Grüne Woche 2023: "Nachhaltigkeit erreicht man am besten durch Innovation"
(Berlin) - Der Industrieverband Agrar e. V. (IVA) hat zum Auftakt der Internationalen Grünen Woche (IGW) in Berlin verlässliche Leitlinien der Politik für die Entwicklung einer nachhaltigen und produktiven Landwirtschaft in den kommenden beiden Jahrzehnten angemahnt. Sorgen bereiten dem Wirtschaftsverband aktuell der dringend überarbeitungsbedürftige Vorschlag der Europäischen Kommission für die EU-Verordnung 2021/2115 über die nachhaltige Verwendung von Pflanzenschutzmitteln sowie die infolge der hohen Gas- und Energiepreise erheblich gestiegenen Kosten für die Produktion von Mineraldüngern.
An die Politik in Europa gerichtet sagte IVA-Präsident Michael Wagner mit Blick auf die in Brüssel intensiv diskutierte EU-Verordnung, die unter anderem die Halbierung des Pflanzenschutzmittel-Einsatzes bis 2030 vorsieht: "Die agrochemische Industrie bekennt sich schon lange zu einer nachhaltigen Landwirtschaft - und das schließt intelligent gemachte Reduktionsprogramme ausdrücklich mit ein. Dabei darf der Fokus aber nicht auf Mengen liegen, sondern den Risiken, die mit der Anwendung unserer Produkte einhergehen. Wir sind überzeugt, dass wir dies besser mit technischen Innovationen wie Digitalisierung und Präzisionslandwirtschaft lösen als mit starren Regeln. Nachhaltigkeit erreicht man am besten durch Innovation."
Besonders bei der Digitalisierung setzt Wagner Hoffnungen in eine innovationsfreudige Politik, die landwirtschaftlichen Betrieben bei Investitionen in neue Technologien unter die Arme greift und sie durch Beratungsangebote unterstützt. Aber auch die Erneuerung des europäischen Rechtsrahmens, um modernes Saatgut aus neuen Züchtungsmethoden auf den Markt bringen zu können, sowie klare Rahmenbedingungen für die Zulassung von sogenannten "Low Risk-Pflanzenschutzmitteln" nannte Wagner.
Auch die im IVA zusammengeschlossenen Düngemittel-Hersteller erwarten von der Politik weitere Anstrengungen. Der Vorsitzende des IVA-Fachbereichs Pflanzenernährung, Marco Fleischmann, betonte, dass sich die EU bei Mineraldüngern nicht allein auf Importe verlassen darf und die Sicherung heimischer Produktion von strategischer Bedeutung für die Versorgungssicherheit von Nahrungsmitteln ist. Mit Blick in die Zukunft hob er hervor, dass die ausreichende Verfügbarkeit von Strom aus erneuerbaren Energien zu marktfähigen Preisen für die Produktion von Grünem Ammoniak, und damit Grünem Dünger, unverzichtbar ist: "Die Herstellung von Mineraldüngern ist mit großem Energieaufwand und daher aktuell mit hohen Kosten verbunden. Unsere Vision ist, in naher Zukunft Mineraldünger klimaneutral in Deutschland und Europa herzustellen. Grüner Ammoniak aus grünem Wasserstoff ist die Vorbedingung dieses Transformationsprozesses", so Fleischmann.
IVA-Präsident Wagner unterstrich, dass die führenden Unternehmen der Pflanzenschutz-Industrie in Europa bereit seien, erhebliche Investitionen für die Transformation der Landwirtschaft zu leisten. Auf europäischer Ebene seien dafür bis zum Jahr 2030 Projekte mit einem Volumen von 10 Milliarden Euro für die digitale und Präzisionslandwirtschaft vorgesehen. Davon wurden bis Ende vergangenen Jahres bereits über 2 Milliarden Euro investiert. Für die Entwicklung neuer biologischer Pflanzenschutzmittel wollen die Herstellerfirmen bis Ende des Jahrzehnts 4 Milliarden Euro ausgeben. Projekte mit einem Volumen von 1,75 Milliarden Euro wurden hier bereits umgesetzt.
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