GEW fordert bessere Eingruppierung von Erzieherinnen / Deutschland bei Gehältern international abgeschlagen / Montag beginnen Eingruppierungsgespräche
(Frankfurt am Main) - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert eine bessere tarifliche Eingruppierung der Erzieherinnen und Erzieher in der Bezahlungsordnung. "Die Einkommen sind nicht mit den gestiegenen Anforderungen gewachsen. Im Gegenteil: Mit der Umstellung des Tarifsystems mussten Erzieherinnen 2005 empfindliche Einbußen hinnehmen. Die nach dem neuen System bezahlten Erzieherinnen kleben in ihrer Gehaltsgruppe fest. Korrekturen sind dringend notwendig. Gesellschaftliche Anerkennung der Leistung von Erzieherinnen muss sich auch in der Bezahlung widerspiegeln", sagte Norbert Hocke, Leiter des GEW-Vorstandsbereichs Jugendhilfe und Sozialarbeit, am 12. Dezember 2008 mit Blick auf die am Montag (14. Dezember 2008) beginnenden Gespräche zwischen den Gewerkschaften ver.di und GEW und den kommunalen Arbeitgebern. Wie UNICEF gestern in einer aktuellen, internationalen Vergleichsuntersuchung festgestellt hatte, stünden deutsche Erzieherinnen am unteren Ende der Einkommensskala. Obwohl der frühen Förderung von Kindern eine hohe Bedeutung zukomme, erhielten sie deutlich weniger Lohn als andere Pädagoginnen und Pädagogen. "Da die Bezahlung so schlecht ist, ist die Personal-Fluktuation in vielen Einrichtungen hoch. Das erschwert den Aufbau stabiler und kontinuierlicher Beziehungen zwischen Erziehern und Kindern, die jedoch gerade kleine Jungen und Mädchen brauchen", betonte Hocke.
Info: Obwohl das Tarifsystem bereits am 1. Oktober 2005 vom Bundesangestelltentarifvertrag (BAT) auf den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) umgestellt worden ist, gilt für Beschäftigte, die vor diesem Datum eingestellt worden sind, weiter die Eingruppierung der 1991 ausgehandelten Vergütungsordnung für den Sozial- und Erziehungsdienst. Allerdings gibt es die im BAT vorgesehenen Bewährungsaufstiege (von BAT VI nach Vc) im TVöD nicht mehr. Bliebe es bei dieser Regelung, erhielten Erzieherinnen ihr gesamtes Berufsleben lediglich die Gehaltsgruppe, in die sie zu Beginn ihres Berufslebens eingeordnet worden sind (TVöD 6).
Ziel von verdi und GEW in den Verhandlungen mit den Arbeitgebern: Die Gewerkschaften akzeptieren die von den Arbeitgebern vorgenommene Eingruppierung der Erzieherinnen in der TVöD-Gehaltsgruppe 6 nicht und wollen eine höhere Einordnung in Gehaltsgruppe 9 durchsetzen. Damit würde nicht nur das Gehaltsniveau des alten BAT wieder erreicht. Die Gehälter der Erzieherinnen würden so angehoben, dass das Einkommen der anspruchsvollen Aufgabe entspricht. Das heißt: Erzieher-Gehälter würden mindestens mit denen der Fachhochschulabsolventen gleichgestellt.
Die Arbeitgeber hatten sich bisher geweigert, mit den Gewerkschaften Verhandlungen aufzunehmen. Erst als die Erzieherinnen im Verlauf der Tarifauseinandersetzung 2008 deutlich gemacht haben, dass sie bereit sind, für ihre Gehaltsforderungen auch zu streiken, zeigte sich die Vereinigung kommunaler Arbeitgeber (VKA) zu Gesprächen bereit, die am Montag, 15. Dezember, beginnen. Die Verhandlungen starten am 20. Januar 2009.
Nach TVöD Entgeltgruppe 6 liegt das Gehalt einer Erzieherin in der Eingangsstufe ab dem 1. Januar 2009 bei 1.922 Euro.
Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)
Ulf Roedde, Pressesprecher
Reifenberger Str. 21, 60489 Frankfurt am Main
Telefon: (069) 78973-0, Telefax: (069) 78973-201
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