Gesundheitspolitik braucht Gestaltungswillen / Ambulante Versorgung darf nicht zum Spielball von Parteien werden
(Köln) - Mehr Patienten, Mehr Schwerkranke, mehr Pflegebedürftige, mehr Medikation, aber weniger Versorgende. Der demografische Wandel ist eine der zentralen Ursachen für die Probleme im Gesundheitssystem. Die Arbeitsbelastung in den Praxen ist kontinuierlich hoch, die Arbeitsbedingungen für Hausärztinnen, Hausärzte und ihre Praxisteams werden immer schlechter, die Honorierung der Leistungen ist weder kostendeckend noch wertschätzend.
All das ist den politischen Entscheidungsträger seit langem bekannt, aber niemand setzt auf pragmatische Lösungen im Sinne der Patientenversorgung, die dann auch gleichzeitig für den medizinischen Nachwuchs die Niederlassung mit einer eigenen Praxis wieder attraktiv machen.
Wer den Versorgungsmangel beheben will, muss bereit für Transformation sein. "Nichts davon hört man von den politischen Entscheidern", kritisiert der Vorsitzende des Hausärzteverbandes Nordrhein, Dr. Oliver Funken. "Die ambulante Versorgung steht in der Gesundheitspolitik auf dem Abstellgleis."
Statt erfolgreiche Konzepte der Hausärzteschaft zeitnah zu fördern, bremst der Bundesgesundheitsminister sämtliche Bemühen aus. "Schönwetter-Reden, Theorien und Detailverliebtheit helfen uns und unseren Praxisteams nicht weiter", so Dr. Funken. Auch die Schaffung von Parallelstrukturen, wie vom Minister angedacht, ist kontraproduktiv. "Wir brauchen jetzt konkrete Alternativen, und zwar sowohl die älteren, ausscheidenden Ärztinnen und Ärzte als auch die jungen Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner."
Wir brauchen jetzt die Transformation der ambulanten Versorgung. Dafür müssen folgende Rahmenbedingungen geschaffen werden:
1. Finanzielle Rahmenbedingungen, die die Team- und Strukturentwicklung fördern,
2. wirtschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb des Sozialsystems ohne die Auslieferung an Fremdinvestoren,
3. eine intelligente Weiterentwicklung mit Schaffung von komplexen, sektorenübergreifenden Versorgungsstrukturen.
Wer sich für eine wirtschaftlich zukunftsfähige, moderne Patientenversorgung ausspricht, muss den kommunalen Raum, die Städte, Gemeinden und Landkreise mit in die gemeinsame Verantwortung einbeziehen. Das geht nur, wenn der politische Gestaltungswille da ist. "Und daüfr braucht es eine geschlossene Koalition und keine wahlpolitischen Stellungskriege einzelner Parteien", erklärt der Vorsitzende des Hausärzteverbandes.
Quelle und Kontaktadresse:
Hausärzteverband Nordrhein e.V.
Monika Baaken, Pressesprecherin
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