Pressemitteilung | Hausärztinnen- und Hausärzteverband Nordrhein e.V.

Gesundheit ist nicht selbstverständlich

(Köln) - Der Hausärzteverband Nordrhein zieht eine gemischte Jahresbilanz 2022. Erneut hat COVID19 einen Großteil der medizinischen Arbeit während des gesamten Jahres geprägt. "Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Hausärztinnen und Hausärzte im ganzen Land haben 12 Monate hervorragende Arbeit geleistet. Sie haben in den Praxen über 50 Prozent der Impfungen gestemmt, haben Erkrankungen mit ständig neuen Verläufen behandelt und sind jetzt auch immer stärker mit der Behandlung von Long-Covid-Patienten befasst", erklärt der Vorsitzende des Verbandes, Dr. Oliver Funken. Die Pandemie und dazu der Ukraine-Krieg haben das Gesundheitssystem und die Bevölkerung an die Belastungsgrenzen geführt. Mit dem 24.02.2022 ist das Koalitionspapier der Bundesregierung zur Makulatur geworden. Die Modernisierung des Gesundheitssystems, insbesondere der ambulanten Versorgung, wird auf die lange Bank geschoben, die Politik funktioniert nur noch im Krisenmodus. "Gefragt wären jetzt pragmatische Entscheidungen, die gemeinsam mit den praktizierenden Ärzten getroffen werden", kritisiert Dr. Funken. "Darauf warten wir vergebens."

Problemfelder gibt es für den Hausärzteverband Nordrhein reichlich: Altersbedingt werden in den nächsten Jahren 5 Prozent der Hausarztsitze in Nordrhein frei und es ist fraglich, wie sie mit jungen Ärztinnen und Ärzten besetzt werden können. Außerdem fehlen flächendeckend Praxismitarbeiter:innen mit Qualifikationen in der medizinischen Versorgung und im Gesundheitsmanagement. Die Digitalisierung in der Gesundheitsversorgung ist weitgehend praxisfern. Die bestehende Telematik kostet Verwaltungszeit zulasten der Patientenversorgung und ist ein Kostenfaktor, der dringend optimiert werden muss. "Neben den aktuellen hohen Energiekosten und relativ degressiven Honorarentwicklungen, die seit Jahren nicht an die Praxiskosten angepasst sind, sind die überzogenen Kosten für die Telematik für viele ältere Kolleginnen ein Grund aufzuhören", erklärt Dr. Funken. "Für viele junge Ärztinnen und Ärzte ist diese Kumulation der Probleme eine Abschreckung, sich niederzulassen."

Der Klimawandel ist für den Hausärzteverband Nordrhein die größte Herausforderung nicht nur für das Gesundheitswesen für die nächsten Jahre. "Hitze, Kälte, Wetterkatastrophen werden zur großen Herausforderung für die ambulante Versorgung in der Fläche", erklärt der Verbandsvorsitzende. Hausärztinnen und Hausärzte müssen in kommunale Krisenstäbe eingebunden werden, damit im Krisenfall bzw. im Black-Out die Regelversorgung nicht zusammenbricht.

"Was wir brauchen, ist eine zukunftssichere und attraktive Aufstellung des Systems Gesundheitsversorgung!", fordert der Hausärzteverband Nordrhein. "Wir wünschen uns für das Jahr 2023 eine flexiblere Systematik zur Versorgungssicherung mit agilen Finanzierungsstrukturen und Krankenkassen, die sich bedarfs- und versorgungsorientiert anpassen können, und dazu einen Gesetzgeber, der frei von Ideologien pragmatisch agiert."

Quelle und Kontaktadresse:
Hausärzteverband Nordrhein e.V. Monika Baaken, Pressesprecherin Edmund-Rumpler-Str. 2, 51149 Köln Telefon: (02203) 57562900, Fax: (02203) 57562910

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