Hamburg auf dem Weg zur Einheitsschule? / DL-Präsident Meidinger kritisiert neues Sekundarstufen-Einheitslehramt als Abkehr vom Hamburger Zweisäulenmodell und Vorstufe zur Einheitsschule
(Berlin) - Heftige Kritik übte der DL-Präsident Heinz-Peter Meidinger an den Plänen des rot-grünen Hamburger Senats zur Abschaffung der bisherigen schulartspezifischen Lehrerbildung für Stadtteilschulen und Gymnasien und der Schaffung eines Einheitsschullehramts für die Sekundarstufe. Ein entsprechender Gesetzentwurf steht morgen in der Hamburger Bürgerschaft zur Beratung an.
Der Lehrerverbandsvorsitzende betonte: "Mit der Abschaffung der unterschiedlichen Lehramtsausbildungen macht der rot-grüne Senat klar, was sein eigentliches schulpolitisches Ziel ist: Genauso wie die vereinheitlichte Lehrerbildung sollen langfristig auch Stadtteilschulen und Gymnasien zu einer Gemeinschaftsschule zusammengelegt werden. Das ist nicht nur ein Rückfall in eine von Ideologie bestimmte Bildungspolitik, sondern gleichzeitig auch die völlig falsche Antwort auf die massiven Leistungsprobleme des Hamburger Schulwesens." So werde man die gemeinsam mit Berlin und Bremen gehaltene rote Laterne im Ländervergleich bei Schulstudien nicht loswerden.
Meidinger erinnerte daran, dass sich die Regierungskoalition mit ihrem jetzigen Gesetzentwurf zur Vereinheitlichung der Lehrerbildung diametral gegen die von ihr selbst dazu eingesetzte Reformkommission wende, die ausdrücklich ein Festhalten an den bisherigen unterschiedlichen Lehrämtern für Gymnasien und Stadtteilschulen empfohlen habe. Er erläuterte: "Stadtteilschulen haben zu einem großen Teil deutlich andere Herausforderungen als Gymnasien. Dort eingesetzte Lehrkräfte müssen auf die besonderen pädagogischen Herausforderungen der sehr heterogenen Schülerschaft dieser Schulart und auf die Berufsvorbereitung und enge Verbindung zu Betrieben ausgerichtet sein. Gymnasiallehrkräfte sollten durch die gymnasiale Lehrerbildung befähigt sein, Schülerinnen und Schüler bestmöglich für die allgemeine Hochschulreife vorzubereiten. Der neu geschaffene Einheitslehrer wird weder das eine noch das andere gut können!"
Um die Gruppe der Schülerinnen und Schüler zum Abitur zu führen, die an Stadtteilschulen dazu geeignet sind, habe der begrenzte Einsatz von Gymnasiallehrkräften dort in der Vergangenheit vollkommen ausgereicht.
Abschließend appellierte der DL-Präsident an die Hamburger Bürgerschaft, den Gesetzesentwurf in dieser Form nicht anzunehmen. Im anderen Fall prophezeite er massive negative Folgen für die Bildungsqualität und damit letztendlich die Zukunftschancen der Hamburger Schülerinnen und Schüler. Wörtlich sagte Meidinger: "Wenn Hamburg weiter den Weg zum Einheitslehrer und zur Einheitsschule geht, wird Hamburg erstens Probleme bekommen, ausreichend gut qualifizierte Lehramtsbewerber zu gewinnen, zweitens in den Schulleistungsvergleichen weiter absinken und drittens die bereits jetzt beobachtbare Flucht insbesondere bildungsnaher Bevölkerungsschichten in Privatschulen weiter befördern. Diese Lehrerbildungsreform macht Hamburgs Schulsystem schlechter und ungerechter!"
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