Pressemitteilung |

Genossenschaften sichern Qualität durch Rückverfolgbarkeit: Nüssel warnt vor nationalen Alleingängen

(Berlin) - Die von Bundesministerin Künast angekündigte Neuorientierung der Agrar- und Verbraucherpolitik darf nach Meinung von Manfred Nüssel, Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes e. V. (DRV), nicht die Wettbewerbsposition der deutschen Land- und Agrarwirtschaft schwächen. „Der Ansatz, neue Produktionsstandards einzuführen und die Vermarktung stärker zu regionalisieren, lässt außer Acht, dass die deutsche Agrarwirtschaft Bestandteil des europäischen Binnenmarktes ist. Standards und Normen müssen folglich EU-weit gelten und auch bei den WTO-Verhandlungen durchgesetzt werden, damit keine weiteren Standortnachteile entstehen. Wir leben nicht auf einer grünen Insel“, so Nüssel bei der Bilanz-Pressekonferenz am 1. März.

Skeptisch beurteilt Nüssel die Pläne, staatliche Qualitätssiegel für Lebensmittel einzuführen. Hoheitliche Aufgabe ist es, durch eine effektive Lebensmittelkontrolle Produktsicherheit zu gewährleisten. Die Wirtschaft hat für entsprechende Prozesskontrollen in der Fertigung zu sorgen. Der Präsident sprach sich dafür aus, das von CMA und Agrarwirtschaft gemeinsam entwickelte Prüfsiegelprogramm für Fleisch in Eigenverantwortung aller Marktbeteiligten umzusetzen, mit der notwendigen politischen Rückendeckung. „Es stimmt nicht, dass hierzulande nur Massenware hergestellt wurde und wird. Hochwertige, einwandfreie Nahrungsmittel stehen zweifelsohne zur Verfügung. Lebensmittel werden vielfach zu Schleuderpreisen feilgeboten, weil im Einzelhandel ein gnadenloser Verdrängungskampf tobt. Hier muss die Bundesregierung ansetzen“, so der DRV-Präsident.

Kritik äußerte Nüssel am Vorgehen zur Bekämpfung des Rinderwahnsinns. Mit Extensivierungsmaßnahmen und einer Ökologisierung der Landwirtschaft ist BSE nicht zu besiegen. Vorangetrieben werden müssen vielmehr die Ursachenforschung sowie die Entwicklung und der Einsatz zuverlässiger BSE-Tests auch am lebenden Tier.

Genossenschaften garantieren Rückverfolgbarkeit
Die Raiffeisen-Genossenschaften unterstützen die Pläne der Bundesregierung, soweit sie den vorsorgenden Verbraucherschutz und die Lebensmittelqualität betreffen.

Aufgrund ihrer engen Bindung zu den landwirtschaftlichen Erzeugern gewährleisten die Genossenschaften den lückenlosen Herkunftsnachweis der Rohstoffe sowie kurze Produktions- und Vermarktungswege. Die Unternehmen arbeiten mit zuverlässigen Qualitätssicherungs-Systemen. „Seit mehr als zehn Jahren engagieren wir uns dafür, die Verarbeitung und Vermarktung von Agrarerzeugnissen durch vertragliche Bindungen zwischen Erzeugern und allen vor- und nachgelagerten Stufen straff und transparent zu organisieren. Vieles, was von der Politik als neu angekündigt wird, ist bereits tägliche Praxis und muss nun intensiviert werden“, erklärte der Präsident.

Wertschöpfungsketten als Lösungsansatz
Sicherheit und Transparenz sind nur zu garantieren, wenn die gesamte Produktionskette vom Vorleistungsbereich über den landwirtschaftlichen Betrieb bis zur Verarbeitung in Qualitätssicherungs- und Kontrollmaßnahmen einbezogen wird. Ziel dieser engen und dauerhaften Zusammenarbeit sind die Festigung und der Ausbau von Wertschöpfungsketten. Die Integration in solche Ketten bietet für Erzeuger, Verarbeiter und Verbraucher gleichermaßen Vorteile. Für den Erzeuger wird die Einbindung zur zentralen Voraussetzung für Marktzugang und Absatzsicherheit. Für den Verarbeiter lassen sich Organisations- und Überwachungskosten durch die Einbeziehung der Lieferanten in Wertschöpfungsketten deutlich senken. Der Verbraucher kann den so hergestellten Nahrungsmitteln und Qualitätszusagen vertrauen.

„Wir hoffen, dass es mit politischer Unterstützung gelingt, Erzeugung und Vermarktung noch enger zu verzahnen. Wir unterstützen die
Überlegungen, Mittel aus dem Absatzfonds für Qualitäts- und Herkunftssicherungs-Systeme, die alle Stufen der Lebensmittelherstellung erfassen, einzusetzen. Der durch BSE ausgelöste dramatische Markteinbruch bietet eine einmalige Chance, die Wertschöpfungsketten auszubauen und zu festigen“, so Nüssel.

Der Präsident warnte davor, durch die verstärkte Förderung des Öko-Landbaus falsche Anreize zu geben. „Wenn die Verbraucher wirklich langfristig bereit sind, mehr zu zahlen, so dürfte das Anreiz genug sein, die Bio-Produktion auszudehnen.“ Die Genossenschaften sind auf jeden Fall bereit, über ihre bewährten Vertriebswege ökologische Erzeugnisse in den Markt zu bringen.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Raiffeisenverband e.V. (DRV) Adenauerallee 127 53113 Bonn Telefon: 0228/1060 Telefax: 0228/106266

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