Gute Getreideernte auch in Rheinland-Pfalz / Landwirtschaftskammer zieht positive Gesamtbilanz / Produktionskosten steigen eklatant
(Bad Kreuznach) - Ein von der Aussaat im Herbst des vergangenen Jahres bis zur Ernte in diesem Sommer durchweg günstiger Witterungsverlauf hat den Bauern in Rheinland-Pfalz eine überdurchschnittlich gute Getreideernte beschert. Nachdem bis auf wenige Restbestände in den nördlichen Höhengebieten die Felder im Land abgeerntet sind, äußert der Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz Norbert Schindler MdB Zufriedenheit über Erträge und Qualitäten, die allerdings von wachsendem Druck auf die Erzeugerpreise bei gleichzeitig massiv steigenden Produktionskosten getrübt wird.
Gute Aussaatbedingungen, ein milder Winter, eine gute Niederschlagsverteilung und ein Sommer ohne Hitzestress bezeichnet der Kammerpräsident als Grund für eine gute Entwicklung und einen zur Ernte gesunden und qualitativ hochwertigen Zustand der Getreidebestände. Trotz einiger Regenunterbrechungen sei die Ernte in den vergangenen Wochen zügig eingebracht worden. Abgesehen von regionalen Differenzierungen konnte beim Weizen das Vorjahresergebnis, aber auch der Durchschnittsertrag der letzten fünf Jahre deutlich übertroffen werden. Erwartet werden rd. 18 Prozent mehr als 2007 bei guten Qualitätswerten und besten Backeigenschaften. Ähnlich gute Werte ermittelte die Kammer auch bei Roggen und Wintergerste. Bei der Sommergerste hatte sich witterungsbedingt die Zeit der Aussaat von Ende Februar bis Anfang Mai außerordentlich weit ausgedehnt, was zu regionalen Abweichungen innerhalb der Bilanz führt, die aber insgesamt ebenso positiv ausfällt. Präsident Schindler freut sich nach der kleinen Vorjahresernte, die Sorgen im Hinblick auf die Bedarfsdeckung der heimischen Malz- und Bierproduktion ausgelöst hatte, auf über 20 Prozent Mehrertrag und beste Brauqualität.
Neben den vegetationsfreundlichen Witterungsbedingungen hat die Ausweitung von Anbauflächen die Ertragssteigerungen verursacht. Präsident Schindler verweist gegenüber 2007 auf 10.000 Hektar (ha) mehr Weizenfelder, insgesamt rd. 112.00 ha, und auf 6.000 ha mehr Braugerste, insgesamt rd. 60.000 ha. Gestiegene Nachfrage und eine positive Entwicklung der Erzeugerpreise im vergangenen Jahr hatten die Betriebe zu dieser Flächenausweitung veranlasst. Die Folge sei nun einerseits eine gesicherte Versorgung, etwa der Mälzereien und Brauereien mit Qualitätsbraugerste aus Rheinland-Pfalz. Andererseits habe das größere Angebot Druck auf die Preise ausgelöst. Da beim Weizen in diesem Jahre eine Weltrekordernte von über 670 Mio. t erwartet wird, gehen Marktbeobachter, wie die Zentrale Markt- und Preisberichtsstelle ZMP, bis zum Jahresende nicht von einer Verbesserung der Erzeugerpreissituation aus. Angesichts des Auf und Abs auf den Getreidemärkten betrachtet Kammerpräsident Schindler Preisprognosen mit großer Skepsis. Keine Zweifel bestünden dagegen an der anhaltend steigenden Tendenz von Betriebs- und Produktionskosten vor allem infolge gestiegener Energie- und Düngemittelpreise, die bei Weizen mit plus 29 Prozent und bei Braugerste mit plus 31 Prozent ins Kontor schlagen. Eine wesentliche Verbesserung der wirtschaftlichen Situation sei daher kurzfristig nicht zu erwarten, vielmehr könne man froh sein, dass die gute Ernte dieses Jahres diese Kostenexplosion wenigstens mehr oder weniger abmildere. Die Entwicklung zeige, dass langfristig auf marktentlastende Maßnahmen, etwa durch die Nutzung von Flächen zur Rohstoff und Energieproduktion, nicht verzichtet werden könne.
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