Gewürzindustrie: schwerer Kostendruck und teilweise Rohstoffverknappung
(Bonn) - Steigende Energiekosten belasten private wie gewerbliche Verbraucher sehr, daraus folgende, teilweise schnell steigende höhere Verpackungs- und Frachtkosten treffen die gesamte Wirtschaft; die deutschen Gewürzverarbeiter haben darüber hinaus sehr erhebliche Preissteigerungen und Versorgungsprobleme in den Beschaffungsmärkten zu verkraften. Der steigende Dollarkurs verschärft die Situation.
Die Märkte in den schnell wachsenden Volkswirtschaften, vor allem in Indien und China, saugen Rohstoffe aus aller Welt auf. Dies treibt nicht nur die Preise für Lebensmittel auch für Gewürze - in die Höhe, die mit zunehmendem Wohlstand in wachsender Menge in diesen Ländern konsumiert werden. Zugleich steigen die Preise der Rohstoffe, die aus diesen Ländern bezogen werden.
So haben knappe Ernten und steigende Nachfrage die Preise für Kümmel gegenüber Vorjahr fast verdoppelt, bei Koriander um über 25 Prozent ansteigen lassen und Tomatenpulver ca. 15 Prozent verteuert. Hilfsstoffe wie Phosphat (+ 100 Prozent ggü. 2007, + 10 bis 20 Prozent allein in den letzten Wochen), Ascorbinsäure und Natriumascorbat (+ 20 bis 50 Prozent) und Citronensäure-basierte Produkte (+ 30 bis 40 Prozent) verteuerten sich seit dem Vorjahr unkalkulierbar. Bestehende Kontrakte werden ohne Verhandlungsspielraum für die Abnehmer geändert, wenige große Anbieter vor allem in den asiatischen Ländern spielen ihre Marktmacht aus. Hinzu kommt: Gewürze werden weltweit überwiegend in Dollar gehandelt; der erstarkende Dollarkurs hat in den letzten Monaten zu einer schleichenden Preiserhöhung bei Gewürzen um 10 bis 15 Prozent geführt.
Der Preis für Schweinegelatine hat sich im dritten Quartal 2008 um 10 bis 15 Prozent erhöht. Rohware (Schweineschwarten) ist am Markt kaum in den benötigten Mengen verfügbar. Ein großer Produzent hat deshalb seine Produktion um vier statt zwei Wochen Sommerpause stillgelegt. Hintergrund: China kauft auf dem Weltmarkt Schweineschwarten zu, nachdem bei dem großen Erdbeben im Mai vier bis fünf Millionen Schweine des größten chinesischen Schweinezuchtbetriebes getötet wurden und diese Mengen jetzt am Markt fehlen. Zudem wächst der chinesische Inlandsbedarf an Schweinefleisch stetig.
Je schwieriger der Einkauf, desto genauer die Eingangsuntersuchung: Der Kontroll- und Analysenaufwand in der Gewürzindustrie hat sich in den letzten Jahren weiter erhöht. Kosteneinsparungen lassen sich in den schon durchrationalisierten Betrieben kaum noch realisieren. Die aktuellen Kostensteigerungen gehen an die Substanz der Unternehmen.
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