GEW: Deutschland könnte zur Bildungselite gehören, wenn wir Schluss mit der unseligen Auslese machen / Bildungsgewerkschaft zur IGLU-Studie
(Frankfurt a.M./Berlin) - Die guten Leseleistungen der zehnjährigen Grundschüler zeigen: Deutschland könnte zur internationalen Bildungselite gehören, wenn der Unfug mit der frühen Aufteilung der Kinder in unterschiedlich anspruchsvolle Schulformen endlich aufhörte und die Grundschullehrkräfte bei der individuellen Förderung der Kinder besser unterstützt würden, kommentierte Marianne Demmer, Vize-Chefin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die Ergebnisse der IGLU-Studie 2006, die am 28. November in Berlin veröffentlicht worden ist.
Die Grundschule sei die einzige wirkliche Gesamtschule in Deutschland. Sie habe ihre gute internationale Position auch beim zweiten IGLU-Test behaupten und sogar noch etwas ausbauen können. Ich freue mich riesig, dass dies nicht zu Lasten der schwächeren Schülerinnen und Schüler geht. Der Abstand zwischen den Leistungsstarken und Leistungsschwachen ist ähnlich gering wie bereits 2001, betonte Demmer.
Doch auch die aktuelle IGLU-Studie belege die fehlende Chancengleichheit in Deutschland. Die große Abhängigkeit der Schulleistung von der sozialen Herkunft zeige sich leider erneut auch in der Grundschule. Hier besonders bei den Einwandererkindern.
Am schlimmsten finde ich jedoch, dass die Kinder von Akademikern nicht einmal Mittelmaß sein müssen, um eine Gymnasialempfehlung zu bekommen, während Kinder ungelernter Arbeiter dafür absolute Spitzenleistungen erbringen müssen, unterstrich Demmer. Diese schreiende Ungerechtigkeit dürfe aber nicht den Grundschullehrkräften angelastet werden. Es handle sich um eine zwangsläufige Folge der frühen Selektion im deutschen Schulsystem. Lehrerinnen, Lehrer und Eltern wissen eben ganz genau, dass schwächere Schülerinnen und Schüler das Gymnasium nur mit Unterstützung der Eltern oder Nachhilfeeinrichtungen schaffen können. Arbeiterhaushalte können sich das in der Regel nicht leisten, sagte die GEW-Sprecherin.
Die IGLU-Studie belegt einmal mehr: Die frühe Selektion ist Deutschlands zentrales Problem. Längeres gemeinsames Lernen in integrierten Ganztagsschulen und die effektive Unterstützung der Lehrkräfte bei der individuellen Förderung sind hingegen Erfolgsrezepte, hob Demmer hervor.
Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)
Ulf Roedde, Pressesprecher
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