorbild vor Ort zur nachhaltigen Entwicklung der Region bei. Das EU-Mercosur-Abkommen bietet nun neue Chancen, dieses Engagement gemeinsam weiter zu stärken.

Quelle und Kontaktadresse:
(DIHK) Deutscher Industrie- und Handelskammertag e.V. Pressestelle Breite Str. 29, 10178 Berlin Telefon: (030) 203080, Fax: (030) 203081000

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