GVA-Jahresmitgliederversammlung und Kongress 2011: Freier Kfz-Teilemarkt zeigt sich stabil
(Hannover) - Am 25. Oktober fand in Hannover die Ordentliche Jahresmitgliederversammlung 2011 des Gesamtverband Autoteile-Handel e.V. (GVA) statt. Die Top-Entscheider aus Teileindustrie und -handel hatten sich versammelt, um über die aktuelle Situation des Kfz-Aftermarket zu diskutieren. Es herrschte Einigkeit darüber, dass die Branche auch 2011 wieder ein Wachstumsjahr erlebt. Trotz negativer Indikatoren der Globalwirtschaft blicken die Unternehmen des freien Kfz-Teilemarktes zuversichtlich in die Zukunft.
Freier Kfz-Teilemarkt zeigt sich auf hohem Niveau stabil
GVA-Präsident Hartmut Röhl schätzt die wirtschaftliche Lage im Kfz-Teilemarkt derzeit als stabil ein: "Es lassen sich aktuell keine Indikatoren dafür finden, dass die gute Branchenkonjunktur in Gefahr ist. Ich warne davor, mögliche Krisen, gleich ob in der Gesamtwirtschaft oder im Autoteile-Handel, förmlich herbeizureden. Gerade unsere Branche ist mittelständisch geprägt und ganz bodenständig in der Realwirtschaft verankert." Röhl weiter: "Besonders das erste Halbjahr lief in vielen Betrieben in der gesamten Wertschöpfungskette exzellent. Die Werkstätten, die die größte Kundengruppe für unsere Produkte darstellen, berichteten von einer guten Auslastung. Unsere Mitglieder aus Teilehandel und -industrie konnten und können auf volle Auftragsbücher in Deutschland und auch darüber hinaus verweisen. So haben sich insbesondere die Märkte in Osteuropa und Asien sehr positiv entwickelt und zeigen zum Teil zweistellige Zuwachsraten." GVA-Mitglieder sind zunehmend auch auf diesen Märkten aktiv und profitieren so von der Wachstumsdynamik der "emerging markets". Im zweiten Halbjahr 2011 hat sich der Kfz-Ersatzteilmarkt bislang auf hohem Niveau stabil gezeigt.
Gestützt wird die im Rahmen der Jahresmitgliederversammlung greifbare ungebrochene Zuversicht der Unternehmen von aktuellen Daten der Branche. So ergab die jüngste GVA-Abfrage zur Einschätzung der wirtschaftlichen Lage der Branche und zur Umsatzentwicklung im Kfz-Teilehandel/-bereich ein recht erfreuliches Bild, wie GVA-Präsident Hartmut Röhl feststellt: "Gut 80 Prozent der GVA-Mitglieder konnten für die ersten drei Quartale des Jahres steigende Umsätze vermelden, mehr als die Hälfte (53,7 Prozent) der Unternehmen aus Kfz-Teilehandel und -industrie verzeichnete gar deutliche Zuwächse um mehr als fünf Prozent. Für das Gesamtjahr 2011 sind die Unternehmen ebenfalls optimistisch." Auch hier erwarten gut 80 Prozent der Befragten ein Umsatzwachstum, wenngleich die Zahl derer, die nur einen leichten Umsatzanstieg von einem bis fünf Prozent prognostizieren, anwächst (auf 38 Prozent) und die Zahl der Unternehmen, die ein höheres Wachstum erwarten, geringer ausfällt (43 Prozent) als noch vor drei Monaten. Die Werte sind, wenn sie nach Kfz-Teilehandel und -industrie aufgeschlüsselt werden, nahezu gleich auch - in dem beschriebenen Trend.
Von den Unternehmen des Kfz-Teilehandels und der -industrie wird eine Eintrübung der gesamtwirtschaftlichen Lage wahrgenommen. Während die allgemeine Konjunktur in Deutschland in den ersten drei Quartalen des Jahres noch von mehr als der Hälfte der Befragten (55,4 Prozent) als positiv beurteilt wurde, befürchtet die Mehrzahl der Befragten (68,6 Prozent) für das vierte Quartal eine Stagnation der deutschen Volkswirtschaft. Besonders signifikant fällt dieser Trend auf Seiten der Teileindustrie aus, wo der Anteil der Unternehmen, die mit einer gesamtwirtschaftlichen Stagnation rechnen, von einem Drittel der Befragten nach dem ersten Halbjahr auf über 70 Prozent nach dem dritten Quartal angewachsen ist. GVA-Präsident Hartmut Röhl ordnet die Zahlen ein: "Der nahezu ungebrochene Optimismus unsere Mitglieder in die wirtschaftliche Stärke des Kfz-Teilemarktes zeigt, dass unsere Branche auf eine mögliche neue Krise der Gesamtwirtschaft gut vorbereitet ist. Die Akteure des Kfz-Teilemarktes beobachten die weitere Entwicklung aufmerksam aber unaufgeregt."
Wettbewerbspolitik: Fahrzeughersteller versuchen fortgesetzt, sich ihrer Wettbewerber aus dem freien Markt zu entledigen
Die Grundlage für eine gute wirtschaftliche Entwicklung des freien Kfz-Teilemarktes sind geeignete rechtliche Rahmenbedingungen für alle Akteure der Branche. Der GVA sieht Anzeichen dafür, dass die Fahrzeughersteller auf verschiedenen Wegen verstärkt versuchen, ihre Wettbewerber des freien Marktes aus dem Geschäft zu drängen:
Wichtige Hinweise dafür ergeben sich aus dem Monitoring der Umsetzung der "Aftermarket-GVO" (EU) Nr. 461/2010, die seit vergangenem Jahr zentraler Bestandteil des Wettbewerbsrahmens für den Kfz-Ersatzteil- und Servicemarkt ist. "Die Regeln haben sich in der Praxis bislang zumeist bewährt", bilanziert GVA-Präsident Hartmut Röhl. Allerdings sieht er weiteren Handlungsbedarf der Politik, um die Lebensnerven fairen Wettbewerbs wirksam zu schützen: "Die Fahrzeughersteller versuchen verschiedentlich, sich ihrer Pflichten aus der GVO zu entziehen. Die Unternehmen des freien Marktes warten deshalb gespannt auf den von der EU-Kommission avisierten GVO-Leitfaden, welcher unter anderem auch Klarstellungen zu dem Thema "Garantie und Gewährleistung" enthalten soll. In Anbetracht verschiedener juristischer Auseinandersetzungen mit Fahrzeugherstellern sowie Autohäusern sehen wir hierfür einen dringenden Handlungsbedarf.", so Hartmut Röhl. Der GVA musste in diesem Jahr vermehrt gegen Aussagen von Fahrzeugherstellern und herstellergebundenen Betrieben etwa in Serviceheften, auf Webseiten und in Publikationen juristisch vorgehen, da diese falsche Ausführungen enthielten, die die Verbraucher in die Irre führen.
Der Zugang zu den technischen Informationen der Fahrzeughersteller ist ein weiteres wichtiges Wettbewerbsthema des Kfz-Aftermarket. Moderne Fahrzeuge werden technisch und elektronisch zunehmend komplexer, Baureihen werden diversifiziert und die Ersatzteilvielfalt nimmt zu. Der ungehinderte Zugang zu den technischen Informationen der Fahrzeughersteller - und hier insbesondere zu den Basisdaten zur Ersatzteilidentifikation - sind für die unabhängigen Marktakteure wie Kfz-Teileindustrie und Teilehandel, Mehrmarkenservicebetriebe und Publishern technischer Informationen eine lebensnotwendige Grundlage, um am Wettbewerb teilnehmen zu können. GVA-Präsident Hartmut Röhl sieht auf diesem Feld zwar Fortschritte aber auch weiteren Handlungsbedarf: "Die von der EU-Kommission im Juni verabschiedeten Änderungen über den Zugang zu Reparatur- und Wartungsinformationen in der Euro 5/6-Verordnung waren ein wichtiger Schritt. Derzeit stockt allerdings die Umsetzung, da sich die Fahrzeughersteller fortgesetzt weigern, ihren Pflichten zur Weitergabe der Informationen in praktisch verwendbarer elektronischer Form nachzukommen. Dieser Zustand ist nicht akzeptabel, denn den unabhängigen Marktbeteiligten wird dadurch die Geschäftsgrundlage entzogen, in der Folge droht ein Monopol der Fahrzeughersteller im Kfz-Aftermarket."
Bislang nicht durchbrochen werden konnte das Monopol der Fahrzeughersteller im Markt für sichtbare Kfz-Ersatzteilen. So genießen die Automobilkonzerne in Deutschland de jure weiterhin ein Ersatzteilmonopol für Motorhauben, Kotflügel, Außenspiegel, Scheiben, Scheinwerfer und Rückleuchten. Die europaweite Liberalisierung des Marktes etwa durch die Einführung einer Reparaturklausel stockt weiterhin, so liegt die Novelle der EU-Designrichtlinie seit nunmehr fast vier Jahren im EU-Ministerrat zur Entscheidung vor. "Während in den letzten Jahren ein EU-Mitglied nach dem anderen die Reparaturklausel auf nationaler Ebene eingeführt hat, verweigert sich die deutsche Bundesregierung einer solchen verbraucher- und wettbewerbsfreundlichen Lösung auf nationaler Ebene, obwohl Politiker der diese Regierung tragenden Parteien genau das in Zeiten der Opposition bei der Novellierung des deutschen Geschmacksmusterrechts gefordert hatten. Darüber hinaus gehört die Bundesrepublik im EU-Ministerrat gemeinsam mit Frankreich zu den Blockierern einer europaweiten Liberalisierung des Marktes.", sagt GVA-Präsident Hartmut Röhl. Und weiter: "Zuständige Fachpolitiker fast aller Fraktionen im Deutschen Bundestag haben sich pro Reparaturklausel ausgesprochen oder sind, wie die SPD, von ihrer früheren kategorischen Ablehnung abgerückt und zu neuen Überlegungen bereit. Eine solch breite, fraktionenübergreifende Allianz kann die Bundesregierung nicht länger ignorieren, sie muss jetzt endlich tätig werden, vor allem im Sinne der Verbraucher. Diese haben ein Recht auf wettbewerbskontrollierte Ersatzteilpreise und sollten nicht länger von den Fahrzeugherstellern geschröpft werden!", so Röhl.
Quelle und Kontaktadresse:
Gesamtverband Autoteile-Handel e.V.
Alexander Vorbau, Referatsleiter, Öffentlichkeitsarbeit
Gothaer Str. 17, 40880 Ratingen
Telefon: (02102) 77077-0, Telefax: (02102) 77077-17
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