Pressemitteilung | Katholischer Deutscher Frauenbund e.V. (KDFB)

Geschwisterliche Gemeinschaft auch in der Kirche verwirklichen / KDFB zur neuen Sozialenzyklika des Papstes

(Köln) - Der Katholische Deutsche Frauenbund e.V. (KDFB) begrüßt die gestern veröffentlichte Sozialenzyklika "Fratelli tutti - Über die Geschwisterlichkeit und die soziale Freundschaft" von Papst Franziskus. Sie ist ein wichtiger Aufruf, über eine auseinanderdriftende und von Egoismen geprägte Welt nachzudenken, die auf das Recht der Stärkeren setzt und Schwache außen vor lässt. Der Frauenbund steht an der Seite des Papstes, wenn es darum geht, eine geschwisterliche Gemeinschaft zu verwirklichen, die auf der Würde eines jeden Menschen beruht.

In seiner Enzyklika, die entgegen dem ersten Eindruck sich keinesfalls nur an "Brüder" richtet, warnt der Papst vor Menschenrechtsverletzungen, vor Abschottung von Gruppen und Staaten, vor verbohrten und übertriebenen Nationalismen, vor Egoismus und dem Verlust an Sozialempfinden, vor Populismus und den Auswirkungen neoliberaler Wirtschaftssysteme. Statt dessen fordert er zu Solidarität, zur Dialogbereitschaft, zur Suche nach konsensfähigen Lösungen und zur Weiterentwicklung einer grenzüberschreitenden neuen gemeinsamen Kultur auf. Das betreffe sowohl Gruppen innerhalb einer Gemeinschaft wie auch Beziehungen von Staaten und Religionen.

"Das alles sind Themen, die den Frauenbund schon seit vielen Jahren beschäftigen", so KDFB-Präsidentin Maria Flachsbarth. "Wir fühlen uns durch die neue Sozialenzyklika in unserem sozialen und politischen Engagement bestärkt, wenn wir uns weltweit für gerechte Strukturen, für Frauenrechte, für einen nachhaltigen Frieden einsetzen."

Der KDFB stimmt dem Papst zu, wenn er beklagt, dass in vielen Gesellschaften Frauen immer noch nicht die gleichen Rechte und die gleiche Würde haben. Mit Worten behaupte man bestimmte Dinge, aber die Entscheidungen und die Wirklichkeit würden eine andere Botschaft herausschreien, so der Papst. Frauen, "die Situationen der Ausschließung, der Misshandlung und der Gewalt erleiden", seien doppelt arm dran, "denn oft haben sie geringere Möglichkeiten, ihre Rechte zu verteidigen."

Der Frauenbund vermisst in der Enzyklika jedoch, dass der Papst in seiner Kritik auch kirchliche Strukturen einbezieht. "Wenn man von der Welt Dialog- und Konsensfähigkeit, Solidarität, Achtung der Menschenwürde und Gerechtigkeit einfordert, dann muss man auch fragen, wie es in der Kirche selbst aussieht. Etwa im Hinblick auf sexuellen und geistlichen Missbrauch an Frauen in der Kirche, die Öffnung von Weiheämtern für Frauen oder den mangelnden Dialog einiger vatikanischer Kreise mit den Ortskirchen, wie die letzten Verlautbarungen zeigen. Eine Kirche ist nur glaubwürdig, wenn sie das, was sie von anderen fordert, im Inneren auch lebt", betont Flachsbarth.

Auch an anderer Stelle werden aus Sicht des KDFB Chancen vertan: Die Enzyklika zitiert in ihren 288 Fußnoten keine einzige Frau. Wo sie speziell auf die Situation von Frauen blickt, zeigt sie Frauen nicht in ihrer Stärke, sondern in ihrer Verletzlichkeit. Auch das sind subtile Formen, die Leistungen von Frauen nicht anzuerkennen und die Verletzlichkeit von Männern zu unterschlagen.

"Und schade, dass der Titel der Enzyklika zunächst unnötigerweise irritiert: Er steht im Gegensatz zum Inhalt der Enzyklika, weil er Frauen auf den ersten Blick ausschließt und vermeidbare Kontroversen hervorruft. Es wäre ein Zeichen der in der Enzyklika geforderten Dialogfähigkeit gewesen, wenn der Vatikan angesichts der derzeitigen Situation der Kirche auf die berechtigte Kritik von Frauen sensibel und wertschätzend eingegangen wäre. Wir hätten uns vielmehr eine Ermutigung für die Schwestern, die Teil einer geschwisterlichen Gesellschaft und Kirche sein wollen, gewünscht", merkt Flachsbarth an.

Quelle und Kontaktadresse:
Katholischer Deutscher Frauenbund e.V. (KDFB) Pressestelle Kaesenstr. 18, 50677 Köln Telefon: (0221) 86092-0, Fax: (0221) 86092-79

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