Gute Geschäftslage mit gemischten Zukunftsaussichten in der südhessischen M+E-Industrie
(Darmstadt) - Darmstadt und Südhessen präsentieren Ergebnisse der Herbstwirtschaftsumfrage 2018 / Claus Lau: "Freihandel, Digitalisierung und Fachkräftezuwanderung durch zukunftsorientierte Standortpolitik stärken!"
Die Ergebnisse der diesjährigen Herbstwirtschaftsumfrage in der südhessischen M+E-Industrie wurden am 3. Dezember 2018 im Haus der Wirtschaft Südhessen in Darmstadt der Öffentlichkeit vorgestellt.
"Die südhessische M+E-Industrie bekommt die Abkühlung des Wachstums der Weltwirtschaft bei den Auftragseingängen aktuell und verstärkt in den kommenden Monaten zu spüren. Weitere Unsicherheiten kommen von den Turbulenzen an den Aktienmärkten und der unklaren Zinsentwicklung. Auch der Brexit und der nach wie vor ungeklärte Handelsstreit zwischen den USA und China werden zunehmend zu Risikofaktoren. Ein ungeordneter Austritt Großbritanniens aus der EU hätte für unsere M+E-Industrie, aber auch deutschlandweit für Unternehmen in den Branchen Fahrzeug-, Maschinen- und Anlagenbau, Elektroindustrie, IT und Telekommunikation weitreichende Folgen. Für unser Leben ist freier Handel unverzichtbar, denn er trägt durch den Wettbewerb der Ideen zu mehr Fortschritt bei. Davon hängen unsere Wirtschaftskraft und unser Wohlstand ab.
Zudem müssen unsere Unternehmen den digitalen Strukturwandel bewältigen. Hierfür benötigen wir zukunftsweisende ordnungspolitische Rahmenbedingungen, eine qualifizierte Fachkräftezuwanderung, Investitionen in Bildung und Infrastruktur sowie eine Anpassung des Arbeitszeitgesetzes an das digitale Zeitalter", forderte Claus Lau, Vorstandsvorsitzender der Bezirksgruppe Darmstadt und Südhessen von HESSENMETALL.
Die seit 1989 jährlich durchgeführte Umfrage unter Geschäftsführern südhessischer Metall- und Elektrounternehmen fragt nach der aktuellen Geschäfts-, Ertrags- und Beschäftigungslage in den Mitgliedsunternehmen sowie nach deren Erwartungen für das nächste Halbjahr.
Von den 141 südhessischen M+E-Unternehmen beteiligten sich 22 Prozent mit mehr als 9.100 Beschäftigten an der aktuellen Umfrage.
Geschäftslage und Erwartungen:
Die aktuelle Geschäftslage beurteilen 60 Prozent der Befragten als gut. 37 Prozent sind zufrieden oder sehen ihre Lage als unverändert. Lediglich 3 Prozent aller Geschäftsführer beurteilen ihre gegenwärtige wirtschaftliche Situation als schlecht.
Bei den Auftragsbeständen zeigt sich ein gemischtes Bild. Während die Hälfte ihre Bestände als verhältnismäßig groß angibt, bezeichnen 44 Prozent diese als ausreichend und 6 Prozent als zu gering.
Umsatzentwicklung und Ertragsniveau bewerten rund zwei Drittel der Befragten gegenwärtig als gut. Jedoch gehen 60 Prozent der CEOs von einer Stagnation bzw. leicht sinkenden Umsätzen in den kommenden sechs Monaten aus.
Das aktuelle Investitionsniveau bewerten 55 Prozent als ausreichend bzw. zukünftig gleichbleibend, wobei die Investitionsschwerpunkte im Bereich der Ersatzinvestitionen im Euroraum liegen.
Das Exportniveau wird mehrheitlich als ausreichend (50 Prozent), teilweise sogar überdurchschnittlich (23 Prozent) beurteilt.
Beschäftigungslage:
Die Beschäftigungslage ist sehr gut. Aktuell sind in den befragten Betrieben rund 36.000 Personen beschäftigt. Besonders stark ausgeprägt ist die Betroffenheit beim Fachkräfteengpass. 60 Prozent der Unternehmen sprechen von einem starken bis sehr starkem Fachkräftebedarf, insbesondere bei den klassischen Metall- und Elektroberufen sowie bei IT-Fachkräften. Um mehr Fachkräfte zu gewinnen und auszubilden, setzen die meisten Betriebe vor allem auf interne Weiterbildungsmaßnahmen sowie auf das Angebot flexibler Arbeitszeiten, um Auftragseingänge zu bewältigen und das Arbeitsumfeld zukunftsorientiert weiterzuentwickeln.
Stimmen aus der südhessischen M+E-Industrie:
"Trotz der guten Lage bei Umsatz und Beschäftigung dürfen wir uns nicht auf dem Erreichten ausruhen, sondern müssen bereits heute die Grundlagen für morgen legen. Ein Zuwanderungsgesetz für qualifizierte Fachkräfte muss Teil der Lösung sein, um unseren Arbeitsmarkt zukunftsfähig zu halten und die gesellschaftlichen Wachstumskräfte nicht zu hemmen. Wir haben in Deutschland ein herausragendes und international vielfach bewundertes duales Berufsbildungssystem. Mit dem Facharbeiter, Techniker und Meister haben wir Alleinstellungsmerkmale, die wir, auch wegen ihrer Karriere- und Entwicklungsperspektiven, in der Gesellschaft nachhaltig herausstellen müssen. Hierfür benötigen wir mehr Flexibilität und Praxisbezug, anstatt bürokratische Hemmnisse und staatliche Reglementierung", sagte Achim Kopp, Geschäftsführer der KOPP Schleiftechnik GmbH Lindenfels und Vorstandsmitglied der Bezirksgruppe Darmstadt und Südhessen von HESSENMETALL.
"Der wirtschaftliche Erfolg mittelständischer Unternehmen in Deutschland hängt eng mit offenen Märkten und einheitlichen Regeln in Europa sowie dem weltweiten Freihandelssystem zusammen. Für viele innovative und exportorientierte Mittelständler ist die Europäische Union Heimatmarkt und bisher feste Ausgangsbasis für weltweite Aktivitäten. Ein ungeordneter Brexit würde einen unkalkulierbaren Rückschlag für das System der offenen Märkte bedeuten und zu einem Wohlfahrtsverlust auf beiden Seiten führen. Zudem müssen Handelsstreitigkeiten zwischen den USA, China und der EU schnellstmöglich beigelegt werden", forderte Gottlieb Hupfer, Geschäftsführer der ALMAWATECH GmbH Babenhausen und Vorstandsmitglied der Bezirksgruppe Darmstadt und Südhessen von HESSENMETALL.
"Die Herausforderungen an die Tarifautonomie werden in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Insbesondere die fortschreitende Digitalisierung stellt Unternehmen vor Anpassungsprozesse, die sie meistern müssen, wenn Wachstum und Beschäftigung in Deutschland auf hohem Niveau gehalten werden soll. Wir brauchen mehr denn je flexible Tarifverträge, die den volatilen Wachstumsverläufen ebenso gerecht werden, wie den unterschiedlichen betrieblichen Entwicklungen. Schon heute drängt die Politik mit den Nachteilen betriebsferner Entscheidungen in Bereiche, die aufgrund der Tarifautonomie den Sozialpartner vorbehalten sind. Dieses Verhalten betrifft dann alle, auch nicht tarifgebundene Unternehmen. Neue Lösungswege kann eine modulare Tarifbindung eröffnen, aus denen sich Unternehmen die für sie passenden Bausteine auswählen können", resümierte Dirk Widuch, Geschäftsführer der Bezirksgruppe Darmstadt und Südhessen von HESSENMETALL.
Quelle und Kontaktadresse:
Verband der Metall- und Elektro-Unternehmen Hessen Bezirksgruppe Darmstadt und Südhessen e.V. (HESSENMETALL)
Reinhold Stämmler
Rheinstr. 60, 64283 Darmstadt
Telefon: 06151 2985-0, Fax: 06151 29852-0
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