Pressemitteilung | Greenpeace e.V.

Greenpeace verklagt Bundesamt für Verbraucherschutz / Namen gefährlicher Pestizide mit Hormongift Nonylphenol müssen veröffentlicht werden

(Hamburg/Köln) - Greenpeace hat am 2. September das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) vor dem Verwaltungsgericht in Köln verklagt. Der Grund: Das BVL weigert sich seit April 2002 die Namen der von ihm zugelassenen Pestizide zu nennen, in denen Nonylphenol (NP) oder Nonylphenolethoxylate (NPE) enthalten sind. Greenpeace und unabhängige Wissenschaftler vermuten, das durch den Einsatz dieser Spritzmittel das giftige Nonylphenol in zahlreiche Lebensmittel gelangt. Nonylphenol ist das Abbauprodukt von NPE. Das Dauergift NP kann das menschliche Immunsystem schädigen, das Hormonsystem stören, sich in der Muttermilch anreichern und es ist schwer abbaubar.

"Das Amt gehört zum Bundesministerium für Verbraucherschutz, aber es schützt nicht Verbraucher und Landwirte vor Dauergiften, sondern die Gift-Geheimnisse der Pestizid-Produzenten vor der Öffentlichkeit", so Manfred Krautter, Chemie-Experte von Greenpeace. "Wir klagen für die Verbraucher, um die Namen der Spritzmittel zu erfahren. Außerdem brauchen wir endlich ein neues EU-Chemikalienrecht, mit dem solche Dauergifte grundsätzlich vom Markt verbannt werden." Im April 2002 war Nonylphenol erstmals bei Rückstandsuntersuchungen in Lebensmitteln und in Muttermilch nachgewiesen worden. Das BVL in Braunschweig weigert sich seitdem, das Dauergift zu verbieten.

Jährlich produziert die chemische Industrie weltweit 700.000 Tonnen Nonylphenol. Sechs Prozent davon finden Verwendung in Pestiziden. Allein in Deutschland werden so jährlich 500 Tonnen NPEs in der Landwirtschaft direkt auf Obst, Gemüse und Getreidepflanzen gespritzt und gelangen umgewandelt zu Nonylphenol in Lebensmittel. Nonylphenolethoxylate können heute schon ersetzt werden. Die Pestizidproduzenten wollen sich dafür jedoch bis mindestens 2005 Zeit lassen. Bis dahin kann der Stoff weiterhin ins Essen und die Umwelt gelangen. Besonders gefährdet sind Schwangere, Babys und Kleinkinder. Greenpeace tritt grundsätzlich für eine Landwirtschaft ohne Pestizide ein.

Nonylphenol ist kein Einzelfall. Damit dieses und andere Dauergifte aus dem Essen und der Natur verschwinden, fordert Greenpeace eine Zulassungspflicht für gefährliche Chemikalien. Eine Position, die von der EU-Kommission in einem Gesetzesentwurf vom Mai auch vorgesehen ist. Bundeskanzler Schröder allerdings torpediert die Reformziele der EU-Kommission immer wieder und vertritt auch in Brüssel die Interessen der Chemielobby.

Das Greenpeace EinkaufsNetz bietet engagierten Verbrauchern die Möglichkeit, sich für gesunde Lebensmittel ohne Rückstände einzusetzen. Bislang unterstützen 30.000 Menschen das Netz Aktion und beteiligen sich an bundesweiten Aktionen für mehr Qualität in Lebensmitteln.

Quelle und Kontaktadresse:
Greenpeace e.V. Große Elbstr. 39, 22767 Hamburg Telefon: 040/306180, Telefax: 040/30618100

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