GEW Bayern zum Schulleistungsvergleich der Bundesländer: "Bayern hat keinen Grund zum Jubeln!"
(München) - Die gerade veröffentlichten Ergebnisse einer Vergleichsuntersuchung in Bezug auf die sprachlichen Leistungen von SchülerInnen der neunten Jahrgangsstufe bestätigen Bayern erneut je einen erfreulichen und einen beschämenden Spitzenplatz. Damit schreibt Bayern seine Ergebnisse seit der ersten PISA Studie aus dem Jahr 2000 fort.
Dazu Gele Neubäcker, Vorsitzende der GEW Bayern: "Was die gezeigten Leistungen betrifft, führt Bayern die deutsche Liste nach wie vor an. In der Lesekompetenz weist Bayern einen Mittelwert von 509 Punkten aus, 2000 waren es 510. Damit stagniert die Lesekompetenz, wenn auch auf relativ hohem Niveau. Die im Vergleich zu anderen Bundesländern erreichten Spitzenleistungen an den Gymnasien sind im Zusammenhang mit der Tatsache zu sehen, dass in Bayern die Hürden beim Zugang zum Gymnasium besonders hoch sind. So besuchen hier nur etwa 30 Prozent eines SchülerInnenjahrgangs die 9. Klasse eines Gymnasiums, in Hamburg dagegen über 40 Prozent."
Leider hat Bayern auch seinen traurigen Spitzenplatz behalten, was die Chancen(un)gleichheit betrifft. Nach wie vor haben Kinder aus sozial gut situierten Elternhäusern eine vielfach höhere Chance auf den Besuch eines Gymnasiums, als Kinder aus den weniger angesehenen sozialen Gruppen. Die Chance für ein bayerisches Kind mit mindestens einem Elternteil aus der sog. "oberen Dienstklasse", ein Gymnasium zu besuchen, ist fast 14-mal höher, als die für ein Kind von "leitenden ArbeiterInnen oder solchen mit Fachausbildung".
Selbst wenn nur Kinder mit gleichen Fähigkeiten (gleiche Lesekompetenz in Deutsch) verglichen werden, ist die Relation noch immer 1 zu 6,5.
"Genau die gleichen Ergebnisse haben Bayern vor fast 10 Jahren erschüttert", so Neubäcker weiter. "Eilig eingeführte Maßnahmen zur Verringerung der Chancenungleichheit blieben offenbar ohne Erfolg. Dafür können wir der Bayerischen Staatsregierung nur die Note "ungenügend" geben! Es bestätigt sich erneut: Drehen an kleinen Stellschrauben bleibt relativ wirkungslos. Chancengleichheit ist nur innerhalb einer neuen Schulstruktur zu erreichen. Ein vielfach gegliedertes Schulsystem, das Kinder schon von der Einschulung an sortiert, und in dem das Zuordnen der Kinder beim Übergang von der Grundschule an andere Schularten seinen Höhepunkt (keineswegs sein Ende) findet, ist sozial ungerecht. Die aktuellen Vergleichsergebnisse belegen dies nicht zum ersten Mal. Deshalb erneuern wir wieder einmal unsere Forderung nach einer Schule, die alle Kinder und Jugendlichen für die Dauer der Pflichtschulzeit besuchen. In einer solchen inklusiven Schule, einer Schule ohne Auslese und Aussonderung, aber mit guten Fördermöglichkeiten, haben alle Kinder die besten Chancen, entsprechend ihrer Persönlichkeit, und nicht entsprechend ihrem Sozialstatus erfolgreich zu lernen."
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