Gewerkschaftstag: Impulse für Aktionen gesetzt
(Eppstein/Bochum) - Am Ende des ersten Gewerkschaftstages des Verbandes medizinischer Fachberufe e.V. am vergangenen Samstag in Bochum stand ein Aufruf an die Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA) zum "Monday For Equal Pay". "Es ist Zeit, dass die Beschäftigten in den Zahnarztpraxen deutlicher auf ihre prekären Arbeitsbedingungen aufmerksam machen", erklärt dazu Hannelore König, 1. Vorsitzende im geschäftsführenden Vorstand. "In vielen Kammerbereichen gibt es seit mehr als 27 Jahren keine Tarifverträge für Zahnmedizinische Fachangestellte mehr.
Nur in Hamburg, Hessen, im Saarland und in Westfalen-Lippe verhandelt eine verantwortungsvolle Arbeitgebervertretung mit uns über Tarife. Viele ZFA stimmen bereits jetzt mit den Füßen ab und verlassen die Zahnarztpraxis, weil sie in anderen Branchen bessere Bedingungen vorfinden. Der bestehende Fachkräftemangel ist die logische Konsequenz daraus. Als Berufsverband und Interessenvertretung sind wir aber daran interessiert, dass die ZFA in den Praxen bleiben, dort die entsprechende Wertschätzung erfahren, von ihrem Gehalt selbstständig leben und sicher sein können, dass sich ihnen auch Karrieremöglichkeiten bieten." Die Aktion "Monday For Equal Pay" wird weiterentwickelt und noch vor den nächsten Tarifverhandlungen starten.
Stressige Arbeitsbedingungen und fehlende Wertschätzung standen beim Gewerkschaftstag auch im Mittelpunkt von Vorträgen zur Situation der Medizinischen Fachangestellten und der Zahntechnikerinnen und Zahntechniker. So wies PD Dr. Adrian Loerbroks vom Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Heinrich Heine Universität Düsseldorf darauf hin, dass der psychischen Gefährdungsbeurteilung in Arztpraxen wesentlich mehr Bedeutung beigemessen werden muss. Personalverantwortliche müssten diese bereits bei Mitarbeitergesprächen berücksichtigen. Dazu sei es notwendig, entsprechende Leitfäden zu entwickeln.
Karola Krell, Referatsleiterin Zahntechnik im Verband medizinischer Fachberufe e.V. stellte in ihrem Vortrag weitere Ergebnisse aus der Online-Befragung von Zahntechnikerinnen und Zahntechnikern(1) vor. Auch hier spielt der Aspekt der fehlenden Wertschätzung eine wichtige Rolle. So erklärten 48,3 Prozent der Angestellten und 46,3 Prozent der Auszubildenden, dass sie die mangelnde Wertschätzung durch die Vorgesetzten sehr belaste. Sie vergaben auf einer Skala von 0 (gering) bis 10 (sehr hoch) 7 bis 10 Punkte. Auch die mangelnde Wertschätzung durch die Auftraggeber stellte sich als Problem heraus. So empfinden 45 Prozent der Selbstständigen und 37 Prozent der Angestellten diese als sehr belastend.
"Der Druck vom Patienten nach schnellem, preiswertem und gleichzeitig qualitativ hochwertigem Zahnersatz wird gern von der Praxis an die Zahntechnik weitergegeben", erklärt dazu Karola Krell. Nicht selten delegiert der Praxisinhaber diesen dann an die ZFA. Ohne gegenseitiges Verständnis für die Arbeit des jeweils anderen entstehen damit Spannungen. Die allgemeine Arbeitsunzufriedenheit, die auf beiden Seiten in der Regel durch die schlechte Bezahlung ohnehin sehr groß ist, wird dadurch weiter verstärkt. Der Verband medizinischer Fachberufe e.V. bereitet auch hier eine Aktion vor und will unter anderem durch Thementage das Verständnis beider Professionen füreinander verbessern."
Weitere Themenbereiche der Veranstaltung waren Tipps für die Gehaltsverhandlung und die Karriereplanung, Einblicke in die Tarifverträge, Informationen zum Mindestlohn und zur aktuellen Rechtsprechung im Arbeits- und Sozialrecht sowie die Vorbereitung auf eine Betriebsbegehung, die Anwendung von automatisierten externen Defibrillatoren und interkulturelle Herausforderungen im Praxisalltag. "Die Themenauswahl ist von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern gut angenommen worden und in vielen Seminaren wurde leidenschaftlich diskutiert", resümiert Susanne Haiber, Präsidentin des Verbandes medizinischer Fachberufe e.V. "Wir freuen uns, dass der Landesverband West nach dieser Veranstaltung beschlossen hat, eine Fortsetzung des Gewerkschaftstages zu organisieren."
Quelle und Kontaktadresse:
Verband medizinischer Fachberufe e.V.
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