Pressemitteilung | Arbeitgeberverband Gesamtmetall e.V.

Gesamtmetall: Umzug nach Berlin - Zurück zu den Wurzeln

(Köln/Berlin) - Nach knapp einem halben Jahrhundert in Köln zieht der Arbeitgeberverband Gesamtmetall am 1. Oktober 2003 nach Berlin. „Zurück zu den Wurzeln“ könnte das Motto für den Ortswechsel lauten, denn in der Hauptstadt hatte der Verband auch seinen ersten Sitz nach der Gründung im Jahre 1890.

Wehmütige Rückblicke sind nicht die Sache von Martin Kannegiesser. Was ihn als Unternehmer und als Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall antreibt, ist die Gestaltung der Zukunft. Und die liegt für den Verband ab Oktober in Berlin.

In der Mitte der Stadt wird Gesamtmetall ein neues Gebäude beziehen, „mit dem wir uns als M+E-Verbände identifizieren können und das uns die räumliche Nähe zu unseren Dachverbänden, zu den Schaltstellen der Politik und zu den Medien der Hauptstadt bietet“, so Kannegiesser. Vor allem die kurzen Wege in der Hauptstadt ermöglichen einen „unkomplizierten und raschen Austausch der Ideen und Gedanken und fördern die effektive Arbeit unseres Verbandes“.

Diese Arbeit wird auch in Zukunft vor allem der Tarifpolitik gewidmet sein. Allerdings gewinnen daneben zum Beispiel sozial- und bildungspolitische Themen für die wirtschaftliche Zukunft der Metall- und Elektro-Industrie immer mehr an Bedeutung. Am Standort Berlin kann Gesamtmetall die Stimme der M+E-Industrie zu diesen Themen künftig besser zur Geltung bringen.

Die Hauptaufgabe des Verbandes wird aber auch in Berlin darin bestehen, „Wege für eine zukunftsorientierte Tarifpolitik zu finden, die den Anforderungen der neuen Arbeitswelt genügt“ (Kannegiesser).

Zu tun gibt es beim Reformwerk Flächentarifvertrag genug. Beispielsweise beim Thema Öffnungsklauseln: Zur Sicherung von Beschäftigung in den M+E-Betrieben müssten mehr Ventile in die Flächentarifverträge eingebaut werden. In diesem Zusammenhang gehöre das Günstigkeitsprinzip „vom Kopf auf die Füße gestellt“ (Kannegiesser). Schließlich sei eine betriebliche Beschäftigungsgarantie gegen etwas weniger Einkommen oder etwas mehr Arbeitszeit für den Arbeitnehmer günstiger als der Verlust des Arbeitsplatzes.

Oder beim Thema Konfliktlösungen. Unter den Bedingungen einer auch international hoch vernetzten Industrie sind Arbeitskämpfe der herkömmlichen Art eine enorme Bedrohung für die Arbeitsplätze. Der diesjährige Arbeitskampf in den neuen Bundesländern hat dafür genug Argumente geliefert.

Unter den gleichen Vorzeichen wie heute, nämlich mehr Nähe zu den Spitzenverbänden und zu den politischen Entscheidungszentren, hatte vor einem halben Jahrhundert auch die Ära des Verbandes im Rheinland begonnen. Im Jahre 1954 verlegte Gesamtmetall die Geschäftsstelle von Wiesbaden nach Köln. Spätestens seit diesem Zeitpunkt haben die M+E-Arbeitgeberverbände unter dem Dach von Gesamtmetall und die IG Metall die tarifpolitische Entwicklung in Deutschland entscheidend mit gestaltet. Beispiele:

Im Jahre 1984 hat die IG Metall nach einem fast siebenwöchigen Arbeitskampf den Einstieg in die 35-Stunden-Woche erzwungen, die bis heute die Wettbewerbsfähigkeit vieler M+E-Unternehmen belastet. Zwar ist die M+E-Industrie unter dem Druck der Arbeitszeitverkürzungen „Weltmeister bei der Flexibilisierung der Arbeitszeitverteilung geworden, aber auch Schlusslicht bei der Flexibilisierung des Arbeitszeitvolumens“ (Kannegiesser).

Nach der Wende in Ostdeutschland und passend zur 100-Jahr-Feier des Verbandes im Jahr 1990 kamen die fünf ostdeutschen M+E-Verbände unter das Dach von Gesamtmetall. Die Lohnpolitik der folgenden Jahre für M+E-Ost war geprägt von dem Dilemma, einerseits den Mitarbeitern klare Perspektiven bieten zu müssen und andererseits die Belastung der Betriebe in Grenzen zu halten. Der Stufenplan zur Anpassung wurde nach einem Arbeitskampf gestreckt und hat dennoch vielen Betrieben das Überleben schwer gemacht.

Im Sommer 2003 haben die M+E-Arbeitgeber in Ostdeutschland den Versuch der Gewerkschaft abgewehrt, die tarifliche Wochenarbeitszeit von derzeit 38 Stunden zu verkürzen. Die Gewerkschaft beendete ihren Streik und gestand eine Niederlage ein. Tarifpolitische Erfolge der Arbeitgeber lassen sich nicht immer so klar bestimmen, das liegt in der Natur der Sache. Dennoch: Über viele Tarifabschlüsse in der Ära „Gesamtmetall Köln“ haben die M+E Unternehmer das bestmögliche Urteil gefällt: „Damit können wir leben.“

Ab Oktober setzen die Gesamtmetaller ihre Arbeit in Berlin fort. Die neue Anschrift des Verbandes lautet:
Vossstrasse 16, 10117 Berlin
Tel. 030 – 55150 0
Fax 030 – 55150 400.

Quelle und Kontaktadresse:
Gesamtverband der metallindustriellen Arbeitgeberverbände e.V. (Gesamtmetall) Volksgartenstr. 54 a, 50677 Köln Telefon: 0221/33990, Telefax: 0221/3399233

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