Pressemitteilung | Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)

GEW schlägt Alarm: 20.000 Arbeitsplätze in Weiterbildung abgebaut

(Frankfurt am Main) – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) schlägt Alarm: In diesem Jahr werden rund 20.000 Arbeitsplätze im Weiterbildungsbereich abgebaut. Das seien rund 30 Prozent aller festen Arbeitsverhältnisse. Zusätzlich sei die materielle Existenz vieler Honorardozenten bedroht. „Dieser sich weitgehend im Verborgenen abspielende Prozess ist ein gesellschaftlicher Skandal aller ersten Ranges. Er entlarvt alle Diskussionen über lebenslanges Lernen und Weiterbildung als vierte Säule des deutschen Bildungssystems als reine Rhetorik“, erklärte GEW-Vorsitzende Eva-Maria Stange zum bundesweiten Aktionstag der Beschäftigten in der Weiterbildung. Unter dem Motto „Die Branche steht auf! Für den Erhalt der beruflichen Weiterbildung!“ fanden am 6. November bundesweit Betriebsversammlungen und Protestveranstaltungen statt.

„Die Branche ist im freien Fall: Über 50 Prozent weniger Teilnehmer als im Vorjahr verzeichneten die Weiterbildungsträger in den ersten acht Monaten des Jahres 2003“, sagte Stange. „Mit dem Wegfall der Angebote wird Arbeitslosen ein Bärendienst erwiesen. Sie haben immer weniger Chancen, durch Weiterqualifikation auf dem Arbeitsmarkt wieder eine Stelle zu finden.“ Noch 2002 tauchten 63 Prozent der Teilnehmer an Fördermaßnahmen später nicht mehr in der Statistik des Arbeitsamtes auf.

Hintergrund der Misere seien die drastischen Mittelkürzungen bei der Bundesanstalt für Arbeit. Zudem sei ein System von Bildungsgutscheinen eingeführt worden, das für Arbeitslose viel zu kompliziert zu handhaben sei. „Die neue System führt ins Desaster: Nach Schätzungen der GEW sind rund 50 Prozent der Gutscheine nicht eingelöst worden“, betonte Stange.

Sie verlangte die Rücknahme der 70-Prozent-Verbleibsquote. Weiterbildungsmaßnahmen dürfen danach nur noch bewilligt werden, wenn voraussichtlich 70 Prozent der Teilnehmer sechs Monate nach Ende der Qualifizierung einen Arbeitsplatz finden. „Die Quote führt zur Streichung bisher erfolgreicher Maßnahmen bei den Trägern“, unterstrich die GEW-Chefin. Sie sei beispielsweise in strukturschwachen Regionen nicht zu erreichen. Außerdem grenze sie gerade sozial besonders schwache Arbeitslose aus. Deren Chancen, nach einer Qualifikationsmaßnahme einen Job zu finden, liege unter 70 Prozent.

Dabei sei unbestritten, dass die gesamte von der Arbeitsverwaltung geförderte berufliche Weiterbildung evaluiert werden muss und mehr Qualitätssicherung notwendig ist. Die Qualität der Weiterbildungsangebote dürfe nicht nur daran gemessen werden, ob die Teilnehmer kurzfristig einen Arbeitsplatz finden. Auf lange Sicht müssten deren Qualifikation erhöht und damit die Integrationschancen verbessert werden.

Info: Jährlich nehmen rund 450.000 Menschen an Weiterbildungsangeboten teil.
Beispiele für den Arbeitsplatzabbau bei Weiterbildungsträgern: Bei der Deutschen Angestelltenakademie (DAA) werden von 2000 Beschäftigten 800 entlassen, bei der TÜV-Akademie 160 von 800 und bei der VHS-Bildungswerk-Gruppe 350 von 1200.

Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Reifenberger Str. 21, 60489 Frankfurt Telefon: 069/789730, Telefax: 069/

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