Geplante Anpassung der Honorarordnung für Ingenieure: Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau warnt vor Ausverkauf der deutschen Baukultur / Dr.-Ing. Heinrich Schroeter: "Leistungswettbewerb vor Preiswettbewerb"
(München) - In der Diskussion um die geplante Novellierung der "Honorarordnung für Architekten und Ingenieure" (HOAI) hat Dr.-Ing. Heinrich Schroeter, Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau, vor einem Ausverkauf der deutschen Baukultur gewarnt und die Wichtigkeit der Honorarordnung betont. Die HOAI sei aktiver Verbraucherschutz. Sie fördere den Ideenwettbewerb und vermeide einen für Ingenieure und Architekten ruinösen Preiswettbewerb, der zu Lasten der Qualität beim Planen und Bauen geht: "Durch die Garantie von auskömmlichen Honoraren wird eine bestmögliche Beratung des Bauherrn erst ermöglicht", so Schroeter in München.
Die HOAI ist eine Verordnung des Bundes und bisher Grundlage für die Berechnung des Honorars für Ingenieure im Bauwesen und Architekten. Sie legt genau fest, was gezahlt werden muss und ist im Wesentlichen von der Aufgabenstellung, dem Schwierigkeitsrad, den anrechenbaren Kosten und erbrachten Leistungen abhängig. Die HOAI teilt ein Vorhaben in neun Phasen wie Grundlagenermittlung, Entwurfsplanung oder Objektüberwachung auf. Ähnliche Gebührenordnungen gibt es zum Beispiel auch für Rechtsanwälte, Steuerberate, Ärzte und Heilpraktiker. Strittig ist, inwieweit sich die HOAI mit dem freien Wettbewerb in Europa vereinbaren lässt. Deshalb hat der Bundesrat die damalige Bundesregierung bereits vor 13 Jahren beauftragt, eine umfassende Novellierung der HOAI vorzunehmen. "Damit soll eine Vereinfachung der Regelungen, eine Abkoppelung der Baukosten von den Honoraren und eine größtmögliche Transparenz erreicht werden", erklärt Schroeter.
HOAI muss mittelstandsfreundlich bleiben
Der im Februar dieses Jahres vom Bundeswirtschaftministerium vorgelegte erste Entwurf war bei Kammern, Verbänden, der Fachpresse und Anwaltschaft auf große Kritik gestoßen. Nach der Ablehnung des Referentenentwurfs durch die Fachwelt wurde er im Mai zurückgezogen und wird derzeit überarbeitet. Der Ersatz des Leistungswettbewerbs durch einen reinen Preiswettbewerb sei hinsichtlich volkswirtschaftlicher Überlegungen unvernünftig und mittelstandsfeindlich", so Schroeter: "Die de facto völlige Freigabe der Honorare führt, wie in anderen Ländern schon geschehen, zu einer Konzentration auf wenige sehr große Ingenieurbüros", warnt Schroeter. Das Preisargument der HOAI-Gegner will der Fachmann nicht gelten lassen: Zunächst würden die Honorare für Ingenieure und Architekten zwar voraussichtlich tatsächlich sinken, durch die Konzentration der Anbieter aber letztlich sogar erheblich steigen.
Benötigt werde ein Regelwerk, das den Qualitätswettbewerb unter den Ingenieuren fördert: "Ein ruinöser Preiswettbewerb, wonach schlicht das scheinbar billigste Angebot den Zuschlag erhält, ist mit mir nicht zu machen", sagte Schroeter. Der Preis dürfe nicht das alleinige Entscheidungskriterium sein. Es komme auf die Wirtschaftlichkeit und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis an. Zwischen den Vertragsparteien müsse zudem Rechtssicherheit geschaffen werden. Und dafür sei die HOAI ein ideales Instrument.
Kammer kämpft für Erhalt des Umbauzuschlags
Schroeter kritisierte Pläne, wonach aus der bisherigen Honorarordnung der Umbauzuschlag herausfallen könnte und Zusatzleistungen nicht mehr reglementiert werden sollen: "In den vergangenen Jahren wurde eine Vielzahl von planerischen Leistungen beim Bauen im Bestand erbracht." Umbau, Sanierung, Erweiterung von Bestandsgebäuden würden einen immer größeren Stellenwert einnehmen und seien absolute Zukunftsthemen der Branche. Deshalb ziele die Streichung des Umbauzuschlags in die falsche Richtung.
Die Bayerische Ingenieurekammer-Bau will sich weiterhin vehement für den Erhalt der HOAI auf gesetzlicher Basis einsetzen. Ziel müsse es sein, die Honorarordnung als sogenannte "Inländer-HOAI" europafest zu machen, so Schroeter. Zudem sollen die Honorare vorab um mindestens 10 Prozentpunkte angehoben werden und die Stundensätze entweder gestrichen oder um mindestens das Doppelte erhöht werden. "Dadurch werden zunächst die gravierenden und für viele Ingenieurbüros existenzbedrohenden Mängel der derzeitigen HOAI behoben", sagte der Kammerpräsident. Tatsächlich wurden die Honorarsätze der HOAI seit 13 Jahren nicht mehr angepasst. Schroeter wies auf Vorschläge der Kammern und Verbände hin, die bereits seit mehreren Jahren dem Wirtschaftsministerium vorliegen, dort aber kaum Berücksichtigung gefunden hätten.
Quelle und Kontaktadresse:
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