Halbjahresbilanz 2024 der deutschen Papier- und Zellstoffindustrie
(Berlin) - Nach einem herausfordernden Jahr 2023 ist die Geschäftsentwicklung der deutschen Papier- und Zellstoffindustrie auch im ersten Halbjahr 2024 schwierig. Der Gesamtumsatz ist mit einem Minus von 6,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum weiter rückläufig; 2023 war der Wert bereits um 27 Prozent eingebrochen. Immerhin stieg die Produktionsmenge von Papier, Pappe und Karton in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um 6,9 Prozent. Von einer Erholung ist die Branche noch weit entfernt, nachdem die Produktion 2023 um fast 14 Prozent gesunken war und damit auf dem niedrigsten Niveau der letzten 20 Jahre lag.
Unklares Bild bei der Mengenentwicklung der Hauptpapiersorten
Die abgesetzte Menge der Branche ist im ersten Halbjahr 2024 insgesamt um 5,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen. Diese Mengensteigerung beruht auf der Entwicklung des Absatzes bei den Verpackungspapieren und -karton (plus 8,3 Prozent) und den Papieren für technische und spezielle Anwendungszwecke (plus 2,9 Prozent). Leicht rückläufig ist die abgesetzte Menge bei den grafischen Papieren (minus 0,4 Prozent) und stabil bleibt sie bei den Hygienepapieren (minus 0,2 Prozent). Der Bereich der grafischen Papiere befindet sich weiter in einem tiefgreifenden Strukturwandel, der die ganze Wertschöpfungskette der Papierindustrie beeinflusst.
Hohe Kostensteigerungen bedrohen Standorte und Arbeitsplätze
Die Umsätze für Papier- und Zellstoffprodukte lagen im ersten Halbjahr 2024 deutlich unter Vorjahresniveau, während die Kosten für Zellstoff, Altpapier und Energie weiter angestiegen sind. Damit verschlechtern sich die Betriebsergebnisse und damit die Investitionsfähigkeit der Papierunternehmen. In den vergangenen fünf Jahren wurden 25 Papiermaschinen stillgelegt und 16 Werke geschlossen. Für 2024 sind bereits fünf weitere Maschinenstilllegungen und zwei Werksschließungen bekanntgegeben worden. Produktion und wichtige Arbeitsplätze in der Branche und in den jeweiligen Regionen gehen verloren, weil an deutschen Standorten durch die Rahmenbedingungen nicht mehr in allen Bereichen wirtschaftlich produziert werden kann. Dieser Trend muss gestoppt werden, denn die Papierindustrie ist ein Musterbeispiel für eine zukunftsfähige, nachhaltige Kreislaufwirtschaft.
Politik muss endlich gegensteuern, Wachstumsinitiative im Haushaltsentwurf reicht definitiv nicht aus
Die Planungsunsicherheit durch kurzfristige politische Kurswechsel belasten die Branche auch im laufenden Jahr. Der Verband fordert die Politik deshalb dringend auf, die bürokratischen und regulatorischen Anforderungen zu vereinfachen, die Energiewende wieder in geordnete Bahnen zu lenken und so die Transformation der Unternehmen zu unterstützen. Es geht auch darum, europäische Regelungen nicht noch weiter zum Nachteil von deutschen Produktionsstandorten zu verschlechtern, sondern im Sinne eines europäischen fairen Wettbewerbs vergleichbare Standortfaktoren zu halten.
Der Präsident von DIE PAPIERINDUSTRIE, Hans-Christoph Gallenkamp, CEO des Spezialpapierherstellers Felix Schoeller aus Osnabrück, betont: "Die vom Bundeskabinett parallel mit dem Haushalt 2025 angekündigte Wachstumsinitiative für den Wirtschaftsstandort Deutschland deutet zum Beispiel beim Thema Bürokratieabbau in die richtige Richtung. Es sind aber weitere, entscheidende Maßnahmen notwendig, um den Standort wirtschaftlich zu stärken und für Investitionen attraktiver zu gestalten. Die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der energieintensiven Industrien, wie durch eine Senkung der Netzentgelte, wäre ein Schritt in die richtige Richtung."
"Trotz der schwierigen Lage bleiben die Unternehmen der Papierbranche Teil der Zukunftslösung und arbeiten weiter an den Voraussetzungen für Innovationen und Investitionen in die Transformation hin zur klimaneutralen Papierproduktion", so Präsident Gallenkamp abschließend.
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