Glaubwürdigkeit und hohes Ansehen nicht gefährden / Frauenselbsthilfe nach Krebs tagt vom 23.-26. August 2007 in Magdeburg
(Magdeburg/Bonn) - Die Glaubwürdigkeit von Selbsthilfeorganisationen ist ein hohes Gut. Kooperationen mit Pharma- oder anderen Wirtschafts-Unternehmen müssen daher kritisch hinterfragt werden. Damit bringt Hilde Schulte, Bundesvorsitzende der Frauenselbsthilfe nach Krebs, am 24. August 2007 in Magdeburg auf den Punkt, was für alle von der Deutschen Krebshilfe geförderten Krebs-Selbsthilfeorganisationen gilt: Selbsthilfe ist allein den Interessen von krebskranken Menschen verpflichtet und lässt sich nicht instrumentalisieren. Um das Bewusstsein für die Folgen einer möglichen Vereinnahmung und Beeinflussung zu schärfen, steht das Thema Selbsthilfe in Kooperation - korrekt oder korrupt im Mittelpunkt der diesjährigen Bundestagung der Frauenselbsthilfe nach Krebs: Über 800 Frauen und Männer tagen vom 23. bis 26. August 2007 in Magdeburg.
Inhaltliche Einflussnahme billigt die Frauenselbsthilfe nach Krebs keinem Außenstehenden zu. Denn Instrumentalisierung und Vereinnahmung vertragen sich nicht mit objektiver Beratung und einer Arbeit, die sich nur an den Bedürfnissen von krebskranken Menschen orientiert, so Hilde Schulte. Die Frauenselbsthilfe nach Krebs hat daher strenge Richtlinien für sich erarbeitet, um ihre Unabhängigkeit sicherzustellen.
Die Deutsche Krebshilfe begrüßt diese Selbstverpflichtung ausdrücklich. Selbsthilfe und Patientenvertretung spielen heute in unserem Gesundheitssystem eine unverzichtbare Rolle. Alle Akteure im Gesundheitswesen wollen und sollen daher mit ihr kooperieren und von ihr profitieren, sagt Gerd Nettekoven, Geschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, in Magdeburg. Mit einer Ausnahme: Er hält es für bedenklich, dass insbesondere die Pharma-Industrie verstärkt den Kontakt zu Selbsthilfegruppen sucht. Die Gründe hierfür liegen seines Erachtens auf der Hand: Die Unternehmen verfolgen in erster Linie wirtschaftliche Interessen, wollen ihre Marketing-Strategien glaubwürdig machen und den Krebs-Patienten auf direktem Weg erreichen. Die Deutsche Krebshilfe will damit die Bedeutung der Pharma-Industrie nicht in Frage stellen: Wir brauchen in unserem Land und für die Verbesserung der Versorgung krebskranker Menschen die Pharma-Industrie mehr denn je, so Nettekoven. Doch die Aufgaben und die Philosophie der Selbsthilfe sowie die Interessen der Pharma-Industrie sind nicht vereinbar.
Um die Glaubwürdigkeit von Selbsthilfe und ihr hohes gesellschaftliches Ansehen nicht zu gefährden, muss ihre unabhängige Finanzierung sichergestellt sein. Die Deutsche Krebshilfe sieht sich daher mehr noch als bisher in der Pflicht, Selbsthilfeorganisationen finanziell den Rücken freizuhalten und sie in ihrer Arbeit zu unterstützen. Diese finanzielle Unterstützung ist Teil einer engen, kontinuierlichen und partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit der Krebs-Selbsthilfe, sagt Nettekoven. Die Deutsche Krebshilfe sieht sich mit der Krebs-Selbsthilfe auf Augenhöhe und verfolgt die gleichen Ziele konkrete Hilfe für krebskranke Menschen. Gemeinsam mit allen von ihr geförderten Krebs-Selbsthilfeorganisationen arbeitet die Deutsche Krebshilfe zurzeit an der Erstellung einer neuen Selbstverpflichtungserklärung, mit der sie die Unabhängigkeit der Organisationen gewährleisten und die Wahrnehmung aller Beteiligten für den sensiblen und differenzierten Umgang insbesondere mit Wirtschafts-Unternehmen schärfen will.
Unter dem Motto Qualität verbessern, Zukunft gemeinsam gestalten führt die Frauenselbsthilfe nach Krebs vom 23. bis 26. August 2007 in Magdeburg ihre Bundestagung durch. Über 800 Frauen und Männer nehmen an der Fortbildungsveranstaltung teil und informieren sich beispielsweise über neueste Entwicklungen in der Palliativmedizin, aber auch über aktuelle Themen wie die Prävention und Therapie von Gebärmutterhalskrebs. Der Kongress stärkt die Kompetenz unserer Mitglieder und schafft eine qualifizierte Grundlage für die Arbeit in den regionalen Selbsthilfegruppen, sagt Hilde Schulte.
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