Pressemitteilung | Wirtschaftsvereinigung Stahl - Standort Düsseldorf

Gemeinsame Erklärung von IG Metall und Wirtschaftsvereinigung Stahl zur aktuellen Situation auf dem Markt für Eisenerz

(Düsseldorf/Berlin) - Trotz einer deutlichen Aufwärtsbewegung in den vergangenen Monaten ist die Konjunktur noch ein erhebliches Stück von der Normalisierung entfernt. Infolge der durch unmäßige Spekulation verursachten Finanzkrise leiden in Deutschland viele stahlverarbeitende Branchen unter einer niedrigen Kapazitätsauslastung.

Zurzeit zeichnet sich ab, dass die Stahlerzeuger bei der Rohstoffversorgung deutlich höhere Preise zahlen müssen, welche die Nachfragesituation in Deutschland und Europa nicht widerspiegeln. Schon 2009 lagen die Preise für die Massenrohstoffe Eisenerz und Kokskohle noch immer über dem konjunkturell hervorragenden Jahr 2007. Für das Jahr 2010 werden weitere Aufschläge von bis zu 100 Prozent verlangt. Die Folge sind für die Stahlindustrie in Deutschland Mehrkosten von jährlich über 3 Milliarden Euro. Dies wäre rund das Doppelte von dem, was die Stahlindustrie im letzten Jahr an den Standorten in Deutschland investiert hat: 1,6 Milliarden Euro. Solche Preissteigerungen sind eine erhebliche Gefahr für die fragile Erholung der stahlverarbeitenden Industrien und der Wirtschaft in Deutschland insgesamt.

Ursache für die dramatische Entwicklung an den Rohstoffmärkten ist einerseits die Marktmacht der großen Minenkonzerne und andererseits die wachsende Nachfrage der Schwellenländer, insbesondere im asiatischen Raum.

IG Metall und Wirtschaftsvereinigung Stahl fordern:

- Mehr Aufmerksamkeit der Politik hinsichtlich der strukturellen Versorgungsrisiken mit Massenrohstoffen für den Standort Deutschland. Es muss erörtert werden, welche Instrumente zur Lösung der angesprochenen Probleme entwickelt werden können bzw. vorhanden sind.

- Entschiedenes Gegensteuern gegen eine weitere Konzentration auf den internationalen Rohstoffmärkten. Es wird begrüßt, dass die Wettbewerbsbehörden in Brüssel und Bonn das geplante Joint Venture der beiden Bergbaukonzerne BHP Billiton und Rio Tinto für die Eisenerzabbauaktivitäten in Australien prüfen. Durch das Joint Venture würde ein Duopol entstehen, das drei Viertel des überseeischen Eisenerzmarktes beherrscht.

- Die EU wird aufgefordert, die Erneuerung der europäischen Finanzmarktregulierung voranzutreiben, um volkswirtschaftliche Schäden durch eine unmäßige Finanzmarktspekulation zu verhindern. Absicherungsgeschäfte, die nicht auf Spekulation zielen, sondern der Industrie zum Ausgleich von Preisschwankungen an den Rohstoffmärkten dienen, dürfen hingegen nicht eingeschränkt oder verteuert werden.

- Faire Preiskonditionen für Rohstoffe und den Erhalt der auf ein Jahr festgelegten Benchmarkverträge, anstelle von Kurzzeitverträgen. Eine Abkehr von diesem längerfristigen Preissystem hin zu kurzfristigen Preisfestsetzungen hätte starke Preisschwankungen, höhere Bezugskosten und eine geringere Planungssicherheit für die gesamte Wertschöpfungskette zur Folge. Der Einfluss von Akteuren des Finanzmarktes muss eingedämmt werden. Eine Notierung von Eisenerz an der Londoner Metallbörse (LME) wird abgelehnt.

Quelle und Kontaktadresse:
Wirtschaftsvereinigung Stahl Beate Brüninghaus, Leiterin, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Sohnstr. 65, 40237 Düsseldorf Telefon: (0211) 6707-0, Telefax: (0211) 6707-310

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