Generalistik: Drohende Überforderung der Krankenhäuser / Kinder- und Jugendärzte dagegen / Krankenhäuser stecken in der Bredouille / Kinder- und Jugendärzte sehen Gefahr für die Versorgung
(Berlin) - Die von der Bundesregierung geplante Zusammenführung der Ausbildungsgänge Altenpflege, Gesundheits- und Krankenpflege sowie Kinderkrankenpflege bedeutet für die Krankenhäuser nahezu eine Verdoppelung ihrer Ausbildungsverpflichtungen: Künftig werden sie statt für 74.000 für 135.000 Menschen eine gute Ausbildung gewährleisten müssen. Die Ergebnisse des neuen Picker Reports 2015 zeigen, dass das nicht gelingen kann: Über 50 Prozent der Krankenpflegekräfte im Krankenhaus beklagen nach der Untersuchung schon jetzt eine unzureichende Organisation. Mehr als ein Viertel gibt an, dass aktuelle Informationen über Patienten schwierig zu erhalten seien. Ein gutes Drittel stellt fest, dass zu selten Zeit für Ängste, Befürchtungen und andere Anliegen von Patienten da ist. Die Ergebnisse lassen für eine generalistische Ausbildung und die Krankenhäuser nichts Gutes befürchten. Für das Bündnis für Altenpflege, das sich für den Erhalt der spezifischen Pflegeberufe einsetzt, wird deutlich: "Der komplette Systemwechsel bei den Pflegeberufen ist inhaltlich und strukturell auf seine Auswirkungen und Risiken hin nicht überprüft worden", so Peter Dürrmann, der Sprecher des Bündnisses.
Auch die Kinder- und Jugendärzte sprechen sich gegen die generalistische Ausbildung aus. Sie haben Sorge, dass diejenigen jungen Menschen, die sich speziell für die Kinderkrankenpflege interessieren, nicht mehr zur Ausbildung antreten, weil sie befürchten, überall eingesetzt zu werden. Dagegen sind die Kinderkrankenschwestern und -pfleger nach ihrer dreijährigen Ausbildung heute hoch spezialisiert, was sie, zum Bespiel in der Versorgung von Frühchen, auch sein müssen, heißt es in der Online-Ausgabe der "Ärztezeitung" vom 6. Oktober 2015.
"Im Ergebnis werden generalistische Pflegekräfte also für alle betroffenen Bereiche schlechter ausgebildet sein", prognostiziert Dürrmann. "Die Generalistik wird so auch nichts zur erhofften Attraktivitätssteigerung des Pflegeberufes beitragen. Im Gegenteil: Schon während der komplexeren Ausbildung werden Überforderungssituationen zu einer erhöhten Abbrecherquote führen. Und wir werden feststellen müssen, dass sich viele junge Menschen - im Gegensatz zu heute - von vornherein gegen eine Pflegeausbildung entscheiden, die ihnen den direkten Weg in die Alten- oder Kinderkrankenpflege versperrt", so Dürrmann abschließend.
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