Pressemitteilung | BDG - Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler e.V.

Gestein des Jahres 2022: Gips - facettenreich in Ausprägung und Verwendung

(Bonn) - Der BDG Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler e. V. hat Gips zum Gestein des Jahres 2022 ernannt. Gips hat eine spannende Entstehungsgeschichte und besitzt höchst eindrucksvolle Eigenschaften. Er wird genutzt als Werkstoff in der Bauindustrie, als Nahrungsmittelzusatz oder als Trägersubstanz in der Arzneimittelherstellung. So vielfältig der Einsatz, so faszinierend sind auch einige der natürlichen Fundstellen. Gips entsteht zudem als Nebenprodukt bei der Kohleverstromung, was angesichts des Kohleausstiegs Auswirkungen auf die Versorgungslage haben wird.

Gips findet vielfältigen Einsatz im Alltag - als Verband bei einem gebrochenen Bein, als Gipsplatten oder Gipsputz beim Bau. Der Werkstoff Gips spielt darüber hinaus eine große Rolle bei der Erstellung von Formen aller Art in Technik, Medizin oder Kunst. Unter dem Namen Alabaster ist er ein wertvoller Dekor- und Bildhauerstein. "Jeder nutzt Gips, aber kaum jemand ist sich darüber klar, dass er auch irgendwo abgebaut und gewonnen werden muss. Unser Ziel ist es, auf die Bedeutung der Geowissenschaften in weiten Teilen der Bevölkerung hinzuweisen", so Dr. Manuel Lapp, Sprecher des Fachkuratoriums.

Vorkommen, Entstehung und Gewinnung

Gips ist sowohl Mineral als auch Gestein. Ein Mineral besteht aus Elementen, die in einer chemischen Verbindung vorkommen; ein Gestein setzt sich üblicher Weise aus mehreren Mineralen zusammen. Gipsstein kommt in der Natur als monomineralisches Gestein vor, es besteht also ausschließlich aus dem Mineral Gips. Gipsstein ist feinkörnig und massig, häufig weiß, gelegentlich braun-grau. In der Natur kommt Gips (CaSO4.2H20) meist zusammen mit Anhydrit (CaSO4) vor. In Deutschland wird Gips in 62 Steinbrüchen und neun untertägigen Bergwerken gefördert, vor allem in Württemberg, im westlichen Franken und am Harzrand.

Gips als Nebenprodukt der Kohleverstromung - Zielkonflikte

Etwa die Hälfte des in Deutschland verarbeiteten Gipses hat jedoch eine gänzlich andere Herkunft: Dieser stammt aus Rauchgasentschwefelungsanlagen (REA) der Kohlekraftwerke, wo er aus der Reaktion des Schwefeldioxids im Rauchgas mit Kalkstein entsteht. In dem Maße, wie die Kohlenutzung in Zukunft zurückgefahren wird, wird dieser REA-Gips künftig als Rohstoff fehlen und der Abbau von Naturgips erhöht werden müssen. "Daraus entsteht ein Konflikt zwischen Natur- und Landschaftsschutz einerseits und der Gipsgewinnung andererseits, insbesondere in Gipskarst-Landschaften, wo sich Biotope besonderer Schönheit herausgebildet haben. Hier suchen wir den konstruktiven Dialog, um die notwendige Rohstoffgewinnung so umweltverträglich wie möglich sicherzustellen", so Holger Ortleb, Geschäftsführer des Deutschen Gipsverbandes e. V. Der Verband ist in diesem Jahr Hauptpartner der Initiative.

Hintergrund

Seit 2007 wird das Gestein des Jahres von einem Fachkuratorium unter Federführung des BDG ausgewählt. Im Rahmen von Veranstaltungen und Publikationen wird die Öffentlichkeit ein Jahr lang über das ausgewählte Gestein, seine Geologie, seine Funktionen im Naturraum, seine Verwendung, und Gewinnung informiert.

Quelle und Kontaktadresse:
BDG - Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler e.V. Frauke Ganswind, Referentin Öffentlichkeitsarbeit Lessenicher Str. 1, 53123 Bonn Telefon: (0228) 696601, Fax: (0228) 696603

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