Gesamtanalyse wissenschaftlicher Studien zeigt: Grüne Gase sind für Energiewende unverzichtbar
(Berlin) - Das unabhängige Energieberatungsunternehmen Ecofys hat in einer Metaanalyse die Rolle von grünen Gasen für den Erfolg der Energiewende untersucht. Die heute veröffentlichte Studie belegt, dass sich die ambitionierten Klimaziele für das Jahr 2050 durch den Einsatz grüner Gase am kostengünstigsten erreichen lassen.
Die bis dahin kumulierten Kostenvorteile durch die Nutzung von erneuerbaren Gasen und der zugehörigen Gasinfrastrukturen reichen bis zu rund 400 Milliarden Euro. Die Studie wurde im Auftrag des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW) und der Brancheninitiative Zukunft ERDGAS erarbeitet und heute auf der gat 2018 in Berlin vorgestellt.
"Wenn die Energiewende in Deutschland gelingen soll, darf die Politik nicht länger die Augen vor der Realität verschließen. Die Faktenlage ist klar: Wenn wir unsere Klimaverpflichtungen kostengünstig erfüllen wollen, brauchen wir grünes Gas. Es ist nicht nachvollziehbar, warum dies im Zielsystem der Energiewende nicht verankert wird. Um die dringend nötige Sektorenkopplung auf ein stabiles und bezahlbares Fundament zu stellen, braucht es jetzt ein entsprechendes Technologie- und Markteinführungsprogramm", forderte Dr. Timm Kehler, Vorstand von Zukunft ERDGAS.
Im Rahmen der Metaanalyse hat Ecofys zehn Studien verschiedener Auftraggeber aus der Energiebranche ausgewertet, die sich mit der Rolle der Power-to-Gas-Technologie im Kontext der Sektorenkopplung beschäftigen. Die Analyse zeigt: Sollen die CO2-Emissionen bis 2050 um mehr als 90 Prozent reduziert werden, so wird der Einsatz von grünen Gasen ab dem Jahr 2030 unverzichtbar. Die Kosten, um dieses Ziel zu erreichen, würden durch eine technologieneutrale Energiewende mit Gas im Vergleich zu einer reinen Elektrifizierungsstrategie zudem deutlich geringer ausfallen, so die Studie weiter. Insbesondere im Gebäudesektor können grüne Gase genutzt werden, um Spitzenlasten flexibel bereitzustellen. Damit kann ein zusätzlicher Stromnetzausbau vermieden werden.
Auch der DVGW-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Gerald Linke sieht vor diesem Hintergrund die Politik in der Pflicht: "Nur etwa 20 Prozent unseres Energiebedarfes wird durch Elektronen gedeckt. 80 Prozent stammen von Molekülen, also stofflichen Energieträgern, die synthetisch oder über nachwachsende Rohstoffe bereitgestellt werden können. Um das Klimapotenzial grüner Gase im Energiemix von morgen umfassend nutzen zu können, brauchen wir jetzt feste Zielvorgaben und konkrete Ausbaumengen für definierte Referenzjahre. Am Einsatz von Power-to-Gas als zentrale Energiewendetechnologie führt kein Weg vorbei. Daher muss der Bau größerer Anlagen jetzt zügig vorangetrieben werden. Dafür müssen insbesondere die noch bestehenden regulatorischen Hemmnisse zügig abgebaut werden."
Aber nicht nur in den Sektoren Wärmemarkt und Mobilität, auch bei der Stromversorgung bleibt Gas ein wichtiger Energieträger. "Aus den Analyseergebnissen geht ein klarer Handlungsauftrag hervor: Die bestehenden Gaskraftwerke dürfen nicht aus dem Markt verdrängt werden, denn sie bilden das Rückgrat des künftigen Energiesystems. 30 Gigawatt Gaskraftwerksleistung sind in Deutschland derzeit installiert - und liegen weitestgehend brach. Als Backup für die volatile Einspeisung der Wind- und Sonnenenergie sind die flexibel einsetzbaren Gaskraftwerke aber unersetzlich. Wenn wir uns auch in Zukunft auf sie verlassen wollen, muss ihre Wirtschaftlichkeit garantiert sein", so Kehler weiter.
"Die Metaanalyse zeigt: Ohne Gas geht es nicht - weder heute, noch morgen. Seite an Seite mit erneuerbaren Energien stellt das Erdgasnetz durch die Speicherung von erneuerbarem Strom die grüne Batterie der Energiewende dar. Die nötige Infrastruktur besteht - was nun noch fehlt, ist ein schlüssiges Konzept der Politik, um den Umbau des Energiesystems erfolgreich zu vollenden", sagte Linke abschließend.
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