Geschäftsreisen 2020: Deutsche Unternehmen wollen CO2-Emissionen reduzieren und Reisekosten sparen / / VDR präsentiert vorläufige Ergebnisse der Geschäftsreiseanalyse 2020 / Deutlicher "Greta-Effekt" bei Reisenden spürbar / Travel Manager gegen Entflechtung von Flugtarifen
(Frankfurt am Main) - Die deutschen Unternehmen setzen bei der Organisation ihrer Geschäftsreisen zunehmend auf klimafreundliche Verkehrsmittel und nachhaltige Mobilitätskonzepte. Dies geht aus den ersten vorläufigen Ergebnissen der Geschäftsreiseanalyse 2020 hervor, die der Verband Deutsches Reisemanagement e. V. (VDR) heute in Frankfurt am Main präsentiert hat. Demnach treffen knapp drei Viertel der befragten Travel- und Mobilitätsmanager aus großen Unternehmen (>1.500 Mitarbeiter) bereits Maßnahmen zur Reduzierung ihrer CO2-Emissionen oder planen diese zumindest. Bei einem Drittel der befragten Unternehmen sind Elemente zu Umwelt- und Klimaschutz Bestandteil der Reiserichtlinie, bei einem weiteren Drittel sind entsprechende Hinweise in Vorbereitung.
"Die Ergebnisse der Analyse zeigen, dass sich die Geschäftsreise-Manager in den Unternehmen ihrer Verantwortung für den Klima- und Umweltschutz bewusst sind und entsprechende Maßnahmen treffen. Auch aus diesem Grund haben wir das Verbandsjahr 2020 unter das Motto 'Geschäftsreiseziel: ökologisch effektiv' gestellt und wollen die Unternehmen aktiv unterstützen", sagte VDR-Präsident Christoph Carnier bei der Präsentation der Studienergebnisse.
Die Nutzung von Telefon-/Web- oder Videokonferenzen als Ersatz für nicht notwendige Geschäftsreisen gehört bei nahezu allen großen Unternehmen, die Maßnahmen zur Verringerung der CO2-Bilanz einsetzen oder planen, inzwischen zu den Standards. 64 Prozent der Travel Manager arbeiten zudem daran, die Anzahl der Business Trips insgesamt zu reduzieren. Bei der Wahl des Verkehrsmittels steht auf innerdeutschen Strecken der Wechsel vom Flugzeug auf die Bahn auf der Agenda der Befragten: 53 Prozent setzen diese Maßnahme bereits um, weitere 35 Prozent planen den Umstieg in Zukunft. Derzeit noch kaum im Einsatz, aber teilweise geplant sind die bevorzugte Buchung von nachweislich nachhaltig wirtschaftenden Unterkünften, die bevorzugte Buchung von E-Mietwagen, der Wechsel von Flug auf die Bahn im Europaverkehr und die Nutzung von Prämienpunkten aus Bonusprogrammen der Reisenden zugunsten von Nachhaltigkeitsprojekten.
Nachhaltigkeit wird zum Wettbewerbsfaktor
79 Prozent der befragten Travel- und Mobilitätsmanager gehen überdies davon aus, dass sich Nachhaltigkeit zu einem Wettbewerbsfaktor bei der Wahl von Leistungsträgern entwickeln wird. Zudem spüren 38 Prozent der Befragten bei den Reisenden ihrer Unternehmen eine Veränderung des Reiseverhaltens ("Greta-Effekt") etwa hin zu klimafreundlicheren Verkehrsmitteln. Im September 2019 hatte dieser Wert in einer nicht-repräsentative Mitgliederumfrage des VDR bei 29 Prozent gelegen. Bei der Frage, ob sie bereit wären für nachhaltige Zusatzleistungen einen höheren Preis zu zahlen, sind die Travel Manager hingegen zurückhaltend. Nur 20 Prozent würden sich entsprechende Leistungen mehr kosten lassen, 37 Prozent lehnen dies ab und weitere 43 Prozent können oder wollen dazu keine Angaben machen. Beispiele für entsprechende Zusatzleistungen sind die CO2-Kompensation durch Verkehrsträger, die Nutzung von Ökostrom und alternativen Brennstoffen sowie für Nachhaltigkeit zertifizierte Hotels.
"Umwelt- und Klimaschutz ist längst ein Thema für die gesamte Geschäftsreisebranche geworden. Dienstleister wie Fluggesellschaften, Hotels oder Reisebüros werden zunehmend Angebote schaffen müssen, um den Anforderungen der Unternehmen im Sinne der Nachhaltigkeit gerecht zu werden. Wir sehen uns als Verband der Einkäufer und der Anbieter selbst als starker Multiplikator und in der Pflicht, hier unseren Beitrag zu leisten, etwa mit der Initiative "Meilen zu Bäumen", erklärte Carnier.
Blick in die Zukunft: Kostenersparnis bleibt kurz- und mittelfristig Ziel Nummer eins
Auf die Frage nach den kurz- und mittelfristigen Prioritäten im Travel Management sehen 72 Prozent der Befragten die Kostenersparnis als wichtigstes kurzfristiges Ziel - gefolgt von dem Anspruch, die Einhaltung der Reiserichtlinie zu erhöhen (50 Prozent) und die Reisenden im Reiseprozess optimal zu unterstützen (49 Prozent). Eher mittelfristig als kurzfristig stehen bei den Travel Managern weitere Maßnahmen zum nachhaltigen Reisen auf der Agenda.
Entsendeprozesse, mobile Verfügbarkeit und Einbindung von Bezahllösungen sind wichtigste Elemente eines durchgängigen Geschäftsreiseprozesses
Mit 76 Prozent Zustimmung der Befragten sind die Integration von Entsendeprozessen (EU-Meldepflicht, A1-Bescheinigung) und mit 78 Prozent Zustimmung die vollständige mobile Verfügbarkeit sämtlicher Buchungswege die wichtigsten Services, die ein durchgängiger Geschäftsreiseprozess beinhalten muss. Auch die umfassende Einbindung von Bezahllösungen wie Smart Billing, Smart Payment oder die Mehrwertsteuer-Rückerstattung wird von den Travel Managern als wichtig erachtet (73 Prozent).
"Die Digitalisierung bietet großes Potenzial, das Geschäftsreise-Management weiter zu vereinfachen und Prozesse zu verschlanken. Es muss aber weiter unser wichtigstes Ziel bleiben, den Abbau administrativer Hürden voranzutreiben. Insbesondere die EU-Meldepflichten sind ein bürokratischer Moloch, der die Unternehmen vor immense organisatorische Probleme stellt und hohe Kosten verursacht. Wir arbeiten im Austausch mit den Entscheidungsträgern in Berlin und Brüssel daran, hier spürbare Erleichterungen zu erwirken", so Carnier.
Rolle der Geschäftsreisebüros: Mehr operativ als strategisch
71 Prozent der befragten Unternehmen arbeiten beim Geschäftsreise-Management mit einem Reisebüropartner (Travel Management Company, kurz: TMC) zusammen, weitere 13 Prozent sogar mit mehreren Partnern. Für mehr als drei Viertel der Firmen, die mit einer TMC kooperieren, ist diese ein rein operativer Servicepartner (z.B. für Buchungstätigkeit). 22 Prozent gaben an, dass sie das Reisebüro auch in strategischen Fragen, etwa bei der Businessplanung, zurate ziehen.
Welche Leistungen Flugtarife beinhalten müssen
Viele Fluggesellschaften setzen in ihrem Ertragsmanagement zunehmend auf die Entflechtung von Tarifbestandteilen (engl. "Unbundling"). Das bedeutet, dass bestimmte Services wie etwa Freigepäck gegen Aufpreis hinzugebucht werden müssen. Zu dieser Praxis haben sich die Travel Manager klar positioniert. So sollten auf Interkontinentalflügen mindestens Getränke, ein freies Gepäckstück, eine Mahlzeit und die freie Sitzplatzwahl im Tarif inkludiert sein. Für einen Kontinentalflug liegen die Präferenzen bei einem freien Handgepäckstück zur Mitnahme in der Kabine, der freien Sitzplatzwahl und kostenlosen Getränken.
Die Daten in dieser Mitteilung beziehen sich auf die Angaben von Geschäftsreiseverantwortlichen aus Unternehmen mit mehr als 1.500 Mitarbeitern, die zu Beginn des Jahres 2020 befragt wurden. Die vollständige VDR-Geschäftsreiseanalyse mit den endgültigen Ergebnissen wird im Juni 2020 vorgestellt und unter https://www.geschaeftsreiseanalyse.de veröffentlicht.
Methodik der VDR-Geschäftsreiseanalyse
Die VDR-Geschäftsreiseanalyse erscheint seit 2003 jährlich und liefert deutschlandweit einen ganzheitlichen Blick auf das Thema geschäftliche Mobilität. Die Grundgesamtheit der Untersuchung bilden alle Unternehmen mit Sitz in Deutschland - auch diejenigen mit Aktivitäten im Ausland - sowie Organisationen des öffentlichen Sektors ab zehn Mitarbeitern. Zwischen Januar und April 2020 werden rund 800 computergestützte Telefon- und Online-Interviews mit Personen geführt, die für das Management von Geschäftsreisen zuständig sind, beziehungsweise organisatorisch befugt sind, die gesuchten Daten zur Verfügung zu stellen. https://www.geschaeftsreiseanalyse.de
Quelle und Kontaktadresse:
VDR - Verband Deutsches Reisemanagement e.V.
René Vorspohl, Referent Kommunikation und PR
Darmstädter Landstr. 125, 60598 Frankfurt am Main
Telefon: (069) 6952290, Fax: (069) 69522929