Pressemitteilung | SPECTARIS. Deutscher Industrieverband für Optik, Photonik, Analysen- und Medizintechnik e.V.

Halbjahresbilanz 2002 durchwachsen / Nur Medizintechnik konnte sich deutlich steigern

(Köln) - Im ersten Halbjahr 2002 betrug der Umsatz der deutschen feinmechanischen und optischen Industrie laut Statistischem Bundesamt 15,1 Milliarden Euro, was einem Rückgang um 1,8% gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Die Zahl der Beschäftigten in den derzeit 2.568 Betrieben (- 0,3%) konnte trotzdem leicht um 0,4% auf 215.675 Mitarbeiter gesteigert werden. Auch für das Gesamtjahr 2002 kann nach verbandsinternen Erhebungen zumindest von einem insgesamt konstanten Mitarbeiterstand ausgegangen werden, während beim Umsatz mindestens mit einer schwarzen Null zu rechnen ist.

Besonders betroffen vom Umsatzrückgang der Gesamtbranche waren die Bereiche Augenoptik, Optik, Laser- und Labortechnik sowie Imaging und Fototechnik (-2,1 %) und die Feinmechanik und Mess- und Automatisierungstechnik (-8,8 %). Lediglich die Medizintechnik konnte auf 5,9 Milliarden Euro zulegen (+8,4 %). Ähnliche Tendenzen finden wir beim In- und Auslandsumsatz. Hier sank das Inlandsgeschäft insgesamt auf 7,4 Milliarden Euro (-2,5 %). Allein die Medizintechnik wies eine Steigerungsrate von 2,1 % auf 2,7 Milliarden Euro aus. Der Negativtrend setzt sich auch beim Auslandsumsatz fort. Dies bedeutet für die Gesamtbranche zum Vorjahreszeitraum ein Minus von 1,1 % von rund 7,8 Milliarden Euro auf 7,7 Milliarden Euro. Ein sehr posivites Ergebnis von 3,2 Milliarden Euro (+14,3 %) weist hier wiederum nur die Medizintechnik aus.

Über 6 % des Umsatzes investiert die primär mittelständisch geprägte und innovationsfreudige Branche jährlich in Forschung und Entwicklung. Der SPECTARIS-Vorsitzende Prof. Dr. Utz Claassen sieht gerade hier die Zukunftsfähigkeit der Branche bestätigt: „Bei unseren Mitgliedsunternehmen sind es sogar durchschnittlich 8,8 % vom Umsatz, die in Forschung und Entwicklung investiert werden. Daher bezeichnen sich auch 62 % unserer Mitglieder national und 48 % international als Technologieführer. 40 % ihres Umsatzes erzielen unsere Mitgliedsunternehmen mit Produkten, die jünger als 3 Jahre sind. Immens ist überdies die Hebelwirkung der Branche: Die Optischen Technologien (Photonik) beispielsweise sind als Schlüssel- wie Querschnittstechnologien zentrale Bausteine einer bedeutenden Wertschöpfungskette. SPECTARIS-Unternehmen tragen auf diese Weise dazu bei, dass in den Branchen Automobil, Chemie und Pharma, Informationstechnologie und Elektronik, aber auch in Handel und Handwerk Jahr für Jahr Umsätze von nahezu 500 Milliarden Euro erzielt werden und über 3 Millionen Menschen dort beschäftigt sind.“

Das Exportgeschäft erwies sich für die gesamte Branche, insbesondere aber für die deutsche Augenoptik, bereits 2001 erstmals seit vielen Jahren als schwierig. Hierfür sind nur vordergründig die Ereignisse des 11. Septembers verantwortlich. Bereits im gesamten Jahresverlauf war ein kontinuierlicher Rückgang des Exportgeschäfts zu beobachten gewesen. Unberührt von diesen Entwicklungen blieb einmal mehr lediglich die deutsche Medizintechnik, die kontinuierlich über alle Quartale 2001 beim Auslandsumsatz um etwa 17 Prozent gegenüber den jeweiligen Vorjahresquartalen zulegen konnte. Der deutschen Medizintechnik gelingt es somit mehr und mehr, den Problemen auf dem Inlandsmarkt infolge ausbleibender Investitionen vor allem in den deutschen Krankenhäusern auszuweichen.

Trotzdem wollen sich die medizintechnischen Unternehmen weder auf ihre Innovationsfähigkeit noch auf die Exportstärke verlassen und fordern vehement eine Aufflösung des seit Jahren anhaltenden Reform- und Investitionsstaus im deutschen Gesundheitswesen. Denn statt auf neue, innovative und dem aktuellen Stand der Technik entsprechende Produkte zu setzen, steht bei den Kostenträgern nach wie vor die wirtschaftlich zum Teil nicht mehr vertretbare Reparatur von alten Produkten im Vordergrund. Dies ist umso bedauerlicher, als dass durch den Einsatz von modernen medizintechnischen Produkten ein wesentlicher Beitrag zur Kostensenkung und zur Qualitätssteigerung in der Gesundheitsversorgung geleistet werden könnte. Deshalb erwartet SPECTARIS von einer Gesundheitsreform vor allem entschiedene Schritte zur Schaffung eines echten Gesundheitsmarktes und klare Rahmenbedingungen, aus denen eine Planungsgrundlage für zukünftige Investitionen erkennbar ist.

Ein großes Problem der Laser- und Photonik-Industrie wiederum ist der akute Fachkräftemangel von rund 10.000 Mitarbeitern auf dem Gebiet der Optischen Technologien. Prof. Dr. Utz Claassen: „Wir warnen nicht erst seit heute vor den Folgen dieses Fachkräftemangels. Leider hat sich die Situation trotz firmeninterner Lösungsversuche bisher kaum gebessert. Als Verband werden wir daher noch in diesem Jahr eine internetbasierte Jobbörse ins Leben rufen, um unsere Mitgliedsunternehmen zu unterstützen. Aber auch die Politik ist jetzt definitiv insbesondere mit bildungspolitischen Maßnahmen gefragt, um die Optischen Technologien in Deutschland weiter zu stärken und ihrer zunehmenden Bedeutung als Innovationstreiber für die Zukunftsmärkte des 21. Jahrhunderts gerecht zu werden. Gleichzeitig ist die Zuwanderung von Fachkräften ein notwendiger Lösungsansatz, der nicht auf eine ausgewählte Branche beschränkt werden kann. Das Zuwanderungsgesetz darf deshalb mit seinem grundsätzlich sachgerechten Ansatz nicht zum Wahlkampfspektakel verkommen. Wir brauchen gerade hier einen konstruktiven Dialog statt unproduktiver Rituale.“

Die tiefgreifenden Wandlungsprozesse, die Branchen und Märkte der Feinmechanik und Optik im Laufe ihrer Geschichte insgesamt erfahren haben, waren im Übrigen Anlass für die Umbenennung des ehemaligen Verbandes der deutschen feinmechanischen und optischen Industrie (F+O) in SPECTARIS - Deutscher Industrieverband für optische, medizinische und mechatronische Technologien e.V. auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 24. Mai in Berlin. Ein besonderes Augenmerk wird der Verband künftig auf die Integration weiterer Zukunftstechnologien legen. Dazu gehört neben der Photonik insbesondere die Biotechnologie. Auch den Unternehmen dieses Bereichs wird der Verband nunmehr eine nutzbringende Heimat bieten. Prof. Dr. Utz Claassen: „SPECTARIS präsentiert sich damit verstärkt als eine Vereinigung besonders faszinierender, zukunftsfähiger und wachstumsstarker Branchen der deutschen Wirtschaft, deren globale Präsenz und internationale Wettbewerbsfähigkeit beispielhaft sind.“

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Industrieverband für optische, medizinische und mechatronische Technologien e.V. (SPECTARIS) Kirchweg 2 50858 Köln Telefon: 0221/9486280 Telefax: 0221/948628-80

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