Gewürze: Schwacher Euro trifft auf knappen Rohstoffmarkt
(Bonn) - Schlechte Ernten in den Hauptanbauländern exotischer Gewürze, Indien, Indonesien, Vietnam und China, steigender Inlandskonsum in diesen Ländern, Spekulation auf Naturrohstoffe und ein schwacher Eurokurs führen in der Gewürzindustrie zu deutlichem Kostenanstieg auf der Beschaffungsseite.
Trockenheit und Erdbeben begründen Ernteausfälle in China, verspäteter Monsun und azyklische Niederschläge sind die Ursache hierfür in Indien, Indonesien und Vietnam. Hinzu kommen Wirbelstürme im ganzen Pfeffergürtel rund um den Äquator, teilweiser Ausfall von Lieferländern und gleichzeitig stetig steigender Inlandskonsum in eben diesen Ländern.
Die Entwicklung bei einzelnen Gewürzen:
- Pfeffer: Preise + 70%, entgegen aller Prognosen mit neuer Ernte teurer geworden,
- Gemüsepaprika: Preise + 100%, nur 6.000 statt üblicherweise 9.000 Tonnen im Jahr 2010 bei bereits geringerer Ernte (ca. 8.000 Tonnen) im Jahr 2009,
- Gewürzpaprika: Preise + 40 Prozent, qualitative Verknappung und starke Nachfrage,
- Ingwer: Preise + 120%, geringe Ernte in Nigeria, hoher Eigenbedarf in China, erheblicher Transfer nach Indien, Preisspirale dreht sich zunehmend schneller,
- Knoblauch: Preise + 230%, zudem schlechtere Qualität,
- Kurkuma: Preise + 200%, neue kleine Ernte trifft auf leer geräumte Lager,
- Kardamom: Preise + 125%, auf all time high,
- Muskat / Macis: Preise + 60%, dramatische Knappheit an EU-tauglicher Ware,
- Sternanis: Preise + 100%, Bestände wurden zur Herstellung von Tamiflu geräumt,
- Pistazien (Iran): Preise + 90%, zu wenig grüne Kerne geerntet, in 20 Jahren nie gesehene Verknappung.
Diese witterungsbedingten Minderernten betreffen in gleicher Weise konventionell erzeugte wie auch Bio-Ware, letztere aufgrund ohnehin wesentlich kleinerer Anbauflächen jedoch besonders. Hinzu kommt eine seit der Agrarrohstoffhausse im Jahr 2008 zu beobachtende zunehmende Spekulation auf Naturrohstoffe, von der auch u. a. Knoblauch, Ingwer, Paprika, Pfeffer, und Pistazien betroffen sind. Gewürze werden überwiegend in US-Dollar gehandelt.
Die Rohstoffsituation wird für das Beschaffungsmanagement der Gewürzindustrie somit noch deutlich verschärft durch einen seit Monaten gegenüber dem US-Dollar deutlich abgewerteten Euro. Mit Maßnahmen zur innerbetrieblichen Effizienzsteigerung lässt sich diese Entwicklung auf den Rohstoffmärkten nicht mehr kompensieren, sie berührt die Substanz der Unternehmen.
Quelle und Kontaktadresse:
Fachverband der Gewürzindustrie e.V.
Dirk Radermacher, Hauptgeschäftsführer
Reuterstr. 151, 53113 Bonn
Telefon: (0228) 216162, Telefax: (0228) 229460