GEW: "Dem "Hochschulpakt II" muss schleunigst ein "Hochschulpakt III" folgen" / Bildungsgewerkschaft zu den Ergebnissen der Sitzung der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz
(Frankfurt am Main) - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft hat begrüßt, dass sich Bund und Länder in der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) endlich auf eine Fortsetzung des "Hochschulpakts 2020" verständigt haben, aber zugleich den "Hochschulpakt II" als nicht ausreichend kritisiert. "Es war überfällig, dass die GWK endlich den Weg für die 275.000 zusätzlichen Studienplätze frei gemacht hat, die Bund und Länder schon auf dem Bildungsgipfel 2008 in Dresden versprochen haben", sagte das für Hochschule verantwortliche GEW-Vorstandsmitglied, Andreas Keller, am Donnerstag in Frankfurt a.M. Er appellierte an die Regierungschefs des Bundes und der Länder, bei ihrer Konferenz am 4. Juni abschließend grünes Licht für die Finanzierung der zusätzlichen Studienplätze frei zu machen.
Keller kritisierte, dass der pro Studienplatz bereit gestellte Betrag von 26.000 Euro, das sind 6.500 Euro pro Studienjahr, nicht ausreiche, um alle 275.000 Studienplätze vollständig zu finanzieren. "Die durchschnittlichen Kosten eines Studienplatzes liegen bei 7.300 Euro im Jahr, für ein komplettes Bachelor- und Master-Studium werden 36.500 Euro benötigt", rechnete der GEW-Hochschulexperte vor. Er gab außerdem bedenken, dass 275.000 zusätzliche Studienplätze zwar die zusätzliche Nachfrage der geburtenstarken Jahrgänge der neunziger Jahre und der doppelten Abiturjahrgänge abdeckten. "Wenn wir aber die im internationalen Vergleich sehr niedrige Studienanfängerquote von derzeit unter 40 Prozent deutlich steigern wollen, brauchen wir mindestens 370.000 zusätzliche Studienplätze. Dem 'Hochschulpakt II' muss daher schleunigst ein 'Hochschulpakt III' folgen, der einen bedarfsgerechten Ausbau der Hochschulen sicherstellt", forderte Keller.
Der GEW-Sprecher zeigte sich enttäuscht, dass der "Hochschulpakt II" die miserablen Betreuungsverhältnisse an den Hochschulen fortschreibe: "An den Universitäten kommen heute auf eine Hochschullehrerstelle 60 Studierende, in vielen Studiengängen sind es sogar 80, 100 oder 140 Studierende." Keller erinnerte daran, dass der Wissenschaftsrat erst im Sommer 2008 in seinen "Empfehlungen zur Qualitätsverbesserung von Studium und Lehre" eine Verbesserung des Betreuungsverhältnisses angemahnt habe. "Die Verbesserung der Qualität der Lehre und die Studienreform im Europäischen Hochschulraum setzen eine intensivere Beratung und Betreuung der Studierenden voraus. Wir brauchen daher im 'Hochschulpakt III' eine Qualitätskomponente, die nicht nur mehr Studienplätze, sondern auch bessere Studienbedingungen sicher stellt - durch deutlich mehr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler."
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Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)
Ulf Roedde, Pressesprecher
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