Gemeinsamer Austausch mit Bundesminister Özdemir am Kaiserstuhl
(Mainz) - Es sind die zahlreichen Themen, die die Weinbranche derzeit beschäftigen - vom Klimawandel, den Kostensteigerungen sowie der Herkunftsprofilierung in Deutschland. Umso wichtiger ist es, diese Sorgen mit der Politik zu teilen und gemeinsame Lösungen zu erarbeiten. So fand vergangenen Donnerstag ein gemeinsames Gespräch zwischen dem BMEL mit Bundesminister Cem Özdemir sowie dem Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) statt.
"Wir stehen als VDP für einen Weinbau sowie eine Landwirtschaft der Zukunft und Offenheit. Insofern blicken wir in dieselbe Richtung. Denn wir alle wissen - wir alle brauchen entschlossene Antworten. Hierzu gehört eine konsequente Herkunftsprofilierung mit klaren Leitplanken für die Einführung des Ersten und Großen Gewächses sowie die Motivation derer, die sich für die nachhaltige Bewirtschaftung unserer Weinberge einsetzen", fasst VDP-Präsident Steffen Christmann den Austausch zusammen.
Eine "Bottom up" Herkunftsprofilierung
Mit der neuen WeinVO erhält der deutsche Weinbau eine neue, herkunftsbezogene Ausrichtung. Das ist zu begrüßen. Nachdem der VDP bereits seit über 30 Jahren den Weg der Profilierung der Herkünfte gegangen ist, konnte festgestellt werden, dass eine klare Herkunftsprofilierung den Verbraucherinnen und Verbrauchern Orientierung gibt und sie bindet. Um dies zu erreichen, fordert der VDP Konsequenz und Verzicht. Die Winzerinnen und Winzer im VDP mussten dafür über 30 Jahre Erfahrung sammeln, Fehler machen, neue Regeln aufstellen. Ein wichtiger Schritt war dabei die Etablierung der Ersten und Großen Gewächse, der Premier und Grand Crus für Deutschland, die auf einer klaren Gebietsprofilierung aufbaut. Sollen nun solche Weine für alle eingeführt werden, geht dies nur mit einer Klassifikation der Lagen, der Herkünfte nach ihrer Reputation. Damals wie heute haben diese Weine zum Ansehen des deutschen Weines in der Welt beigetragen. Umso bitterer die übereilte Aufnahme einer Regelung mit der Absicht der Vermeidung von "Wildwuchs". Im Ergebnis sind diese Begrifflichkeiten nun aufgenommen, jedoch mit unzureichenden Bedingungen. Daher braucht es eine erneute Änderung der Weinverordnung mit konsequenten Leitplanken für die Umsetzung der Ersten und Großen Gewächse in den Regionen. Die Herkunftsprofilierung in Deutschland wäre sonst zum Scheitern verurteilt und würde zur Abwendung jener führen, die den gesamten Weinbau im Blick haben.
Einig sind sich alle, dass sich Nachhaltigkeit und Zukunft nicht ausschließen dürfen. Mit der Klimaveränderung gehen Witterungsextreme- und Krankheits-Druck einher. Um den Weinbau in Schutzgebieten mitsamt Ökosystem & Lebensraum für Pflanzen, Insekten & Kleinstlebewesen überlebensfähig zu halten, braucht es eine realitätsnahe Umsetzung der PflanzenschutzAnwendungen, die mit der Branche erarbeitet wird. Kaum ein Jahr gilt nicht mehr als Ausnahmejahr und wird für den Weinbau, häufig besonders den Öko-Weinbau, zur Herausforderung. Daher braucht es passgenaue Gebote statt Totalverbote, um den Weinbau in Schutzgebieten zu erhalten. Gleichzeitig wird angeregt, dass der Einsatz von Kaliumphosphonat erneut mit den südlichen EUMitgliedsstaaten diskutiert wird, um eine Zulassung zu erreichen, die den Vorteil der Kupfer- und CO2-Reduzierung bietet.
Der Erhalt der Weinkulturlandschaft sowie die Erzeugung von Qualitätsprodukten und damit der Wertschöpfung für diese Weinberge ist in vielen Fällen ausschließlich durch echte Handarbeit möglich - die ohne die über Jahrzehnte gepflegte Zusammenarbeit und Hilfe von Saisonarbeitskräften kaum denkbar ist. Daher bekräftigten die Vertreterinnen und Vertreter des VDP den Wunsch der Branche nach einer realistischen Zeit- und Personalpolitik mit entsprechender Praxisnähe und Flexibilität.
"Um die derzeitigen Herausforderungen verstehen zu können, muss man den Weinbau und die Betriebe vor Ort hautnah erleben. Dies ist uns heute hier in der Kulturlandschaft des Kaiserstuhls gemeinsam gelungen", so Fritz Keller vom VDP-Mitglied & Weingut Franz Keller zum wohlwollenden Austausch mit dem Bundesminister.
Quelle und Kontaktadresse:
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