Pressemitteilung | AGA Norddeutscher Unternehmensverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistung e.V.

Geschäftsklima im Groß- und Außenhandel kühlt sich weiter ab / AGA Unternehmensverband präsentiert aktuelle Konjunkturumfrage: Unternehmen sichern Arbeits- und Ausbildungsplätze / AGA-Präsident fordert Ausgabendisziplin im Staatshaushalt

(Hamburg) - "Das Geschäftsklima bei den weit mehr als 19.000 Unternehmen des norddeutschen Groß- und Außenhandels hat sich im dritten Quartal dieses Jahres erwartungsgemäß weiter abgekühlt, die Unsicherheit nimmt zu und erfasst immer mehr Bereiche", erläutert Dr. Hans Fabian Kruse, Präsident des AGA Unternehmensverbandes, die Ergebnisse der Umfrage zum aktuellen Wirtschaftstest seines Verbandes heute in Hamburg.

Ursachen für diese Entwicklung sind nach Einschätzung des Präsidenten die weiter zurückgehenden Gewinne und die deutlich nach unten korrigierten Erwartungen bis zum Frühjahr 2013 - trotz nahezu stabiler Umsätze. So lagen die nominalen Umsätze der Betriebe des norddeutschen Groß- und Außenhandels im dritten Quartal 2012 bei leicht gestiegenen Preisen auf dem Vorjahresniveau, real waren es minus 1,1 Prozent. 14 Prozent der befragten Unternehmen bewerten ihre aktuelle Gewinnsituation als gut, 23 Prozent als schlecht. Damit setzt sich ein negativer Trend fort, der bereits im Vorquartal zu beobachten war. Im dritten Quartal 2011 hatten dagegen noch 30 Prozent ihre Gewinnsituation als positiv bewertet.

Der AGA-Indikator, der abbildet, wie die Unternehmen sowohl die gegenwärtige als auch die erwartete Ertragslage einschätzen, ist im zurückliegenden Quartal um weitere 6 Punkte gesunken und jetzt bei einem Stand von 98 Punkten angekommen. Einen Wert von unter 100 Punkten hatte es zuletzt Anfang 2010 gegeben. Werte über 100 sind Ausdruck einer relativ guten, Werte unter 100 einer relativ schlechten Geschäftslage.

"Noch reagieren die Unternehmen auf diese Entwicklung eher gelassen, denn von einem konjunkturellen Absturz kann insgesamt keine Rede sein", sagt Dr. Kruse. "Dennoch beobachten wir, dass an einigen Stellen bereits mittel- und langfristigere Projekte zurückgestellt werden." Die Politik müsse jetzt vor allem für Vertrauen und Sicherheit sorgen. "Das Staatsschiff ist wetterfest zu machen. Dazu gehört vor allem eine strikte Ausgabendisziplin, neue soziale Wohltaten wirken in der aktuellen Situation kontraproduktiv."

Teilergebnisse
Im norddeutschen Großhandel ist der Indikator um 10 Punkte auf 99 Punkte zurückgegangen. Das ist der tiefste Wert seit drei Jahren. Selbst im Vergleichsquartal des Vorjahres waren es noch 131 Punkte. Der Umsatz im Großhandel ging um real 1,5 Prozent zurück. Die Gewinnsituation hat sich in diesem Bereich allerdings nur geringfügig verändert: Nach 15 Prozent im Vorquartal schätzen jetzt 12 Prozent der befragten Unternehmen diese als gut ein. Eindeutig schlechter geworden sind im Großhandel hingegen die Geschäftsaussichten. Nur noch 15 Prozent (Vorquartal 25) der Unternehmen erwarten in den kommenden sechs Monaten höhere Gewinne. 30 Prozent gehen jetzt von sinkenden Gewinnen aus.

Um 3 auf jetzt 102 Punkte leicht angestiegen ist der AGA-Indikator beim Exporthandel. Die realen Umsätze in diesem Bereich blieben mit einem Plus von 0,2 Prozent relativ stabil. Schlechter sind die Gewinnaussichten für die kommenden sechs Monate bei den Ausfuhrhändlern geworden. Während im Vorquartal noch 16 Prozent der Betriebe steigende Gewinne erwarteten, sind es aktuell nur noch 9 Prozent.

Seit seinem historischen Höchststand von 154 Punkten im Januar 2011 ist der Indikator für den Importhandel auf aktuell 92 Punkte regelrecht abgestürzt. Bei leicht gesunkenen realen Umsätzen sind die Aussichten in diesem Bereich für die kommenden Monate jedoch zufriedenstellend. Jeweils knapp die Hälfte der befragten Unternehmen geht von gleichbleibenden Gewinnen und Umsätzen aus. Allerdings rechnet bereits ein Drittel der Einfuhrhändler im kommenden Halbjahr mit sinkenden Gewinnen.

Beschäftigungs- und Ausbildungssituation bleibt erfreulich
"Trotz der unsicheren Gesamtlage haben die Unternehmen des norddeutschen Groß- und Außenhandels in den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres ihre Belegschaften noch einmal vergrößert", ergänzt Volker Tschirch, Hauptgeschäftsführer des AGA Unternehmensverbandes. "Konkret wurden die Belegschaften um 0,9 Prozent ausgebaut. Damit sind die mittelständischen Handelshäuser ihrem im Januar gesetzten Ziel, 2012 die Belegschaften um 1,3 Prozent zu erweitern, sehr nahe." 41 Prozent aller befragten Unternehmen haben in den vergangenen Monaten zusätzliche Mitarbeiter eingestellt. Bis zum Frühjahr 2013 wollen 13 Prozent der Unternehmen ihr Personal sogar noch aufstocken. "Auch bei der Berufsausbildung nehmen die Betriebe des norddeutschen Groß- und Außenhandels ihre Verantwortung wahr", betont Tschirch. "Aktuell bilden 73 Prozent der Unternehmen aus. Die Zahl der Auszubildenden ist im gesamten Norden bei einem Drittel der Ausbildungsbetriebe sogar noch gestiegen, nur 7 Prozent der Unternehmen haben die Zahl der Ausbildungsplätze gegenüber 2011 gesenkt." Erfreulich sei, so der AGA-Hauptgeschäftsführer, dass in diesem Jahr 87 Prozent der ausbildenden Unternehmen ihre Plätze passgenau besetzen konnten.13 Prozent sei das leider nicht gelungen. "Engagierte Bewerber haben im Norden also immer noch die Chance auf eine Ausbildungsstelle."

Bei der Beschäftigungsentwicklung liegen Hamburger Groß- und Außenhändler vorn: Insgesamt sind in ihren Unternehmen seit 2011 die Belegschaften um durchschnittlich 1,9 Prozent gewachsen, mehr als doppelt so stark wie im norddeutschen Mittel.

Der AGA Unternehmensverband befragt bereits seit 1971 einmal pro Quartal seine derzeit mehr als 3.500 Mitgliedsbetriebe des Groß- und Außenhandels in den fünf Bundesländern Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein zur aktuellen wirtschaftlichen Lage sowie zu den Perspektiven für die kommenden sechs Monate.

Strukturdaten für den norddeutschen Groß- und Außenhandel (Stand: Oktober 2012):

Im norddeutschen Groß- und Außenhandel sind 19.286 Unternehmen tätig. Mit ihren 205.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erwirtschaften sie einen Jahresumsatz von 243 Mrd. Euro. Fast 21 Prozent der Mitarbeitenden im bundesdeutschen Groß- und Außenhandel haben ihren Arbeitsplatz in Norddeutschland. Der Anteil Norddeutschlands am landesweiten Gesamtumsatz liegt sogar bei gut 26 Prozent.

Beschäftigtenzahlen in den Bundesländern:

Bremen: 11.500
Hamburg: 47.700
Mecklenburg-Vorpommern: 12.700
Niedersachsen: 93.800
Schleswig-Holstein: 40.000

Quelle und Kontaktadresse:
AGA Norddeutscher Unternehmensverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistung e.V. Pressestelle Kurze Mühren 2, 20095 Hamburg Telefon: (040) 308010, Telefax: (040) 30801107

NEWS TEILEN: