GPRA-Kommunikationstreffen dialoq / Wählermobilisierung im Internet / Deutsche Parteien mit Nachholbedarf
(Berlin) - Social Media & Charisma US-Campaigning als Vorbild für deutsche Wahlkampfstrategen? Unter diesem Motto lud die Gesellschaft Public Relations Agenturen e. V. (GPRA) am 8. Oktober zum Branchentreffen dialoq in Berlin. Rund 150 Besucher aus Kommunikation, Politik und Wirtschaft interessierte die Frage, ob sich die Kommunikationsmethoden und -strategien des aktuellen US-Präsidentschaftswahlkampfs auf Deutschland übertragen lassen.
Hochkarätig besetzt war die Podiumsdiskussion am Vorabend des Kommunikationskongresses: Jenik Radon, Mitglied des New Yorker Finanzkomitees von Barack Obama und Politikprofessor an der Columbia University, sowie Peter Carson, Vice President der Public-Affairs-Agentur Powell Tate | Weber Shandwick (Washington), vertraten US-amerikanische Perspektiven. Matthias Machnig, Staatssekretär im BMU und langjähriger Koordinator der SPD-Wahlkampfzentrale, lieferte Einblicke in den deutschen Wahlkampf. Die Rolle der Medien beleuchteten Frank Thomsen, Chefredakteur von stern.de, und Michael Spreng, Journalist, Kommunikations- und Medienberater. Moderiert wurde die Diskussion von Journalist Sven Kuntze, bekannt aus dem ARD-Morgenmagazin.
Schon zu Beginn der Diskussion stand fest: Das Internet hat den Wahlkampf verändert in den USA bisher wesentlich stärker als in Deutschland.
Spenden werden dort in großem Stil online gesammelt und YouTube ist zum politischen Kanal für den Dialog mit dem Wähler avanciert. Ob das Internet diese Bedeutung auch in Deutschland erlangen wird, sahen die Kommunikationsexperten kritisch. In der Diskussion war von schlechten Websites, Berührungsängsten und einer generellen Internetfeindlichkeit der deutschen Parteien die Rede. Michael Spreng prognostizierte der ersten Partei, die das Internet als Partizipationsmedium gewinnbringend für sich einsetzen könne, einen "riesigen Modernitätsvorsprung". Auch Matthias Machnig attestierte den hiesigen Parteien einen "gigantischen Nachholbedarf", warnte aber gleichsam vor einer Überbewertung des Wahlkampfmediums Internet. Ideen und Inhalte blieben Kern einer erfolgreichen Wahlkampfstrategie, Jenik Radon plädierte zudem für mehr Visionen und Optimismus in der deutschen Politik.
Die Experten von beiden Seiten des Atlantiks waren sich am Ende einig: Wahlen können nicht allein im Internet gewonnen werden, allerdings mittlerweile auch nicht mehr ohne das Internet, welches über ein immenses Mobilisierungspotenzial verfügt. Was den Wahlkampf on- wie offline angeht, gelte es in mehr als einer Hinsicht von den USA zu lernen: Neben einem verstärkten Einsatz dialogischer Social Media Instrumente seien professionelle strategische Beratung, eine perfekte Vorbereitung, uneingeschränkte Loyalität und Professionalität im Wahlkampf elementar wichtig - und in Deutschland ausbaufähig.
Weitere Informationen, Fotos und Audio-Mitschnitte zu dieser dialoq-Veranstaltung gibt es im Internet unter www.dialoq-nrw.de. Druckfähige Bilder können zudem unter unten stehendem Kontakt angefordert werden.
Quelle und Kontaktadresse:
Gesellschaft Public Relations Agenturen e.V. (GPRA)
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