Hamburger Wohnungswirtschaft fordert den Senat auf, ernsthaft und ohne ideologische Scheuklappen ein Wiederanfahren des Kohlekraftwerks Moorburg zu prüfen
(Hamburg) - Die wohnungswirtschaftlichen Bündnispartner der Stadt Hamburg haben den Senat der Hansestadt aufgefordert, ernsthaft und ohne ideologische Scheuklappen das Wiederanfahren des früheren Kohlekraftwerks Moorburg zu prüfen.
"Angesichts der dramatischen Situation infolge des sich abzeichnenden Mangels an Erdgas ist es unverzichtbar, darüber nachzudenken, eines der modernsten Kohlekraftwerke Deutschlands unverzüglich wieder in Betrieb zu nehmen, sollte das möglich sein", erklärten der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), der Grundeigentümer-Verband Hamburg, der BFW Landesverband Nord und der Immobilienverband Deutschland IVD Nord e.V..
"Jetzt ist keine Zeit für ideologische Debatten oder Befindlichkeiten. Stattdessen muss der Hamburger Senat rasch herausfinden, ob das Kraftwerk Moorburg noch eine gewisse Zeit weiterlaufen kann. Ausflüchte, dass das Wiederanfahren des Kraftwerks kompliziert sei, sind ein Schlag ins Gesicht der Menschen, die sich um ihre Zukunft sorgen. Fangen Sie endlich an und werden Sie Ihrer Verantwortung gerecht! Prüfen Sie!", fordern die Verbände von den Senatsmitgliedern.
Wichtiger Pfeiler bei der Versorgung mit Energie
"Das Kohlekraftwerk Moorburg kann aus unserer Sicht ein wichtiger Pfeiler bei der Versorgung von Privathaushalten und Unternehmen mit Energie sein. Es muss sichergestellt werden, dass die Menschen in den kommenden Monaten ihre Strom- und Heizkostenrechnung bezahlen können. Kurzfristig mehr günstig erzeugter Strom bedeutet, dass die Preise nicht ganz so dramatisch steigen."
Der Energiekonzern Vattenfall habe vor einigen Wochen angesichts des Ukraine-Krieges die Vorbereitungen für den Rückbau des Kohlekraftwerks Moorburg unterbrochen. "Das zeigt doch, dass eine Möglichkeit besteht, das Kraftwerk wieder zu nutzen", erklären die Verbände. Voraussetzung für eine Wiederinbetriebnahme sei eine Entscheidung der Bundesregierung beziehungsweise der Bundesnetzagentur. Der Hamburger Senat sollte aber aktiv werden
"Moorburg ist eines der modernsten und effizientesten Kohlekraftwerke Deutschlands", heißt es in der am Sonntag veröffentlichten Erklärung der wohnungswirtschaftlichen Verbände weiter. "Als eines der größten Kraftwerke Europas kann es mit seinen zwei Kraftwerksblöcken mit jeweils 827 Megawatt Leistung elf Terawattstunden Strom im Jahr erzeugen. Das entspricht fast dem Stromverbrauch Hamburgs. Uns ist klar, dass die Moorburg-Frage den Senat entzweit. In solchen Fällen ist der Regierungschef gefordert. Man muss Kohlekraftwerke nicht mögen, um sie jetzt aus Vernunft wieder anfahren zu lassen."
Notfall amtlich anerkannt
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck habe vor einigen Tagen erklärt, dass Kohlekraftwerke "stärker zum Einsatz kommen" sollten, so die Verbände weiter. Ein entsprechendes Gesetz werde am 8. Juli vom Bundesrat beschlossen. Als Ersatz für Gas sollen demnach Kohlekraftwerke in Gang gesetzt werden, um kurzfristig Energie auf den Markt zu bringen.
"Für uns als Wohnungsunternehmen ist aber dabei wichtig, dass uns ein zeitweise verstärkter Einsatz von Kohle nicht die CO2-Bilanzen verhagelt und dann die Miete stärker belastet. Deutschland hat mit Auslösung der zweiten Warnstufe Gas entsprechend eines Notfallplans gehandelt. Es ist also amtlich anerkannt ein Notfall. Notfälle sind besondere Lagen, die besondere Maßnahmen erfordern. Dazu gehört auch, alte Denkmuster aufzugeben und sich der verschärften Situation anzupassen."
"Es wäre niemandem zu erklären, warum 'dreckige' Braunkohlekraftwerke hochgefahren werden, während Moorburg mit seiner modernen Technik weiter stillgelegt bleibt", erklären die Wohnungsverbände weiter.
Auch aus der Hamburger Industrie wurde bereits vor einem erheblichen Druck gewarnt, der derzeit durch die galoppierenden Gaspreise aufgebaut wird. Gas maßgeblich zu sparen, führe zu erheblichen negativen Folgen für Lieferketten und den gesamten Wirtschaftskreislauf.
"Wir sind uns der Verantwortung für den Schutz des Klimas bewusst und stellen den Kohleausstieg an sich nicht in Frage", erklären die Wohnungsverbände. "Allerdings tragen wir als rechtschaffende Vermieter auch Verantwortung dafür, dass die Menschen, die in unseren Wohnungen leben, im kommenden Winter mit ausreichend bezahlbarer Energie versorgt werden."
Quelle und Kontaktadresse:
(vnw) Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V.
Oliver Schirg, Pressesprecher
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