GEW Bayern zum "Armutsbericht" / Höhere Investitionen in Bildung unverzichtbar!
(München) - Vor wenigen Tagen hat die jährliche OECD-Studie "Bildung auf einen Blick" erneut belegt, dass es um die Chancengleichheit in der Bildung in Deutschland schlecht steht. Der aktuelle Armuts- und Reichtumsbericht des Bundesarbeitsministeriums bestätigt diesen Befund. Nach wie vor bestimmen Sozialstatus und Familieneinkommen mehr als alles andere den Bildungsgang der Kinder und damit weitgehend das spätere Armutsrisiko.
Der in den OECD- Staaten zu beobachtende Trend zu formal höheren Bil-dungsabschlüssen der Kinder ist in Deutschland nicht erkennbar. Während im OECD-Durchschnitt 37 Prozent der jüngeren Beschäftigten einen höheren Bildungsabschluss ha-ben, als ihre Eltern, sind es in Deutschland nur 20 Prozent. Einen niedrigeren Ab- schluss als ihre Eltern haben sogar 22 Prozent.
Dazu Gele Neubäcker, Vorsitzende der GEW Bayern: "Dies kann so interpre- tiert werden, dass sich die soziale Mobilität nicht, wie erhofft, nach "oben", sondern nach "un-ten", also kontraproduktiv, entwickelt."
Um Chancengleichheit herzustellen, fordert die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft erhebliche Investitionen des Staates und der Länder in die Bildung, und zwar von der Kindertagesstätte bis zur Weiterbildung. Der Hinweis von PolitikerInnen auf gestiegene Bildungsinvestitionen hält der Kritik nicht stand. Andere Länder investieren proportional mehr. Deutsch- lands Bildungsausgaben von 5,3 Prozent des Bruttoinlandspro-duktes liegen nach wie vor deutlich unter dem OECD-Durchschnitt von 6,2 Prozent. Auch und gerade Bayern hat aufzuholen. Das bereits nach der ersten PISA-Studie 2001 aus- gerufene bayerische Ziel, Bildungschancen und Sozialstatus zu entkoppeln, ist noch lange nicht erreicht. Dies belegen u. a. die aktuellen Zahlen zum Übertritt von der Grundschule auf die weiterführenden Schularten.
Und mit Bayerns Ausgaben für Bil-dung kann das von der Bundeskanzlerin
2008 ausgerufene Ziel, bundesweit 7 Prozent des BIP in Bildung zu investieren, nicht erreicht werden.
Neubäcker: "Das von PolitikerInnen gebetsmühlenhaft vorgetragene Argument, der Wille, mehr in Bildung zu investieren, sei zwar vorhanden, leider aber nicht das nötige Geld, wird vom aktuellen "Armutsbericht" eindrucks- voll widerlegt. Geld ist ausreichend vorhanden, es ist nur ungerecht ver- teilt! Die 10 Prozent reichsten Haushalte konnten ihr Pri-vatvermögen in den letzten zehn Jahren auf rund zehn Billionen Euro mehr als verdoppeln, während das Nettovermögen des Staates um über 800 Milliarden zurückging.
Vor diesem Hintergrund ist es allerhöchste Zeit, umzudenken! Der Fokus ist von der selbstverordneten Sparpolitik weg zu lenken, hin zum Bemühen um höhere öffentliche Einnahmen, sprich Steuern. Die Gewerkschaft Erzie- hung und Wissenschaft und der Deutsche Gewerkschaftsbund haben entspre- chende Vorschläge erarbeitet!"
Link zum Steuerkonzept der GEW:
http://www.gew.de/Steuerkonzept_der_GEW_solidarisch_und_effektiv.html
Link zu den steuerpolitischen Positionen des DGB:
http://www.dgb.de/themen/++co++ee30a9d6-d01b-11e1-4e1d-00188b4dc422
Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Landesverband Bayern
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