Pressemitteilung | BDG - Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler e.V.

Granit ist „Gestein des Jahres“

(Bonn) - Der Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler BDG hat gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften DGG den Granit zum „Gestein des Jahres 2007“ gekürt.

Der Granit ist wohl eines der bekanntesten Gesteine überhaupt. Bereits die Kinder in den Elementarschulen kennen den Satz: „Feldspat, Quarz und Glimmer – die drei vergess ich nimmer“! Das ist die mineralische Zusammensetzung des Granits, eines Gesteins das uns tatsächlich auf Schritt und Tritt begegnet und dessen Name auf seine sichtbare Körnigkeit zurückgeht. Wenn man offenen Auges durch viele unserer Innenstädte geht, so wird man diesem Gestein überall begegnen, sei es als Pflasterstein, als Bordstein, als Sockel von Gebäuden, als Verblendung von Fassaden oder als polierte Bodenfliese. Dementsprechend findet man in vielen Gebieten Deutschlands Steinbrüche, in denen Granit für diese Zwecke gewonnen wurde oder noch wird. Leider stammen immer mehr Granite für diese Verwendungszwecke in neuen Gebäuden inzwischen nicht mehr aus Deutschland, sondern aus Italien, Südostasien und anderen Gebieten der Erde – aus wirtschaftlicher Sicht bedauerlich, aber aus geowissenschaftlicher Sicht unproblematisch. Ebenso wie die Geologie ohne Grenzen ist, ist Granit immer Granit, ganz gleich an welcher Stelle der Erde er entstanden ist.

Aus geologischer oder besser aus physikochemischer Sicht verhält es sich mit dem Granit so ähnlich wie mit Rom im landläufigen Sprachgebrauch: viele Wege führen nach Rom und viele Wege führen auch zum Granit. Das heißt, jede magmatische Schmelze, die in ihrer Zusammensetzung etwa derjenigen der Erdkruste entspricht, strebt bei ihrer Abkühlung zu einem Restprodukt von granitischer Zusammensetzung. In diesem Sinne stellt der Granit also einen Endpunkt dar. Gleichzeitig ist er aber auch ein Anfang: Wenn ein Gestein, sei es eine Grauwacke, ein Tonschiefer oder ein anderes Gestein, das ein gewisses Quantum an Kieselsäure, Tonerde und Kalium und Natrium enthält, unter höhere Temperaturen und Drücke gerät, dann entsteht zuerst eine Schmelze von granitischer Zusammensetzung, die in Spalten und Klüfte des Nebengesteins eindringen kann. Mithin ist der Granit so etwas wie Anfang und Ende, wie Alpha und Omega des Magmatismus und der Metamorphose.

Das ist der Grund, warum Gesteine der Granitfamilie (petrographisch „Granitoide“) so häufig vorkommen. Wir treffen sie in den meisten unserer Mittelgebirge, etwa im Schwarzwald, Odenwald, Thüringer Wald, Fichtelgebirge, Erzgebirge und im Harz, wo sie oft markante Felsgruppen mit der typischen, wegen der entstehenden Formen sogenannten „Wollsackverwitterung“ bilden. Aber auch in den Geschieben der eiszeitlichen Moränenablagerungen im norddeutschen Flachland finden sich neben verschiedenen metamorphen Gesteinen auch Granite aus Skandinavien mit einer nicht minder interessanten geologischen Geschichte und vielfältigen Verwendungen. Man denke nur an den imposanten „Alten Schweden“ in Hamburg oder die bekannten Markgrafensteine östlich von Berlin!

Da alle diese Gebiete gleichzeitig zu den bekanntesten und interessantesten Wanderrevieren gehören, haben wir die Gelegenheit, dem Granit als dem „Gestein des Jahres“ in all seiner Vielfalt gleichsam nebenbei zu begegnen und manches Wissenswerte über seine Beziehungen zu anderen Naturerscheinungen wie Böden, Vegetation und Landschaft oder zum Tourismus der betreffenden Region zu erfahren. Aber auch als Stadtspaziergänger kann man sich an den unterschiedlichen Farben und Körnungen der zur Gestaltung von Gebäuden, Gehwegen, Denkmalen oder Grabsteinen verwendeten Granite erfreuen und ihre Rolle in Architektur und Kunstgeschichte unterschiedlicher Epochen erkunden und dadurch einen Eindruck von der Bedeutung des „Gesteins des Jahres“ als Werkstein und Wirtschaftsgut gewinnen.

Quelle und Kontaktadresse:
Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler e.V. (BDG) Pressestelle Lessenicher Str. 1, 53123 Bonn Telefon: (0228) 696601, Telefax: (0228) 696603

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