Gymnasiale Oberstufe mit Herz, Kopf und Hand
(München) - Der BLLV stellt ganzheitliches Konzept vor - realitätsnahes und fächerübergreifendes Lernen in Projekten und Modulen / BLLV-Präsidentin Fleischmann: "Abiturienten brauchen mehr als reines Faktenwissen"
Weg von der Fächerzersplitterung, hin zu individualisiertem, handlungsorientiertem und realitätsnahem Lernen in Projekten und Modulen, weg von einem starren Wissenskanon hin zum Erwerb von Schlüsselkompetenzen wie Selbstreflexion, Problemlösefähigkeit, Teamfähigkeit, muttersprachlicher Kompetenz oder Resilienz - wenn es nach dem Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) geht, müsste der Kern der zu reformierenden gymnasialen Oberstufe genau darauf abzielen. "Im Mittelpunkt muss die Vermittlung ganzheitlicher Bildung stehen", erklärt BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann heute in München. Das BLLV-Konzept zur gymnasialen Oberstufe - es wurde federführend von Fritz Schäffer, Leiter der Abteilung Schul- und Bildungspolitik im BLLV konzipiert - will vor allem auch die Studier- und Ausbildungsfähigkeit junger Menschen stärken. "Es geht über die Vermittlung reinen Faktenwissens weit hinaus", so Fleischmann.
Gymnasiasten/innen müssten deutlich stärker Verantwortung für das eigene Lernen übernehmen können. Derzeit würden in der Oberstufe zu viele Inhalte in zu vielen Fächern vermittelt und zu häufig abgeprüft. "Diese Art des Unterrichts benötigt viel Zeit, nachhaltig ist er aber nicht", ergänzt Schäffer.
Damit die Schüler/innen die Zeit haben, die sie für ganzheitliche Lernprozesse bräuchten, setzt der BLLV bei einer Belegverpflichtung in der Oberstufe von durchschnittlich 27 Unterrichtsstunden pro Woche an. "Wir orientieren uns damit an dem Wert, der in der Kollegstufe des alten neunjährigen Gymnasiums gegolten hatte", führt Schäffer aus. Die so gewonnene Zeit eröffne Spielräume für eigenständiges Arbeiten in Projekten oder für Kooperation im Team.
Die Schüler/innen würden zudem in Kernmodulen lernen. "Sie decken Inhalte verschiedener Domänen wie Sprachen, Mathematik und Naturwissenschaften aber auch Philosophie und Religion, Sozialwissenschaften oder Kunst und Musik ab." Ergänzt würden die Kernmodule von Wahlpflichtmodulen. Sie orientierten sich an fächerübergreifenden Themen und Phänomenen und stellten auch ein erhöhtes Anforderungsniveau sicher. Zudem sollten Schüler/innen wesentlich stärker als bisher in fachübergreifenden und eigenverantwortlichen Projekten lernen können, realistische Herausforderungen aktiv zu lösen. "Jedes Modul wird benotet", erklärt Schäffer. Die Art der Benotung orientiere sich am Format des Moduls. "In Frage kommen beispielsweise Klausur, Hausarbeit, Portfolio, Präsentation, mündliche Prüfung oder Aufführung." "Wir versprechen uns davon mehr Nachhaltigkeit beim Lernen", so Fleischmann. Denn: "Die neuen Angebote sollen es den jungen Menschen ermöglichen, durch exemplarisches und projektorientiertes Lernen Kompetenzen zu erwerben und konkret anzuwenden, statt gelernte Fachinhalte einfach nur wiederzugeben, wenn es die Prüfung verlangt."
Zurück zum Vier-Fächer-Abitur
Die BLLV-Präsidentin bezeichnet es als "naiven Irrglauben" zu meinen, dass sich Schülerleistungen durch mehr Prüfungen verbessern. Vielmehr komme es darauf an, Schüler/innen die Zeit für ganzheitliche Lernprozesse zu geben, die sie brauchen. Das gelte auch für das Abitur am Ende der gymnasialen Oberstufe.
"Die Anforderungen in Bayern übersteigen derzeit die Vorgaben der KMK. Unsere Abiturientinnen und Abiturienten werden so bei der Vergabe von Studienplätzen benachteiligt." Das BLLV-Konzept orientiere sich daher an der Mindestvorgabe der KMK, also vier Fächer, von denen drei schriftlich geprüft werden. Dabei müssen mindestens zwei aus den Fächern Deutsch, Mathematik und einer Fremdsprache gewählt werden.
Quelle und Kontaktadresse:
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