Genossenschaftsverband Bayern nimmt Zukunftsthemen in den Fokus und fordert weniger Bürokratie
(München) - Unter dem Motto "Genossenschaften in Bayern: Miteinander gestalten" versammelten sich am Donnerstag auf dem Nockherberg in München rund 800 Gäste zum 123. Verbandstag des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB). GVB-Präsident Gregor Scheller betonte in seiner Rede die Bedeutung von Zusammenarbeit und Anpassungsfähigkeit in Zeiten des Wandels. Genossenschaften seien "Möglichmacher", die den gesellschaftlichen Zusammenhalt förderten.
Scheller hob hervor, dass Genossenschaften durch ihre Nähe zu Kunden, engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Nutzung digitaler Möglichkeiten anpassungsfähig seien und passgenaue Produkte anbieten können. "Unsere Genossenschaften sind bestens aufgestellt, um den Wandel zu gestalten und den Anforderungen der jungen Generation gerecht zu werden", sagte Scheller.
Sorgen bereitet dem GVB-Präsidenten die zunehmende gesellschaftliche Spaltung. Umso wichtiger sei in diesen Zeiten der Zusammenhalt, den Genossenschaften fördern. Sie sind nah dran an den Menschen, sind in der Region verwurzelt, stehen in engem Kontakt mit ihren Mitgliedern und finden Lösungen. Sie verbinden, anstatt zu spalten. "Genossenschaften bringen Menschen mit gleichgerichteten Interessen zusammen und stärken dadurch das Wir-Gefühl", erklärte er.
Gerhard Walther, ehrenamtlicher Präsident des GVB, betonte die Rolle der Genossenschaften als Stabilitätsanker in Krisenzeiten. "Sie repräsentieren unsere Wirtschaftsleistung, unsere Heimat, unsere Tradition", sagte Walther. Er forderte die Politik auf, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Flexibilität und Eigenverantwortung unterstützen. "Die Bürokratie belastet die genossenschaftlichen Unternehmen, den gesamten Mittelstand und auch die Regionalbanken in nie dagewesenem Ausmaß. Wir sehen das in unserer Gruppe als die größte Sorge des Mittelstands - mehr noch als den Fachkräftemangel", mahnte Walther. "Bürokratische Hürden hemmen unsere Innovationsfähigkeit und belasten die wirtschaftliche Entwicklung. Wir brauchen mehr Spielraum für unternehmerische Entscheidungen", ergänzte er.
Walther nannte die Energiewende als weiteres Beispiel für die gestalterische Kraft der Genossenschaften. Er plädierte für Anreize statt starrer Vorgaben, um die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhöhen, und betonte die Notwendigkeit flexibler Regelungen für ländliche Gebiete sowie die Unterstützung von Bürgerenergiegenossenschaften durch lokale Behörden.
Clemens Fuest, Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung, sprach in seinem Festvortrag über die Herausforderungen des Standorts Deutschland und betonte die Bedeutung von Innovation und Anpassungsfähigkeit. Er forderte die Politik zum Handeln auf: "Um wieder angemessene Wachstumsraten zu erreichen, braucht Deutschland ein umfassendes wirtschaftspolitisches Reformpaket. Es geht um die Stärkung des Arbeitsangebots, der Investitionsbereitschaft und der Innovationen", sagte Fuest.
Zum Abschluss des Verbandstags ergriff Stefan Müller das Wort. Der bisherige Bundestagsabgeordnete aus Erlangen wird zum 1. August Scheller als GVB-Präsident nachfolgen. Müller sieht den GVB als Impulsgeber im genossenschaftlichen Verbund und als eine der größten Mittelstandsvereinigungen des Freistaats. Er wolle weiter daran arbeiten, dass der GVB auch künftig ein starker, innovativer Dienstleister für die Mitglieder bleibe, kündigte er an.
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