GEW Bayern: Sprachtests statt Unterstützung: Schulpsycholog*innen sollen einspringen - auf Kosten der Kinder!
(München) - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW Bayern) hatte eindringlich davor gewarnt, die geplanten Sprachstandserhebungen aller Kinder 1,5 Jahre vor der Einschulung überstürzt einzuführen, und mehr Zeit für eine sorgfältige Vorbereitung gefordert. In einer ausführlichen Stellungnahme (*Link dazu am Ende des Textes) wurde auf die fehlenden personellen Kapazitäten in der Grundschule hingewiesen, in der die Sprachtests durchgeführt werden sollen. Nun ist klar: In München fehlen ausreichend Beratungslehrkräfte. Deshalb sollen Schulpsycholog*innen aushelfen – mit der Folge, dass sie ihr bisheriges Unterstützungsangebot einschränken müssen. Leidtragende sind die Grundschüler*innen, die dringend schulpsychologische Betreuung benötigen.
Markus Weinberger, GEW-Mitglied im Hauptpersonalrat (HPR) für Grund- und Mittelschulen, zeigt dafür kein Verständnis:
„Die Arbeit der Schulpsycholog*innen ist unverzichtbar. Immer mehr Kinder brauchen psychologische Unterstützung, und wir fordern seit Jahren den flächendeckenden Ausbau der Schulpsychologie. Die Kolleg*innen jetzt für die Sprachstandserhebungen abzuziehen, weil nicht genug qualifiziertes Personal vorhanden ist, ist schlichtweg nicht akzeptabel. Diese Tests dürfen nicht auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werden.“
Auch Florian Kohl, stellvertretender Vorsitzender der GEW Bayern, Mitglied im HPR und Mitverfasser der Stellungnahme, übt Kritik:
„Schon im Herbst 2024 war sich das bildungspolitische Lager weitgehend einig, dass die Einführung zu früh kommt. Wir haben eine Pilotphase vorgeschlagen, um die Rahmenbedingungen zunächst besser zu klären. Bis heute ist nichts über das konkrete Testverfahren bekannt. Und selbst wenn getestet wird, hat danach noch kein Kind sprachliche Förderung erhalten. Wenn bereits jetzt das Personal fehlt, um die Sprachstandserhebungen durchzuführen, lässt das Schlimmes für die verpflichtende Förderung erwarten.“
Die GEW Bayern ist überzeugt, dass die eingesetzten Ressourcen für die Sprachstandserhebungen generell verschwendet sind. „Wir haben kein Erkenntnisproblem, sondern ein Personalproblem, um Kinder entsprechend fördern zu können“, so die Gewerkschaft. Hinzu kommt noch ein gravierender Mangel: Allein in Bayern fehlten 2023 rund 70.000 Kitaplätze.
* https://www.gew-bayern.de/fileadmin/media/sonstige_downloads/by/stellungnahmen/Gesetzentwurf-Sprachstandserhebungen-GEW-Stellungnahme-in-Verbaendeanhoerung-2.-Sept.-2014.pdf
Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) - Landesverband Bayern, Neumarkter Str. 22, 81673 München, Telefon: 089 5440810