Geschäftsentwicklung in der Markenartikelwirtschaft: Markenartikel mit Rückenwind / Franz-Peter Falke: Qualität kommt wieder vor Preis
(Wiesbaden) - Die Markenartikelwirtschaft in Deutschland verspürt Rückenwind und meldet für das Geschäftsjahr 2005 steigende Umsatzzahlen. Die Industrieumsätze an Markenwaren erreichten im vergangenen Jahr rund 361 Mrd. Euro. Dies bedeutet eine Zunahme um nominal 4 Prozent, sagte Markenverbandspräsident Franz-Peter Falke auf der Jahrespressekonferenz seines Verbandes am Dienstag (04. Juli 2006) in Hamburg.
Das Inlandsgeschäft sei dabei um 3,6 Prozent auf 200 Mrd. Euro gewachsen. Der Export legte um 4,5 Prozent auf 161 Mrd. Euro zu.
Erneut gaben die einzelnen Branchen in der Gesamtbetrachtung ein uneinheitliches Bild ab. Während die Ernährungsindustrie, die Automobilbranche, das Pharmasegment und die Hersteller von Haushaltsgeräten bzw. Unterhaltungselektronik leichte bis überdurchschnittliche Umsatzzuwächse verzeichneten, kam es bei der Bekleidungsindustrie oder aber den Produzenten von Markenware im Bereich Körperpflege-, Wasch- und Reinigungsmitteln zu spürbaren Erlösschmälerungen.
Die aktuelle Mitgliederumfrage des Markenverbandes hat ergeben, daß das laufende Geschäftsjahr 2006 von großer Zuversicht geprägt ist. 71 Prozent der Markenartikelunternehmen rechnen mit einer Zunahme der Inlandsumsätze. Bei den Betrieben mit eigenem Exportgeschäft erwarten 66 Prozent eine Steigerung der Umsätze. Gleichzeitig gehen 49 Prozent der Markenverbandsmitglieder von wachsenden Erträgen aus. Auch die Prognose bezüglich der Entwicklung der Werbe- bzw. Kommunikationsausgaben spiegelt den Aufwärtstrend wider: 50 Prozent der Markenartikelanbieter äußern sich dahingehend, daß sie das Volumen 2006 steigern wollen.
Franz-Peter Falke: Das erhoffte Anziehen des privaten Verbrauchs ist nun auch für die Marke spürbar, die Geizwelle ebbt ab und bei den Verbrauchern kommen Qualitätsaspekte wieder vor Preisaspekten.
Falke machte in seinen Ausführungen aber auch deutlich, daß die Handelspartner der Industrie trotz eindeutiger Aufschwungtendenzen weiterhin gefordert sind, ihren Teil zur Markenkonsumbelebung beizutragen: Der Handel sollte endlich von der seit Jahren andauernden Preisfokussierung Abschied nehmen. Markenartikel definieren sich nicht nur über Preise, sondern auch über Emotion, Vertrauen, Qualität und Innovationen. Der Handel entkommt der Preisfalle, in die er sich durch eigenes Verschulden begeben hat nur durch eine konsequente Steigerung des Einkaufserlebnisses und der Dienstleistungen rund um das Produkt.
Aber auch an die Politik gab es unmissverständliche Forderungen des Markenverbandspräsidenten: Die Bundesregierung muß jetzt wichtige Impulse für eine nachhaltige Belebung des Konsums geben. Wir brauchen endlich einen stabilen, zukunftweisenden wirtschafts- und finanzpolitischen Rahmen, den die Industrie dann mit Kreativität, Innovationen und intelligenten Konzepten ausfüllt.
Der Markenverband sieht insofern die sogenannte Lissabon-Strategie mit ihren Schwerpunktsetzungen Wirtschaftswachstum, Arbeitsplatzschaffung und Forschung als einen wichtigen Meilenstein für mehr Wirtschaftswachstum in Deutschland und Europa an und stellt folgende Forderungen an die deutsche und europäische Politik für eine Gewährleistung der Entfaltungsfreiheit von Marken bzw. Markenartikeln:
- Sicherung der Freiheit der kommerziellen Kommunikation auf nationaler und europäischer Ebene
- Sicherung des leistungsgerechten Wettbewerbs zwischen Industrie und Handel
- Verstärkter Schutz gegen die Nachahmung und Rufausbeutung von Marken
Falke sprach sich ferner gegen jegliche politisch motivierten Eingriffe bzw. Überregulierungen im Bereich der Werbe- und Medienpolitik, etwa durch Werbeverbote oder die sog. Health-Claims-Verordnung auf europäischer Ebene oder die Abschaffung von Werbung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland, aus.
Nach Überzeugung des Markenverbandes und seines Präsidenten sind ein wirksames Wettbewerbsrecht und faire Rahmenbedingungen für die Unternehmen der Markenartikelindustrie grundlegende Voraussetzung dafür, daß sich die von der Marke verkörperte Leistung im Wettbewerb durchsetzen kann.
Daher gilt es, die zu laschen Bestimmungen gegen Untereinstandspreisverkäufe im Kartellgesetz zu verschärfen und die Missbrauchsaufsicht gegenüber nachfragemächtigen Unternehmen im Handel weiter zu verbessern.
Zur wirksamen Bekämpfung der Produkt- und Markenpiraterie als aggressiver Form von organisierter Kriminalität, die Arbeitsplätze vernichtet und lebensgefährlich für die Verbraucher sein kann, setzt der Markenverband große Hoffnungen auf eine baldige Verschärfung der strafrechtlichen Sanktionen.
Franz-Peter Falke: In Abweichung von den Vorstellungen der Europäischen Kommission hält der Markenverband allerdings weniger Höchststrafen, als eine abschreckende Mindeststrafe für notwendig, damit das Risiko einer Freiheitsstrafe für den gewerblichen Fälscher eine mehr als nur theoretische Option wird. Darüber hinaus bedarf es der konsequenten Vernichtung gefälschter Ware sowie Einziehung der erwirtschafteten Gewinne und der mit der Fälschung im Zusammenhang stehenden Produktionsanlagen.
Schließlich fordert der Markenverband eine grundlegende Reform der Verpackungsverordnung die sich an den Parametern Erhalt der haushaltsnahen Wertstoffsammlung, klare Trennung zu gewerblichen Anfallstellen, wirksame Bekämpfung der Trittbrettfahrerei und einer unbürokratischen und wirksamen Kontrolle durch die zuständigen Behörden orientieren sollte.
Quelle und Kontaktadresse:
Markenverband e.V.
Martin Ruppmann, stellv. Geschäftsführer, Presse- u. Öffentlichkeitsarbeit
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