Pressemitteilung | Deutscher Bauernverband e.V. (DBV)

"Grüne Gentechnik": EU, Bund und Länder müssen für Klarheit sorgen

(Berlin) - "Einstieg oder Ausstieg", so heißt das Thema des Perspektiv-Forums des Deutschen Bauernverbandes (DBV) zur "Zukunft der Grünen Gentechnik", das am 26. und 27. Februar in Berlin stattfindet.

Auf deutschen Feldern werden bislang keine gentechnisch veränderten Pflanzen angebaut. Doch weltweit ist die 'Grüne Gentechnik' Realität. Heute werden auf der Erde mehr als 50 Millionen Hektar mit gentechnisch veränderten Pflanzen bebaut. Ihre Produkte gelangen durch Importe auf den europäischen und deutschen Markt. Enzyme und Hefen werden in der Lebensmitteltechnologie mit großem Erfolg eingesetzt.

In der deutschen und europäischen Öffentlichkeit wird die 'Grüne Gentechnik', anders als die 'Rote Gentechnik' in der Humanmedizin, strikt abgelehnt. Mit seinem Perspektiv-Forum führt der DBV Kritiker wie Befürworter der 'Grünen Gentechnik' zum Dialog zusammen. Vertreter der Pflanzenzüchtung, der Politik, der Wissenschaft, der Wirtschaft und der landwirtschaftlichen Praxis sowie der Umwelt- und Verbraucherverbände beteiligen sich an diesem Perspektiv-Forum.

"Die Bevölkerung in Deutschland und Europa ist bisher nicht vom Nutzen der 'Grünen Gentechnik' überzeugt. Jüngste Umfragen zeigen, dass 70 Prozent der befragten EU-Bürger gentechnisch veränderte Lebensmittel ablehnen. Fast 95 Prozent verlangen zwischen gentechnisch veränderten Nahrungsmitteln und unveränderten Produkten wählen zu können", skizzierte DBV-Präsident Gerd Sonnleitner das öffentliche Meinungsbild. Der Bauernverband gehe weder euphorisch, wie manche Saatgutunternehmen, noch kategorisch ablehnend, wie die Umweltorganisationen, an die 'Grüne Gentechnik' heran. Die Chancen, die in dieser Technik steckten, dürften nicht von vornherein durch eine überzogene Risikodiskussion zugeschüttet werden. "Wir Bauern müssen die Chancen der Bio- und Gentechnik im Auge behalten, schon aus Wettbewerbsgründen. Aber für uns ist das Verbrauchervertrauen genauso wichtig. Wir erzeugen nur das, was Akzeptanz beim Kunden findet."

Ob es bei einer dauerhaften Ablehnung der Bevölkerung bleibt, hänge entscheidend auch von der 'Grünen Gentechnik' selbst ab und ihrer Weiterentwicklung. Es müssten unmittelbar und erkennbare Vorteile für die Verbraucher und Umwelt durch die gentechnische Züchtungsarbeit erreicht werden und nicht nur Nutzen für die Land- und Ernährungswirtschaft, forderte Sonnleitner. Die Möglichkeiten reichten von vitaminreichen Reis- und Getreidesorten bis hin zur besseren Ausnutzung der Stickstoffbindung durch Knöllchenbakterien.

Politische Handlungsfelder zur Auflösung der wenig hilfreichen Stagnation sieht Sonnleitner vor allem in der Gesetzgebung. Die Kennzeichnung und Rückverfolgbarkeit von gentechnisch veränderten Lebens- und Futtermitteln müsse auf europäischer und nationaler Ebene geregelt werden. EU-Kommission und Bundesregierung seien gefordert, unverzüglich gesetzlich zu klären, ob nur diejenigen Produkte zu kennzeichnen sind, die gentechnisch veränderte Bestandteile enthalten, oder ob der gesamte Produktionsprozess offenzulegen ist, unabhängig davon, ob gentechnisch veränderte Stoffe nachzuweisen sind oder nicht, betonte Sonnleitner auch vor Journalisten. Letzteres sei in der Alltagspraxis nicht umsetzbar.

Die europäische Freisetzungs-Richtlinie für gentechnisch veränderte Pflanzen muss bis zum 17. Oktober national umgesetzt
werden. Sonnleitner äußerte Zweifel, ob dies in dieser Legislaturperiode noch möglich ist. Auf jeden Fall müssten von der Bundesregierung entsprechende Vorarbeiten geleistet werden, um dem neu gewählten Bundestag eine Einhaltung des Termins zu ermöglichen.

Für den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzensorten sei eine klare Regelung durch den Gesetzgeber notwendig, damit es nicht zu streitigen Diskussionen und Haftungsfragen komme. Auch hier sei die Haltung des DBV klar", erklärte Sonnleitner. "Wir wollen die Wahlfreiheit des Landwirts und des Verbrauchers. Das setzt zum Beispiel Regelungen für den Abstand der Felder voraus, um Vermischungen vorzubeugen. Während in Amerika faktisch der gesamte Ölsaatenanbau, aber auch der Mais- und Baumwollanbau in "gentechnischer Mischkultur" angebaut werde, finde in Europa die Erzeugung gentechnisch veränderter landwirtschaftliche Produkte gegenwärtig gar nicht mehr statt, selbst im wissenschaftlichen Versuch nicht. Die Umsetzung der EU-Systemrichtlinie über eine Novelle des deutschen Gentechnikgesetzes sei kurzfristig machbar und unproblematisch. Dies betreffe den Umgang der 'Grünen Gentechnik' bei Zuchtunternehmen und Gentechnikfirmen.

Der Deutsche Bundestag müsse auch über die Umsetzung der EU-Biopatentrichtlinie entscheiden. Sonnleitner lehnt Patente auf Pflanzen und Tiere kategorisch ab. Die europäische Richtlinie sei deshalb fehlerhaft. Das nationale und europäische Sortenschutzrecht sichert dank Patentschutz Innovation in der Züchtung und der Landwirtschaft ohne überflüssige Hürden eines bei lebender Materie völlig unpassenden Patentschutzes.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Bauernverband e.V. (DBV) Godesberger Allee 142-148 53175 Bonn Telefon: 0228/81980 Telefax: 0228/8198205

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