GEW: "Kurswechsel kommt zu spät und nur in Tippelschritten" / Bildungsgewerkschaft zum BAföG-Interview der Bundesbildungsministerin Karliczek
(Frankfurt am Main) - Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hat sich gegenüber der Augsburger Allgemeinen für eine "Weiterentwicklung" des BAföG ausgesprochen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat den angekündigten Kurswechsel begrüßt, aber zugleich als unzureichend kritisiert. "Die Große Koalition hat die überfällige Reform des BAföG die ganze Wahlperiode über blockiert. Auch als die Coronakrise überdeutlich machte, dass die staatliche Ausbildungsförderung nur noch einen Bruchteil der Studierenden erreicht, reagierte das Bundesministerium für Bildung und Forschung achselzuckend mit einer halbherzigen Überbrückungshilfe und verzinsten Bankkrediten. Insofern ist es zu begrüßen, dass Ministerin Karliczek endlich eine BAföG-Reform in Aussicht stellt. Der Kurswechsel kommt aber leider zu spät und nur in Tippelschritten", sagte Andreas Keller, stellvertretender Vorsitzender und Hochschulexperte der GEW, am Montag in Frankfurt a.M.
"Der Kurswechsel kommt zu spät, weil das Parlament das Gesetz erst nach Bundestagswahl und Regierungsbildung ändern kann - wertvolle Zeit wurde verspielt. Er kommt nur in Tippelschritten, weil die von der Ministerin avisierte Anhebung der Altersgrenzen und die Flexibilisierung der Förderdauer zwar wichtige Verbesserungen sind, aber viel zu kurz greifen würden. Konsequent wäre, im Zeitalter des lebenslangen Lernens die Altersgrenzen ersatzlos zu streichen. Die Förderdauer darf nicht länger an die bürokratisch festgesetzte Regelstudienzeit, sondern muss an die durchschnittlichen Studienzeiten angepasst werden: zwei Semester mehr BAföG für alle. Darüber hinaus brauchen wir eine Anhebung der Fördersätze und Freibeträge um mindestens 15 Prozent, die Umwandlung der Förderung in einen Vollzuschuss, der nicht zurückbezahlt werden muss, und die Wiedereinführung des Schülerinnen- und Schüler-BAföG ab Klasse 10", betonte der GEW-Vize.
Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)
Ulf Roedde, Pressesprecher
Reifenberger Str. 21, 60489 Frankfurt am Main
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