Generikaverband fordert differenzierte Preissteuerung im Generikamarkt / Schreiben an die Fachmitglieder der Koalitionsrunde
(Berlin) - Angesichts der aktuellen Veröffentlichung im "Stern" und den Vorentwürfen des Koalitionsvertrages hat sich am Donnerstag (10. November 2005) der Deutsche Generikaverband mit einem dringlichen Schreiben an die Mitglieder der Koalitions-Arbeitsgruppe Gesundheit und Soziales gewandt, um auf kostspielige Fehlentwicklungen im Generika-Bereich aufmerksam zu machen und vor eine grundlegend falschen Weichenstellungen zu warnen.
Der Verband begrüßt zwar in seinem Schreiben ausdrücklich das Verbot der Rabatte an Apotheken, auf das sich die Arbeitsgruppe verständigen konnte, zugleich betonen die Verbandsmitglieder jedoch, dass ein genereller 5-prozentiger Preisabschlag auf generische Arzneimittel nicht zielführend sei, da damit gerade der niedrigpreisige Teil des Generikamarktes zusätzlich belastet werde. "Für die großen Hersteller, die bislang über großzügige Rabatte intensives Marketing in den Apotheken betreiben, ist der jetzt vorliegende Koalitionsbeschluss ein Nullsummenspiel, denn sie kompensieren die Einführung des einen mit dem Verbot des anderen" erläutert Dr. Dietmar Buchberger, Geschäftsführer des Deutschen Generikaverbandes. Getroffen würden stattdessen die Generikahersteller kleiner und mittlerer Größe, die sich an diesen, ganz aktuell diskutierten Praktiken nicht beteiligen. Deren Strategie, sich ihre Marktanteile vor allem über attraktive Preise zu sichern, werde nun zusätzlich bestraft. "Wir sprechen uns klar gegen jede Form von Rabatten im Arzneimittelbereich aus, weil sie auch aufgrund der falschen Aut-idem-Regelung - immer zu Graubereichen in der Handelskette führen", so Buchberger. Dies belegten auch die ausführlichen Recherchen des "Stern", die dieser heute (10. November 2005) veröffentlicht hat.
Der Verband fordert stattdessen die Koalitionäre auf, von dem geplanten Rasenmäher-Rabatt für generische Arzneimittel Abstand zu nehmen und auf wirkungsvollere und gerechtere Instrumente zur Preissenkung im Arzneimittelbereich zurückzugreifen. Neben einem generellen Aut-idem-Verbot, müsse in erster Linie die individuelle Verordnungsverantwortung des Arztes effektiv gestärkt werden. "Entscheidender Kostenfaktor im Arzneimittelbereich ist nach wie vor der Rezeptblock in der Arztpraxis", erläutert Buchberger. "Wir brauchen also vor allem eine vernünftige und neutrale Pharmaberatung sowie den Verbot jedweder pharma-gesponsorten Praxissoftware, die den Arzt in seinem Verordnungsverhalten beeinflusst oder gar täuscht."
Um schließlich auch den Patienten an einem vernünftig gestalteten Generikamarkt steuernd zu beteiligen, fordert der Generikaverband von der Politik außerdem die Aufhebung der bisherigen Zuzahlungsuntergrenze von 5 Euro. "Es ist nicht einzusehen, dass preisbewusstes Verhalten im Segment zwischen 0 und 50 Euro nicht belohnt wird, weil die Mindestzuzahlung ohnehin 5 Euro beträgt", erläutert der Verbands-Chef. Die Politik habe jetzt die Weichen für eine vernünftige Preisregulierung im Generikamarkt zu stellen. "Dabei kann und muss auf intelligente Steuerungsmittel und auf das intelligente Preisbewusstsein aller Akteure zurückgegriffen werden", so Buchberger.
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