Pressemitteilung | Bayerischer Philologenverband (bpv)

Gymnasiale Schulfamilie ist sich einig: Lehrkräftemangel am Gymnasium noch abwendbar

(München) - Zu den Beratungen zum Bildungshaushalt im Haushaltsausschuss fordert die gymnasiale Schulgemeinschaft - bestehend aus dem Landesschülerrat (LSR), der Vereinigung der Direktorinnen und Direktoren der bayerischen Gymnasien (BayDV), der Landes-Eltern-Vereinigung der Gymnasien in Bayern (LEV) und dem Bayerischen Philologenverband (bpv) - gemeinsam Nachbesserungen und vor allem eine vorausschauende Einstellungspolitik. Denn: Lehrkräftemangel am Gymnasium in Bayern ist jetzt noch abwendbar!

Lehrermangel ist in aller Munde und an manchen Schularten wie der Mittelschule fehlt zur Abhilfe schlichtweg der ausgebildete Lehrkräfte-Nachwuchs. Am bayerischen Gymnasium dagegen sind nach wie vor mehr fertige Lehramtsanwärter verfügbar als aktuell vom Staat eingestellt werden. bpv-Vorsitzender Michael Schwägerl ordnet die Lage folgendermaßen ein: "Diesen Überhang an Bewerberinnen und Bewerbern muss man nutzen. Das heranwachsende neunjährige Gymnasium wird den Bedarf an Lehrkräften enorm ansteigen lassen. Ab 2025 gibt es an jedem Gymnasium einen zusätzlichen Jahrgang, der Lehrpersonal braucht. Doch im Haushalt 2022 sind die 1.000 dafür eingeplanten Lehrerstellen nach wie vor gesperrt. Die Politik muss jetzt damit beginnen, diese Lehrerstellen sukzessive freizugeben und über die nächsten Jahre mit jungen Lehrkräften zu besetzen. Andernfalls bleibt es ein Rätsel, wo angesichts der stark rückläufigen Referendarzahlen in drei Jahren die 1.000 zusätzlichen Lehrinnen und Lehrer plötzlich herkommen sollen."

Junge Lehrkräfte, die jetzt an den Staat gebunden werden, können den Schülerinnen und Schülern bereits heute zugutekommen. Die LEV fordert zum Beispiel - unisono mit dem bpv - seit vielen Jahren den Ausbau der Lehrerreserve an den Schulen. Diese wird bei einer vollen Unterrichtsabdeckung zur Teilung von Klassen und individuellen Förderung genutzt. Bei krankheitsbedingten oder sonstigen Ausfällen in den Reihen des Lehrpersonals kann der Unterrichtsausfall durch bereits vor Ort verfügbare Kräfte direkt aufgefangen werden. LEV-Vorsitzende Birgit Bretthauer sieht noch einen weiteren Vorteil: "Die aktuelle Situation, die weiterhin von Corona-bedingten Lernrückständen geprägt ist, könnte mit dieser Maßnahme ebenfalls deutlich verbessert werden. Wir halten daher eine Aufstockung der Lehrerreserve für essenziell und dringend notwendig, um die Lernrückstände nicht über Jahre zu verschleppen und auch die letzten G8-Jahrgänge gezielter zu fördern.”

Vermehrten Förderbedarf beobachtet auch der LSR und das auf verschiedenen Ebenen. Landesschülersprecherin Marlena Thiel sieht in diesem Zusammenhang nicht nur Nachholbedarf, was Fachwissen und Fachkenntnisse angeht: "Der soziale Aspekt von Schule kam und kommt während Corona deutlich zu kurz. Mehr Lehrerstellen in der Aufarbeitung dieser Zeit bedeuten neben besserer Unterstützung beim Aufholen der Lernlücken auch mehr Möglichkeiten, zusätzliche Wahlfächer, Projekte und außerunterrichtliche Angebote zu realisieren. Damit die Schule wieder zu dem sozialen Lebensraum wird, der sie sein soll.”

Ohne die zusätzlichen Einstellungen wird sich der Personalmangel auch an den Gymnasien in den nächsten Jahren deutlich verschärfen. Wenn auch derzeit in den meisten Fächern noch genügend Bewerber vorhanden sind, können Aushilfsstellen und andere befristete Arbeitsverträge kaum mehr an qualifizierte Lehrkräfte vergeben werden, weil diese nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen, beklagt Walter Baier, Landesvorsitzender der Direktorenvereinigung (BayDV). "Nicht nur in den MINT-Fächern, sondern z. B. auch im Fach Deutsch wird der Markt an qualifizierten Lehrkräften in kurzer Zeit leergefegt sein. In den nächsten Jahren müssen deshalb so viele gut qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber eingestellt werden wie möglich. Jede Investition in Lehrkräfte ist eine Zukunftsinvestition. Wer hier spart, spart an der Zukunft unseres Landes.”

Quelle und Kontaktadresse:
Bayerischer Philologenverband (bpv) Pressestelle Arnulfstr. 297, 80639 München Telefon: (089) 7461630, Fax: (089) 74616350

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