Pressemitteilung | Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)

GEW schlägt Maßnahmenbündel für Berufseinstieg von „Risikojugendlichen“ vor

(Berlin) – Jungen Menschen, die zur sogenannten „Risikogruppe“ mit schlechter Lese- und Mathematikkompetenz zählen, soll der Einstieg in den Beruf ermöglicht werden. Dazu schlägt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ein aufeinander abgestimmtes Bündel von Förder- und Unterstützungsmaßnahmen vor. „Wir können und wir dürfen es uns nicht leisten, fast ein Viertel der jungen Menschen eines Jahrgangs einfach abzuschreiben. Es ist ein Skandal, diese Gruppe pauschal als ‚nicht ausbildungsreif’ zu diffamieren und ins gesellschaftliche Abseits zu drängen. Ein so reiches Land wie die Bundesrepublik verschleudert ungeheure Potenziale und nimmt den jungen Menschen Lebens- und Entwicklungschancen. Das birgt hochexplosiven sozialen Sprengstoff in sich“, sagte GEW-Berufsbildungsexpertin Ursula Herdt am 11. Februar während einer Tagung ihrer Organisation zum Thema „Ausbildungsreife junger Menschen“ in Berlin.

Als Bausteine ihres Konzepts nannte Herdt: Die Berufsausbildungsvorbereitung solle reformiert werden. Dabei müssten handlungs- und praxisorientierte Lernformen mit sozialpädagogischer Betreuung und Lebenshilfe unter einen Hut gebracht werden. „Es bringt aber nichts, alle lernschwächeren Jugendlichen in Maßnahmen der Berufsvorbereitung abzuschieben. Sie benötigen zusätzlich betriebliche, außerbetriebliche und vollzeitschulische Ausbildungsangebote“, betonte die GEW-Expertin. Die berufsbildenden Schulen sollten ihr Stütz- und Förderangebot beispielsweise auch in allgemein bildenden Fächern ausweiten. Nur so seien Defizite der jungen Menschen etwa in den Grundkompetenzen Lesen und Mathematik zu beheben.

Auf den Weiterbildungsbereich kämen verstärkt wichtige Aufgaben zu: Alphabetisierung, Nachholen von Bildungsabschlüssen sowie Sprach- und Integrationskurse für junge Menschen aus Einwandererfamilien lauten die Stichworte. Zusätzlich forderte Herdt die Bundesagentur für Arbeit (BA) auf, ihre Förderstrategie zu korrigieren. „Die BA muss ihr Hauptaugenmerk wieder auf die Risikogruppe richten: Diese jungen Menschen brauchen Bildungsangebote, in denen sie langfristig grundlegende Qualifikationen erwerben. Mit einer Schnellbleiche ist dieses Ziel nicht zu erreichen. So werden lediglich die Statistik bereinigt und der Haushalt saniert“, sagte die Gewerkschafterin.

Alle Maßnahmen setzten voraus, dass unterschiedliche Einrichtungen besser kooperieren, Pädagogen entsprechend qualifiziert werden und die Rahmenbedingungen stimmen. „Das kostet Geld. Aber jeder Euro, den Bund, Länder und Kommunen investieren, verhindert künftige Sozialausgaben und zahlt sich langfristig aus. Die Timmermann-Kommission hat Mitte des vergangenen Jahres ein stimmiges Konzept zur ‚Finanzierung lebenslangen Lernens’ vorgelegt. Die Politik ist gefordert, das Gutachten wieder aus der Schublade zu ziehen und sich an die Umsetzung zu machen“, unterstrich Herdt.

Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Reifenberger Str. 21, 60489 Frankfurt Telefon: 069/78973-0, Telefax: 069/78973-201

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