GEW Bayern: Lehrkräftemangel verschärft sich zum Schulhalbjahr erneut!
(München) - Am morgigen Freitag, 23. Februar gehen bayernweit rund 450 Kolleginnen und Kollegen an den Grund- und Mittelschulen in den Ruhestand. Das Kultusministerium wird gut die Hälfte dieser Stellen mit Zweitqualifizierern, also Lehrkräften aus Realschulen und Gymnasien, besetzen können. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Bayern (GEW) ist gespannt, wie die restlichen Lücken gefüllt werden sollen.
"Die Grund-, Mittel- und Förderschulen leiden nach wie vor unter einem massiven Lehrkräftemangel. Jetzt kommen die Pensionierungen und die Krankheitswelle hinzu. Wie das Kultusministerium diese Lücken schließen will, erschließt sich uns nicht", so Ruth Brenner, Sprecherin der GEW Landesfachgruppe Grund- und Mittelschulen in Bayern und ergänzt: "Der 'Markt' ist in weiten Teilen Bayerns leergefegt. Gut 200 weitere Stellen mit qualifizierten Kolleg*innen zu besetzen ist ein Ding der Unmöglichkeit."
Wie die GEW festgestellt hat, fehlen bereits jetzt - also ohne Pensionierungen und Krankheitswelle - zahlreiche Kolleg*innen, die mobile Reserve ist längst fest verplant. Ab Montag wird sich die Situation weiter verschärfen und dies alles auf dem Rücken der Kolleg*innen in den Schulen. Daher fordert die GEW ein Ende der Flickschusterei, die massiv zu Lasten der Schüler*innen, Eltern und Lehrkräfte geht. Notwendig ist endlich ein stichhaltiges Konzept zur Lösung des Problems und der politische Wille, die notwendigen Mittel dafür bereit zu stellen.
Kultusminister Spaenle legt keine Lösungsvorschläge zum Lehrkräftemangel vor, kündigt aber in einem Interview eine umfassende Digitalisierungskampagne an Schulen und dazu zahlreiche Qualifizierungsmaßnahmen der Kolleg*innen an. Dazu Ruth Brenner: "Ohne die sicherlich wichtige Digitalisierung grundsätzlich in Frage zu stellen, täte das Ministerium gut daran, den massiven Lehrkräftemangel prioritär anzugehen und sich dann einem strukturierten Programm zur Umsetzung der Digitalisierung zu widmen. Viele Kolleg*innen sind bereits jetzt an der Belastungsgrenze. Zusätzlich zu Vertretungen und den vielschichtigen Aufgaben wie z.B. Ganztag und Inklusion sollen die Kolleg*innen nun auch die Digitalisierung an Schulen stemmen und das angesichts fehlendem Personal."
Die Bildungsgewerkschaft artikuliert deshalb zum wiederholten Mal ihre Vorschläge und Forderungen:
- Über ein gleiches Eingangsgehalt für alle Lehrkräfte (A13 / E13) muss die Attraktivität der Arbeit an den Grund- und Mittelschulen erhöht werden. Dass dies möglich ist, machen mehrere Bundesländer bereits vor.
- Eine dauerhafte und langfristige Lösung des Problems von Mangel an Lehrer*innen und gleichzeitiger Arbeitslosigkeit von Lehrkräften strebt die GEW über eine Reform der Lehrer*innenbildung in Richtung von Stufenlehrkräften an. Diese werden nicht mehr strikt
getrennt nach Schularten ausgebildet, sondern nach Jahrgangsstufen der Schüler*innen (Jgst. 1 bis 6 und Jgst. 5 bis 13). Das Prinzip der Fachlichkeit wird bei dieser Reform der Lehrer*innenbildung beibehalten. So könnten die Pädagog*innen gut in verschiedenen Schularten arbeiten.
- Als kurzfristig mögliche Maßnahme schlägt die GEW Bayern vor, dass der "Lotsendienst" (Grundschullehrkräfte an Realschulen und Gymnasien) künftig von Real- und Gymnasiallehrkräften übernommen wird und die "externe Evaluation" ausgesetzt wird.
Die GEW fordert das Kultusministerium erneut eindringlich auf, die notwendigen Schritte in die Wege zu leiten.
Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Landesverband Bayern
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