Geschäftserwartungen im Keller
(Frankfurt am Main) - Die chemisch-pharmazeutische Industrie hat im zweiten Quartal des Jahres sehr deutlich die Konsequenzen des Krieges in der Ukraine gespürt: astronomische Energiepreise, stark gestiegene Rohstoffkosten und anhaltende Lieferengpässe. In allen Sparten ist die Produktion eingebrochen. Durch hohe Erzeugerpreise stiegen die Umsätze zwar noch einmal leicht. Bei vielen Unternehmen gingen die Erlöse aber zurück. Es fiel den Betrieben immer schwerer, die hohen Energie- und Rohstoffkosten an ihre Kunden weiterzugeben. Dazu kommt die Unsicherheit, ob im Winter eine Rationierung des Gases nötig sein wird. Die Vorbereitungen für eine Mangellage laufen auf Hochtouren. Die Ängste vor einer Rezession sind groß, die Geschäftserwartungen für die kommenden Monate im Keller.
VCI-Präsident Christian Kullmann sagt zur konjunkturellen Lage der Branche: "Wir müssen uns im wahrsten Sinne des Wortes warm anziehen, um diesen Winter und auch das kommende Jahr zu überstehen. Die immensen Herausforderungen bringen die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen in ernste Gefahr und damit auch die Zukunft des Industriestandorts Deutschland. Die Drosselung der Produktion ist ein erster Schritt. Wenn bestimmte Prozesse ganz stillgelegt werden müssen, laufen sie möglicherweise nie wieder an."
Prognose
Angesichts der dramatischen Entwicklungen an den Gas- und Strommärkten korrigiert der VCI seine Jahresprognose nach unten und rechnet mit einem Rückgang der Produktion in der Branche insgesamt in Höhe von 5,5 Prozent. Die Chemieproduktion (ohne Pharma) sinkt sogar um 8,5 Prozent.
Produktion
Die aktuellen Herausforderungen zwangen die Chemie- und Pharmaunternehmen die Produktion kräftig zu drosseln. Sie verzeichnete im zweiten Quartal ein deutliches Minus von 6,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Die Kapazitätsauslastung der Branche lag mit 81,4 Prozent weiterhin unter der Normalauslastung.
Erzeugerpreise
Die Preise für Chemieprodukte verteuerten sich erneut mit einem Plus von fast 8 Prozent gegenüber dem Vorquartal und 24 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Umsatz
Das Minus in der Produktion hemmte die Umsatzentwicklung. Durch die stark gestiegenen Erzeugerpreise erhöhten sich die Umsätze von April bis Juni zwar um 3,4 Prozent auf insgesamt 64,9 Milliarden Euro. Das Plus fiel aber deutlich kleiner aus als im Vorquartal.
Beschäftigung
Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist auch im zweiten Quartal des Jahres konstant geblieben. Mehr als 473.000 Menschen arbeiten aktuell in der Chemie-und Pharmabranche.
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