Gewerkschaften und Sozialverbände diskutieren die Rente der Zukunft
(Berlin) - Die Mitgliedsorganisationen des "Netzwerkes für eine gerechte Rente" sind am Donnerstag in Berlin zu einer Fachtagung zusammen gekommen. Im Mittelpunkt der Diskussion standen das Renten-Konzept von Arbeits- und Sozialministerin Andrea Nahles sowie die gemeinsamen Anforderungen an eine zukunftsfeste Altersversorgung.
Annelie Buntenbach, DGB-Vorstandsmitglied:
"Sich gemeinsam mit langjährigen Bündnispartnern für einen Kurswechsel zur Stärkung der gesetzlichen Rente einzusetzen, gibt langen Atem für die vor uns liegende politische Debatte. Wir müssen sie führen, weil es gerade um die Jüngeren geht. Wenn das Rentenniveau weiter sinkt, werden die heute 30 oder 40jährigen viel einzahlen und im Alter wenig bekommen. Soweit dürfen wir es nicht kommen lassen. Eine starke Gesetzliche Rente bedeutet immer noch beste Vorsorge und Rendite."
Dr. Joachim Rock, Abteilungsleiter Sozialpolitik, Der Paritätische:
"Die Armutsquote von Rentnerinnen und Rentnern ist in den vergangenen Jahren drastisch gestiegen und liegt mit 15,9 Prozent bereits jetzt über dem Bevölkerungsdurchschnitt. Wir müssen von einer gravierenden Dunkelziffer ausgehen: Menschen, die im Alter in prekären Verhältnissen, mit eingeschränkten Teilhabemöglichkeiten und in verdeckter Armut leben. Ein System, das dies zulässt, ist eines Sozialstaats nicht würdig. Es ist an der Zeit, die gesetzliche Rentenversicherung endlich wieder in die Lage zu versetzen, den Lebensstandard der Menschen im Alter zu sichern und die Altersgrundsicherung armutsfest auszubauen."
Adolf Bauer, Präsident SoVD:
"Rentnerinnen und Rentner dürfen nicht bestraft werden, wenn sie trotz ihrer Rente auf Leistungen der Grundsicherung angewiesen sind. Doch genau das widerfährt diesem Personenkreis gegenwärtig durch die volle Anrechnung ihrer gesetzlichen Rente. Und das muss beendet werden. Der SoVD fordert deshalb, einen gestaffelten Rentenfreibetrag in der Grundsicherung im Alter einzuführen."
Ulrike Mascher, Präsidentin Sozialverband VdK Deutschland:
"Die Zurechnungszeiten für Erwerbsminderungsrenten sollen laut Plänen der Koalition erst ab 2018 und dann nur schrittweise bis 2024 weiter angehoben werden. Diese Entscheidung bleibt im Hinblick auf zukünftige Erwerbsminderungsrenten weit hinter den Erwartungen zurück. Für die 1,7 Millionen derzeitigen Erwerbsminderungsrentner ist sie sogar eine riesige Enttäuschung, da nichts gegen deren akut bestehende Armutssituation unternommen wird. Wir fordern, dass es im parlamentarischen Verfahren noch zu weiteren Verbesserungen für Erwerbsgeminderte kommt. Die Abschaffung der ungerechten Abschläge muss kommen, und zwar bei Neu- und Bestandsrentnern. Die Armutsbekämpfung muss heute beginnen, nicht erst in einigen Jahren."
Dr. Wolfram Friedersdorff, Präsident Volkssolidarität:
"Das Absenken des Rentenniveaus hat gerade in strukturschwachen Regionen - wie den ostdeutschen Bundesländern - weitreichende Folgen für die Lebensqualität im Alter. Wir fordern ein Rentenniveau von 53 Prozent, damit der Lebensstandard im Alter nicht drastisch sinkt. Zur Finanzierung müssen die Milliarden Euro an Bundeszuschüssen für private Altersvorsorge wieder der gesetzlichen Rentenversicherung zugeführt werden. Um die gesetzliche Rente langfristig und nachhaltig zu stärken, muss sie zu einer Erwerbstätigenversicherung ausgebaut werden."
Hintergrund:
Neben der aktuellen Kampagne "Rente muss reichen" arbeitet der DGB seit Jahren im "Netzwerk für eine gerechte Rente" mit den Sozialverbänden Paritätischer, SoVD, VdK und Volkssolidarität zusammen. Das Netzwerk hat mehrere Monitoring-Berichte zur Rente mit 67 veröffentlicht.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB), Bundesvorstand
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