Gerührt und manchmal auch geschüttelt / Rezepturen: Individuelle Medikamente aus der Apotheke
(Stuttgart) - Die Vor-Ort-Apotheken leisten einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsversorgung, der oft übersehen wird: Die Herstellung individueller Arzneimittel für Patientinnen und Patienten. „Diese sogenannten Rezepturen sind besonders wichtig, wenn passende Standardmedikamente nicht verfügbar sind“, betont Friederike Habighorst-Klemm, Patientenbeauftragte und Mitglied im Vorstand des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg (LAV).
Gerade für Kinder oder sogar Säuglinge, deren Körper auf Medikamente in speziellen Wirkstärken oder Dosierungen angewiesen sind, sind individuelle Arzneimittel unverzichtbar. „Viele sogenannte Fertigarzneimittel sind nicht für kleine Kinder geeignet, weil sie für Erwachsene entwickelt wurden. Die Apothekenteams sind hier im Bedarfsfall in der Lage, individuell passend die richtige Dosierung herzustellen – sei es als Saft, Creme oder Zäpfchen“, erklärt Habighorst-Klemm. „Kinder mit einem Herzfehler bekommen häufig eigens hergestellte Kapseln aus der Apotheke. Denn es ist besorgten Eltern in so einer Situation nicht zuzumuten, fertige Tabletten mit einer Feinwaage in kleinste Stücke zu teilen.“ Auch bei vielen Hauterkrankungen verordnen Hautärzt:innen für große oder kleine Patienten individuell angefertigte Medikamente für die Fälle, bei denen standardisierte Salben, Cremes oder Lotionen nicht den gewünschten Erfolg bringen oder beispielsweise Unverträglichkeiten vorliegen, die dadurch berücksichtigt werden können. „Durch unsere Leistung in den Apotheken bekommen Betroffene dann genau die Dosierung und Zusammensetzung, die für das individuelle (Haut-)Problem am besten geeignet ist“, klärt Friederike Habighorst-Klemm auf.
Nur vollversorgende Vor-Ort-Apotheken sind in der Lage, solche maßgeschneiderten Arzneimittel herzustellen. „Apotheker:innen und auch die pharmazeutisch-technischen Assistent:innen im Team bringen hier eine hohe Kompetenz, ausführliche Fachkenntnisse und strenge Qualitätsanforderungen ein. Diese Arbeit erfolgt mit höchster Sorgfalt und unter strengen gesetzlichen Vorgaben, um die bestmögliche Versorgung der Patienten zu gewährleisten. Der Versandhandel für Arzneimittel bietet diese aufwändige Versorgung gar nicht an.“
Besonders deutlich wurde die Bedeutung dieser Leistung während der Corona-Pandemie. „Als plötzlich Desinfektionsmittel knapp wurden, haben die Apotheken in Baden-Württemberg in kürzester Zeit eigene Lösungen entwickelt und das Mittel hergestellt“, so Habighorst-Klemm. Auch in Zeiten von Lieferengpässen, wie zuletzt bei Fiebersäften für Kinder, erweisen sich die Vor-Ort-Apotheken als unverzichtbar. „Wenn industrielle Produktionen ausfallen, oder Medikamente nicht in ausreichender Menge zur Verfügung stehen, sind wir Apotheker:innen in der Lage, solche Engpässe zu überbrücken. Wir stellen im Notfall, wo möglich, die dringend benötigten Medikamente her und sorgen dafür, dass die Patienten nicht ohne Hilfe dastehen“, erklärt die Patientenbeauftragte. Der LAV appelliert daher an die Politik und die Öffentlichkeit, die Vor-Ort-Apotheken zu stärken und zu unterstützen: „Die Fähigkeit, individuelle Arzneimittel herzustellen, ist für viele Menschen unverzichtbar. Öffentliche Apotheken sind damit ein Garant für die hochwertige und verlässliche Gesundheitsversorgung der Menschen in Baden-Württemberg.“
Quelle und Kontaktadresse:
Landesapothekerverband Baden-Württemberg e.V., Frank Eickmann, stellv. Geschäftsführer(in) Kommunikation, Hölderlinstr. 12, 70174 Stuttgart, Telefon: 0711 22334-0