Gesucht: Junge Menschen mit pädagogischem Engagement / KMK macht sich die Sache zu einfach
(Berlin) - Es ist wichtig und richtig, für den Lehrerberuf zu werben, aber die Kultusminister sind auf dem falschen Pferd, ihre ureigene Verantwortung gegen teures Geld der Werbebranche zu überlassen, betont der Bundesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) Ludwig Eckinger aus Anlass des Starts der KMK-Aktion Bildung unser Ticket in die Zukunft am 18. November. Angesichts der Verschärfung der Rahmenbedingungen für die Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer steht die Frage, wie vor allem hochmotivierte junge Menschen für unsere Profession gewonnen werden können. Über Notnagel-Initiativen darf der Lehrermangel nicht ausgeglichen werden, warnt Eckinger.
Weder Quereinsteiger noch gescheiterte Magister seien im Lehrerberuf wünschenswert, wenn sie nicht ausdrücklich pädagogische Ambitionen hätten, so der VBE-Vorsitzende. Eckinger sieht derzeit die große Gefahr, mit Ach und Krach jeden halbwegs Willigen für die Schule zu rekrutieren, um so auf die bevorstehende Pensionierungswelle zu reagieren. Das sei der sichere Weg, den personalpolitischen Schweinezyklus lediglich fortzuschreiben. Es muss aber darum gehen, diesen Schweinezyklus endlich zu überwinden, fordert Ludwig Eckinger. Um ein durchdachtes langfristiges Personalentwicklungskonzept in allen Bundesländern kommt die KMK nicht herum. Das schließt angemessene Arbeitsbedingungen ein, insbesondere die Anhebung der Eingangsbesoldung für Berufsanwärter, ebenso die Entwicklung eines öffentlichen Dienstrechts, die Lehrerkarrieren ermöglicht.
Eckinger weiter: "Notwendig ist außerdem ein gesamtdeutscher Arbeitsmarkt für Lehrerinnen und Lehrer sowie ein jährlicher Einstellungskorridor, um den kontinuierlichen Altersaufbau der Lehrerschaft zu sichern. Nichts von alledem sei in den vergangenen zwei Jahren ernsthaft angepackt worden, obwohl nicht nur die OECD, sondern die KMK selbst das Problem benannt hätte, kritisiert Eckinger.
Das Versäumnis der KMK ist angesichts der sich ständig verschlechternden Finanzlage in den Ländern besonders schwerwiegend, sagt VBE-Bundesvorsitzender Eckinger. Der VBE warnt vehement vor Billigkonzepten in der Lehrerbildung, um je nach Bedarf mal schnell Leute in den Lehrerberuf zu bringen. Das könnte im Extrem zur Abschaffung des Lehrerberufs führen.
Eckinger spricht sich dafür aus, gegenüber jungen Menschen mit offenen Karten zu spielen. Das bedeute auch, über die wirklichen Anforderungen im Lehrerberuf aufzuklären. Wir Lehrerinnen und Lehrer brauchen einen Berufsnachwuchs, der sich von Anfang an für eine Ausbildung mit dem Ziel des Lehrerberufs entscheidet, so Ludwig Eckinger. Der VBE lehnt deshalb Reformideen ab, die auf eine Entkopplung von Fachstudium und Berufswissenschaften hinauslaufen. Auch eine Umstrukturierung in Bachelor-/Masterstudiengänge darf die pädagogische, methodisch-didaktische und psychologische Qualifikation nicht aushebeln. Insbesondere darf kein Lehramt schon mit dem Bachelor enden. Billiglehrer kommen uns teuer zu stehen.
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